Bundesrat Stenographisches Protokoll 704. Sitzung / Seite 82

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Größenordnung haben. Hier müsste man ganz anders ansetzen, nämlich auch Klein- und Mittelunternehmungen den Zugang zu Forschungsergebnissen in diesem Land ermöglichen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

14.36

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zum Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Weilharter. – Bitte.

 


14.36

Bundesrat Engelbert Weilharter (Freiheitliche, Steiermark): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Werte Damen und Herren! Ich glaube, alle kennen den Ausspruch, denn es ist bereits eine Binsenweisheit: Es gibt nichts Älteres als eine Zeitung von gestern.

Meine Damen und Herren! Eine Volkswirtschaft, ein Staat, eine Gemeinschaft, die nicht in Forschung und Technologie investiert, verliert Chancen und läuft dabei auch Gefahr, dass sich der Markt an ihr vorbei entwickelt und diese Volkswirtschaft, diese Gemeinschaft nur mehr das Nachsehen hat und somit gleich uninteressant wird wie eine Zeitung von gestern.

Ich darf das, meine Damen und Herren, an einem Beispiel dokumentieren. – Alle hier im Hause erinnern sich an die erfolgreiche Zweirad-Produktion im Grazer Puch-Werk. Dort wurden Jahrzehnte hindurch Fahrräder, Zweiräder mit einer bestimmten Qualität produziert. Niemand hat darüber nachgedacht: Wie könnte sich das Fahrrad in zehn Jahren, in 20 Jahren, wie könnte sich das Zweirad in der Zukunft entwickeln?

Meine Damen und Herren! Weil man darüber nicht nachgedacht hat und nicht in Entwicklung und Forschung investiert hat, hat man sich entschlossen, diese Produktion zu veräußern. Das Puch-Werk wurde damals an den Piaggio-Konzern, an die Italiener verkauft. Die damaligen Ausverkäufer im Land Steiermark, meine Damen und Herren, waren auch die ÖVP und SPÖ. Der neue Eigentümer, der Piaggio-Konzern, hat zu dem Zeitpunkt, als er das Kaufinteresse angemeldet hat, bereits in die Marktforschung investiert. Der Konzern hatte Entwicklungsstudien, und er hatte insgesamt über die Weiterentwicklung des Zweirades nachgedacht und in sie investiert. Man könnte sagen, er hat damit in die Zukunft investiert – und dieser Zukunft stand nichts mehr im Wege.

Werte Damen und Herren! Wenn man ein Fahrrad der achtziger Jahre mit einem heu­tigen Fahrrad vergleicht, dann muss man zugestehen: Der Piaggio-Konzern, die Italiener hatten Recht. Es haben sich in dieser Produktion Welten aufgetan und ver­ändert! Es wurde das Design geändert, die Technik wurde verändert, die Funk­tionalität und auch die Sicherheit. Die neuen Eigentümer trafen die richtige Ent­scheidung. Sie hatten in Forschung und Technik investiert und das Produkt damit marktgerecht aus­gerichtet. Sie haben damit dem Trend der gesunden Mobilität Rechnung getragen. Da­mit ist der Piaggio-Konzern zum weltgrößten Zweirad-Produ­zenten geworden. Sie sind Marktleader in diesem Bereich – leider nicht mehr mit dem Standort in Österreich.

Meine Damen und Herren! Beim vorliegenden Regelwerk und bei der vorliegenden Gesetzesmaterie handelt es sich nicht nur um gesetzliche Bestimmungen – denn diese gesetzlichen Bestimmungen hatten die Italiener auch bei der Zweiradproduktion –; es handelt sich meiner Meinung nach und nach Meinung meiner Fraktion vielmehr um eine Investition in die Zukunft, damit österreichische Leistungen und Produktionen Marktchancen haben.

Meine Damen und Herren! Produktionen basieren immer auf der Grundlage einer nationalen Entwicklung und Forschung. Und wenn wir in Entwicklung und Forschung investieren, dann investieren wir in die Zukunft. Ein ähnlicher Höhenflug, wie ihn das


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