Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 141

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Herr Kollege Schnider hat gesagt, bewusst halte der Bauer das Tier nicht schlecht. – Mit wenigen Ausnahmen – die muss man überall bei solchen Dingen sehen – ist es meist die materielle Unfähigkeit des Bauern, den Tieren eine tiergerechte Haltung zu ermöglichen. – Tiergerecht versteht sich aus unserer Sicht, denn was weiß ich, was das Tier gerne haben möchte, aber wir wollen doch einmal feststellen, dass wir glau­ben, für das Tier manches verbessern zu können. Das ist mit ungeheuerlichen Geld­mitteln verbunden, und da müssen wir vielleicht auch hilfreich einspringen, denn das Tier gehört tiergerecht gehalten.

Dann gibt es einen Punkt, den ich herausheben möchte, nämlich das Schächten. Ich glaube, am Thema Schächten zeigt sich am ehesten eine Kulturschranke zwischen den Moslems und den Juden auf der einen und den Christen auf der anderen Seite. (Bundesrat Schennach: Bitte, bitte! Verrennen Sie sich nicht!) Das Schächten – Kollege, bleiben Sie ruhig! – hat einen hohen Stellenwert bei diesen beiden Religions­gemeinschaften. Ich habe gerade vor dieser Sitzung mit einem Herren gesprochen, der Mediziner und Moslem ist. Er sagt, das Schächten ist, wenn es ordnungsgemäß gemacht wird, die schnellste Todesart für das Tier. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Stimmt!)

Die Frage ist: Wird es immer ordnungsgemäß gemacht? – Weil es nicht immer ord­nungsgemäß gemacht wird, müssen wir die Betäubung für das Schächten einfordern. Aber wird nicht bei uns auch oft schon bei der Betäubung in großen Schlachthäusern zu Lasten des Tieres etwas großzügig umgegangen? – Betäubung ja, aber dann wirklich Betäubung, und nicht die Tiere halbbetäubt abmurksen, ausweiden und alles, was damit zusammenhängt! (Demonstrativer Beifall des Bundesrates Schennach.) Damit, so meine ich, ist das Thema Schächten für mich erledigt. (Bundesrat Schenn­ach: Ich habe Schlimmeres erwartet!) Es soll ordnungsgemäß, dem Religionsritus entsprechend geschächtet werden können, aber nach Betäubung. (Staatssekretär Mag. Schweitzer – in Richtung des Bundesrates Schennach –: Ich habe das genau mitverfolgt! Das war malevolent!)

 


Vizepräsident Jürgen Weiss (das Glockenzeichen gebend): Bitte keine Zwiege­spräche!

 


Bundesrat Mag. John Gudenus (fortsetzend): Es wurde heute hier auch schon erwähnt, dass ein Tier ein Geschöpf ist. Manche sagen: Mitgeschöpf – das ist ein komischer Begriff, wie Mitbürger. Ich weiß auch nicht, warum ein Bürger ein Mitbürger sein soll. Bleiben wir also bei Geschöpf. Es gibt eine Rangordnung der Schöpfung. Das sehe ich durchaus fast egozentrisch, aber ich schließe uns alle mit ein. Der Mensch ist der oberste Teil, dann kommt das Tier, dann die Pflanze und dann die Sache. Uns ist all dies vom Schöpfer anvertraut worden, es ihm zu Ehr ordnungsgemäß, der Situation und dem Gegenstand, dem Tier, der Pflanze, der Sache konform zu pflegen und einan­der weiterzugeben. Halten wir uns daran, nicht egoistisch, sondern dem Schöpfer ent­sprechend zu handeln! (Allgemeiner Beifall.)

17.28

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor. Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Fortsetzung der Tagesordnung

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Ich nehme die Verhandlungen zur Tagesordnung wie­der auf. Wir setzen die Verhandlungen über die Tagesordnungspunkte 27 und 28, Be­richte über die soziale Lage 1999 sowie 2001 bis 2002, fort.

 


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