Bundesrat Stenographisches Protokoll 704. Sitzung / Seite 121

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

jetzt aber nicht mehr tun, weil es nicht mehr geht, weil das im Zeitbudget nicht mehr drinnen ist. Und die Polizisten jammern darüber, dass sie das nicht mehr machen kön­nen. Ich habe das aber als eine der ganz wichtigen und interessanten Maßnahmen ge­sehen.

Ein anderes Beispiel sind die Betreuungspolizisten in Wien. Ich spreche jetzt von einem problematischen Feld, wo es Dutzende Vorfälle und entsprechende Polizei­berichte darüber gibt. Ich glaube, der jüngste Mörder Österreichs wohnt derzeit auch dort. Wenn ein Vertrauenspolizist jetzt nur einen halben Tag in der Woche vorbei­kommen kann, dann frage ich Sie: Wie soll dieser von wem auch immer wahrge­nom­men werden? Es bedarf einfach eines Mehr an Einsatz, und wenn es in Wien nunmehr um 26 Prozent mehr Fälle gibt, dann hat etwas zu geschehen!

Herr Minister! Ich saß bei Ihnen im Büro, und ich habe mich am Anfang Ihrer Polizei­reformbemühungen sehr angetan davon gezeigt, weil manche Maßnahmen vom Grund­satz der Idee gut waren. – Es muss wirklich nicht jeder kleine Bezirk in Wien ein eigenes Kommissariat haben. Die Grundidee wäre gewesen, den Oberbau sozusagen zu verschlanken und unten mehr zu bekommen. Das wäre im Prinzip keine schlechte Idee gewesen! So ist es aber nicht geworden!

Jetzt sage ich: Lieber Ernst Strasser! Da ist plötzlich – Frau Kollegin, Sie können sofort wieder in die Rüstung hüpfen! – die niederösterreichische Sozialisation durchge­kommen. Er konnte es sich nicht verkneifen, das, was man Umstrukturierung nennt, zu einem politischen Einschwärzen zu benützen, dem doch manche Leute und manche Strukturen zum Opfer fielen. Das erinnert mich an Ihren Ausspruch von soeben, Frau Kollegin, den ich mir aufgeschrieben habe und der sensationell ist. Ich werde ihn mir in mein Poesiealbum schreiben. Sie haben gesagt: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ – Habe ich das richtig aufgeschrieben? (Zwischenruf des Bundesrates Ko­necny.)

Ich frage Sie: Was soll denn das? Ist das Ihr Ruf nach einem amerikanischen System? Wollen Sie ein System, in dem die neue Regierung kommt und die Beamtenschaft ausgewechselt wird? Oder wollen Sie rückgratschwächere Beamte, die ihr Fähnchen nach dem Wind hängen, damit es besonders flattert und wendig ist? Oder was wollen Sie? (Zwischenruf der Bundesrätin Roth-Halvax.)

Ich möchte Beamte, die mir ihre Meinung ins Gesicht sagen, mit denen ich darüber diskutieren kann und die nicht deswegen gehen müssen, weil sie eine Meinung haben. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ. – Bundesrätin Kerschbaum: So ist es!)

Wenn es einen Polizeichef von Wien namens Schnabl gab, der sicherlich gute Arbeit geleistet hat, dann frage ich mich: War es Jux und Tollerei, oder war es dieses Jucken, jetzt endlich einmal im Innenministerium doch eine andere Mehrheit zu schaffen? – Frau Kollegin, bitte lassen Sie die Rüstung noch abgelegt, Sie können sie später ruhig wieder anlegen! – Wenn dem so war, dann soll man es aber auch sagen, dann braucht man die Maßnahmen nicht „Umstrukturierung“ zu nennen!

Ich bin Ernst Strasser im ersten Moment ein bisschen auf den Leim gegangen. Es gibt Aussendungen von mir, in denen ich sogar begrüßt habe, dass es diese Polizeireform in Wien gibt. Im Prinzip habe ich diese vom ganzen System her richtig gefunden, weil wir damit mehr Beamte und vor allem mehr Beamte auf der Straße bekommen sollten. Wir haben sie aber nicht bekommen!

Ich bin neugierig, ob Ihre Rechnung aufgehen wird, wenn man jetzt Zollwachebeamte zu „Straßenbeamten“ machen will! Der Sicherheitsdienst auf der Straße und die Zollwache sind doch ganz andere Paar Schuhe! Da muss fraglos eine entsprechende


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite