tragbar sind und bei denen es nicht nur Verlierer geben darf. Unsere Transit-Problematik, so glaube ich, ist das beste Beispiel dafür, wie es nicht sein dürfte.
Trotzdem kann ich von dieser Stelle aus sagen: Wir freuen uns – vor allem auf unsere neuen Nachbarn! Mit ihnen haben wir ja schon seit längerem grenzüberschreitende Beziehungen sowohl auf lokaler als auch auf regionaler und bundesweiter Ebene aufgebaut, und ich bin sicher, dass sich diese Verbundenheit durch den Beitritt noch intensiver gestalten wird, auf der Basis sowohl wirtschaftlicher als auch kultureller Beziehungen.
Leider sind wir Österreicher und Österreicherinnen in Bezug auf das Erlernen von Sprachen dieser neuen Nachbarn nicht wirklich fortschrittlich. Wenngleich seit den letzten Jahren in Grenzregionen zu Tschechien, zur Slowakei, zu Ungarn und Slowenien Sprachkurse in unseren Schulen angeboten werden, gehen wir Erwachsene eher davon aus – ich nehme mich da selbst nicht aus –, dass man mit Deutsch und Englisch das Auslangen fände.
In den neuen Beitrittsländern habe ich durch viele Kontakte auf Grund meiner Europaratstätigkeit, und hier vor allem als Vorsitzende des Ausschusses für Städte- und Gemeindepartnerschaften, feststellen können, dass dort die jüngere Generation bestens auf die EU vorbereitet ist – vor allem was die Sprachen betrifft – und über ausgezeichnete Fremdsprachenkenntnisse verfügt.
In Litauen zum Beispiel beherrscht der Großteil der in der Verwaltung Tätigen Englisch und Deutsch sowie teilweise auch Französisch. Russisch wird dort verständlicherweise etwas vernachlässigt. Dort hat man insofern bereits Angst, dass die gut ausgebildeten jungen Leute nach dem EU-Beitritt das eigene Land verlassen und auf Grund besserer Aufstiegs-, aber vor allem auch Verdienstmöglichkeiten in andere Staaten abwandern werden.
Der Europarat, meine sehr geehrten Damen und Herren – das muss heute auch einmal gesagt werden –, hat es in vielen Beitrittsländern erst möglich gemacht, dass diese Staaten europatauglich geworden sind. Durch die Entsendung vieler Experten wurden sowohl auf der Verwaltungsebene als auch auf Regierungsebene demokratische Strukturen geschaffen, die nach dem Fall des Eisernen Vorhanges einen Neuaufbau nach westlichen demokratischen Standards erforderten. Ob bei der Vorbereitung demokratischer Wahlen, ob bei der Mithilfe bei der Schaffung von neuen Verfassungen – der Europarat hat überall an vorderster Stelle gewirkt und mitgewirkt.
Aber ich habe in diesen neuen Beitrittsländern auch nicht nur Positives erlebt. Anlässlich einer Diskussion mit über 700 Maturantinnen und Maturanten in Klaipeda – das ist die drittgrößte Stadt in Litauen – war das Thema Nummer eins die Frage: Wie gehen wir in Zukunft mit der Korruption um?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es macht sehr betroffen, wenn diese Jugendlichen nicht wissen, wie es weitergehen wird, aber ich meine, dass das – bei all den Hilfestellungen, die diesen Ländern gewährt werden müssen – Hausaufgaben sind, die von den jeweiligen Ländern selbst erledigt werden müssen. Es hat vorher bereits auch der Herr Bundeskanzler gesagt, dass nicht alles zum Zeitpunkt des Beitrittes möglich sein wird, sondern dass diese Länder sich sehr anstrengen werden müssen, um diese Angelegenheiten in Zukunft ins rechte Lot bringen zu können. Wir dürfen die Jugendlichen auch dort nicht enttäuschen, wenn sie mit solchen Themen leben müssen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle wissen, dass es noch Jahre dauern wird, bis diese Beitrittsländer – von einigen Ausnahmen abgesehen – unseren Standard in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht erreicht haben werden. Deshalb wird es notwendig sein, dass die EU dort zusätzliche Fördermittel einsetzt, um den Aufhol-
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