Ausbeutungsverhältnisse
auch innerhalb der Gruppen auf, die es an den Wurzeln zu bekämpfen gilt.
Das ist
einer der Punkte, warum ich jetzt hier als Kontra-Redner stehe, denn genau
dieser Bereich, Kriminalprävention und organisierte Kriminalität, fehlt in beiden
Berichten. Darüber wundere ich mich schon, wenn ich mir zum Beispiel den
Bereich der Kriminalprävention im benachbarten Deutschland anschaue; dazu gibt
es Berichte von mehreren hundert Seiten, nur zu kriminalpräventiven Maßnahmen,
die jederzeit vom Bundeskriminalamt in Deutschland abrufbar sind. Ich habe hier
einen Bericht mit 275 Seiten. Ich werde ihn nicht zur Gänze vorlesen, aber
ein bisschen etwas daraus. – Und was passiert in Österreich? – Dass
zum Beispiel der Link „Prävention“ auf der Homepage des Innenministeriums
verschwunden ist. Das Kapitel „Prävention“ – schauen Sie nach auf der
Homepage des Innenministeriums! – gibt es nicht mehr.
Dabei
gibt es eine „Entschließung des Rates vom 21. Dezember 1998 zur
Prävention organisierter Kriminalität im Hinblick auf die Ausarbeitung einer
umfassenden Strategie zu deren Bekämpfung“. Da gibt es den Aktionsplan der
Europäischen Union: „... in Anbetracht der Bedeutung eines stärkeren
Bewusstseins der Gefahren organisierter Kriminalität für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit,
für Freiheit, Menschenrechte und Selbstbestimmung – Werte, die die raison
d’être jeden Kampfes gegen organisierte Kriminalität sind, ...“. Aus dieser
gemeinsamen Entschließung des Rates sind dann verschiedene Aktionspläne, Präventivmaßnahmen
entstanden.
Es gibt
unterschiedliche Präventivmaßnahmen, es gibt zum Beispiel den Bericht aus
Deutschland. Alleine die Projekte, die zwischen den deutschen Bundesländern und
dem Bund gemeinsam gemacht werden, sind beachtenswert, das ist auch für den Bundesrat
interessant. Was das Kapitel „Drogen/Sucht“ in dem Bericht betrifft, ist für
mich sehr interessant gewesen, dass die Drogenprävention in Deutschland bereits
im Kindergarten beginnt. Ein weiteres Kapitel in dem Bericht beschäftigt sich
mit der „Eigentumskriminalität“. Unter dem Kapitel „Gewalt“ findet man ein
„Anti-Gewalt-Training“, „Cool statt gewalttätig“ oder „Das schaffst Du –
Jungenförderung gegen Angst und Gewalt“ und vieles mehr. Unter dem Kapitel
„Jugendkriminalität“ findet sich „Fit for life“, ein Training für soziale
Kompetenz für Jugendliche.
Sehr
interessant für mich ist, dass die Polizei in Deutschland eine ganze Reihe von
Einrichtungen betreibt, wie zum Beispiel Skateranlagen, Puppentheater und so
weiter und so fort, die alle in diesen Präventivbereich mit hineingenommen
werden.
Weiters gibt es die Bereiche „Kinder/Primärprävention“, „Nachbarschaft/Wohnumfeld“, darunter zum Beispiel „Sport mit Aussiedlern“. Die Polizei errichtet Schutzhütten. Das ist auch interessant. Unter dem Abschnitt „Opferhilfe/Opferschutz“ findet sich „Arbeitsbereich ,Sekten/Okkultismus’ im Polizeipräsidium München“, unter „Sexueller Missbrauch“ „Projekt ,Bull-Kids’“, „Spot gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen im Tourismus“. Weitere Kapitel sind „Sicherheitsgefühl“ und „Städtebauliche Prävention“. Immer wieder kommt die „soziale Stadt“. Eine Stadt, abhängig davon, wie sie gebaut wird, schafft auch Kriminalität. Hier gilt es, präventiv tätig zu werden. Weitere Bereiche sind „Straftaten gegen Frauen“, „Straftaten gegen Senioren“, „Zeugen- und Helferverhalten“ und so weiter und so fort.
Ich könnte Ihnen jetzt 255 Seiten vortragen, das tue ich nicht. Dazu ist vielleicht auch schon die allgemeine Müdigkeit zu weit fortgeschritten. Aber genau das – das, was auch Innenminister Strasser in Pressekonferenzen öffentlich erklärt – fehlt in diesen Berichten. Und wenn „Prävention“ schon auf der Homepage fehlt und auch die langjährige Leiterin der Präventionsstelle im Bundesministerium nicht gerade auf freundliche Weise gegangen wurde, frage ich mich, welche Wertigkeit dieser Bereich in Ihrer Politik hat.
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