Bundesrat Stenographisches Protokoll 702. Sitzung / Seite 154

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Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Wimmler. – Bitte.

 


19.00

Bundesrätin Herta Wimmler (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Herr Minister! Geschätzte Damen und Herren des Bundesrates! Zu Beginn meiner Aus­führungen möchte ich allen Grenzsicherungsbeamten für ihre hervorragende Arbeit danken, denn sie tragen in erster Linie dazu bei, dass Schleppern und damit einem Teil von Migranten der Zugang zu Österreich verwehrt wird. Leider kommen viele Men­schen mit völlig falschen Voraussetzungen zu uns und müssen mittellos wieder in ihre Heimat zurück.

Zur Asylgesetz-Novelle. – Ich bin froh, dass Herr Kollege Schennach noch da ist, denn gerade ihm als Einzigem von den Oppositionsparteien hätte ich zugetraut, dass er fair ist und auch jene Punkte anschneidet, die von allen Institutionen positiv erwähnt werden. – Ich möchte nicht weiter ausführen, warum und weshalb es so wichtig ist, dass eine schnelle Unterscheidung zwischen Migration und Asyl erfolgt, dass die Schutzsuchenden tatsächlich gleich Schutz bekommen und dass es eine Verfah­rens­beschleunigung und so rasch wie möglich Verfahrensklarheit gibt. Das hat ja Kollegin Roth schon sehr deutlich gesagt.

Für mich und wahrscheinlich auch für viele von Ihnen ist es sehr wichtig, dass das Fa­milienverfahren angerissen worden ist und dass alle Anträge einer Familie in Zukunft in einem Verfahren beurteilt werden, dass ein Verfahren durchgeführt wird und eine Ent­scheidung erfolgt. Das ist der humanste Weg einer asylrechtlichen Familienzusam­men­führung. – Davon sprechen Sie nicht!

Weiters wird es die Praxis der Folge- oder Kettenanträge nicht mehr geben, wiewohl Folgeanträge, die innerhalb der Rechtsmittelfrist gestellt werden, als Berufung gewertet werden. Ich denke, das ist einer der wichtigen Punkte.

Darüber hinaus gibt es erstmals in der österreichischen Asylgesetzgebung die beson­dere Schutzbestimmung für Folteropfer und Traumatisierte.

Diese Punkte sind auch von allen anderen Institutionen sehr positiv bewertet worden, und ich hätte mich, Herr Kollege Schennach, gefreut, wenn Sie einen davon erwähnt hätten, denn ich halte Sie für fair und doch für sehr objektiv.

Ich möchte nun einiges zu den Betreuungsplätzen sagen, was in Wien und in Nie­derösterreich zu erheblichen Problemen führen kann und deren Zahl immer zu gering ist. Aber ich möchte dazu anmerken, dass wir in der Steiermark nur um 4 Prozent weniger Betreuungsplätze für Asylwerber haben und dass wir 35 Plätze haben gegen­über Niederösterreich mit 43 Betreuungsplätzen. Ich denke also, dass die Steiermark da nicht schlecht dasteht. Sie, Herr Minister, haben im vorigen Jahr in Bruck an der Mur den Verein INTEGRA besucht, wo Sie gesehen haben, welch hervorragende Ar­beit auch in der Obersteiermark für Asylanten geleistet wird.

Natürlich ist es so, dass sich, wenn zum Beispiel in einem kleinen Ort in der Ober­steier­mark mit 1 000 Einwohnern 100 Asylanten untergebracht sind und diese, weil sie ja nicht arbeiten dürfen, herumstehen, dann so mancher der Einwohner „vom Bauch her“ bedroht fühlt. Das muss man auch akzeptieren, das ist so zu nehmen, wie es eben ist. Trotzdem haben wir sehr viele Betreuungsstätten.

Die echten Asylwerber – die die kleinere Anzahl von Asylanten ausmachen – haben meist mit sich selbst und ihren Problemen zu tun, sie stehen nicht herum und fallen auch nicht auf. Die anderen aber wollen rasch zu Geld und zu einer Arbeit kommen. Nach Aussage eines Gendarmeriebeamten aus diesem Gebiet sind sie meist nur bei


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