Bundesrat Stenographisches Protokoll 702. Sitzung / Seite 140

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genommen. Und diese Dialogverweigerung ist exemplarisch für die gegenwärtige Bun­despolitik, das sehen wir nicht nur an diesem Beispiel! (Beifall bei den Grünen

Es gibt eine lange Liste von Organisationen, die durch dieses Vorgehen vor den Kopf gestoßen wurden, etwa die Caritas, die evangelische Diakonie, die Volkshilfe oder das Rote Kreuz. All diese Organisationen kann man nicht unbedingt, wie heute schon ge­sagt wurde, als linke Speerspitzen bezeichnen.

Das sind Organisationen, die ihre Arbeit ernsthaft gemacht haben, die in vielen an­deren Bereichen auch für den Staat Aufgaben übernehmen, und ich finde, man sollte die Meinung dieser Organisationen nicht so einfach wegwischen. Auch viele andere NGOs sind hier noch zu nennen.

Ignoriert von vielen VerfassungsjuristInnen wurden aber auch die Bedenken des UNHCR betreffend Verfassungswidrigkeit oder Verletzung der Genfer Flüchtlings­kon­ven­tion und der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Ziel dieser Gesetzesvorlage scheint es also zu sein, jene Zeit, die verstreicht, bis die­ses Gesetz höchstwahrscheinlich wieder aufgehoben wird – es gibt viele, die der Mei­nung sind, dass es vor dem Verfassungsgerichtshof nicht halten wird –, dazu zu nut­zen, eine Abschreckung darzustellen. Es soll sich im Ausland herumsprechen: In Öster­reich ist es nicht warm – wie wir heute schon gehört haben –, es wird immer kälter – kommt nicht her!

Wenn es Ziel des Gesetzes sein soll, eine Beschleunigung herbeizuführen, eine Be­schleunigung im Sinne von gründlichen, fairen, menschenfreundlichen und menschen­gerechten Entscheidungen, dann würde ich Ihnen empfehlen, den Vorschlag des UNHCR ernst zu nehmen und einfach mehr Personal für die Abwicklung dieser Ver­fahren einzusetzen.

Ich hoffe allerdings – mir ist es relativ egal, ob das jetzt Oberösterreicher oder andere sind –, dass es in der ÖVP nicht nur Meinungen gibt wie jene des Ministers Strasser. Ich glaube sehr wohl, dass es auch hier noch Menschen gibt, die ihre christlich-soziale Einstellung ernst nehmen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn von dieser Seite noch die eine oder andere Zustimmung käme. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)


18.01

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Ing. Klamt. Ich erteile ihm das Wort.

 


18.02

Bundesrat Ing. Gerd Klamt (Freiheitliche, Kärnten): Herr Präsident! Herr Minister! Hoher Bundesrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu meiner Vorrednerin möchte ich nur so viel sagen: Sie sollte vielleicht ein wenig an sich arbeiten und lernen, andere Meinungen zu respektieren und auch anzunehmen. (Beifall bei den Frei­heit­lichen und bei Bundesräten der ÖVP.)

Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich klarstellen, dass ich und ganz sicher auch die freiheitliche Fraktion die Grundsätze der Genfer Flüchtlingskonvention sehr ernst nehmen. Flüchtlingen, die wegen ihrer Rasse, Religionsausübung, Nationalität, Zuge­hörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeu­gung in ihrem Heimatland verfolgt werden, ist der Flüchtlingsstatus ganz klar zuzuer­kennen. Diesen Menschen muss Schutz und großzügige Aufnahme in Österreich ge­währt werden.

Wenn wir die Statistik der Asylwerber im Jahre 2002 in den Mitgliedstaaten der Euro­päischen Union im Vergleich betrachten – sie wurde ja heute schon einige Male er-


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