Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 62

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Ich habe jemanden in meiner Verwandtschaft, der seine denkmalgeschützte Ruine an einen Neffen in Mexiko vererbt hat, damit er ja nicht zahlen muss, um diese Ruine auf­rechtzuerhalten. Nun hat ja nicht jeder einen Neffen oder eine Tante in Mexiko oder im Kongo oder sei es wo auch immer. Außerdem erledigt sich dadurch der Denkmal­schutz ja auch nicht unbedingt auf eine positive Art und Weise.

Ich gehe davon aus, dass mein geschätzter Kollege, Professor Konecny, das Thema mit Nachdruck aufgreifen wird, denn er hat es schon im Ausschuss fulminant vorge­tragen – mit sehr viel Engagement, mit sehr viel Fachkenntnis. Insofern fühle ich mich auch mit Professor Konecny, mit meinem Freund Spiegelfeld-Schneeburg und über­haupt all jenen sehr verbunden, die etwas für den Denkmalschutz übrig haben.

Es handelt sich wahrscheinlich auch um viel mehr, als wir glauben, denn Denkmal­schutz ist nicht nur das, was wir in einem Katalog aufgezeigt haben, Denkmalschutz reicht weiter. Ich treibe meine Anforderungen jetzt gewissermaßen auf die Spitze: Aber auch Bauernhöfe, alte Bauernhöfe, auch wenn sie nicht im Katalog enthalten sind, sind Teil des Denkmalschutzes. Eigentlich würde ich – und das ist vielleicht etwas frivol gesagt – ganz Österreich unter Denkmalschutz stellen wollen. (Bundesrat Schennach: Nein, bitte nicht alles!) Ja, ich weiß schon, die Grünen widersprechen mir, das ist auch gut so, denn wir haben ja auch verschiedene Meinungen. Nicht jeder Bahnhof eignet sich zum Herzeigen für den Fremdenverkehr, zum Ankommen schon, zum Abfahren auch – leider fahren sie auch immer wieder weg, die Fremden. (Bundesrat Schenn­ach: War das jetzt ein Plädoyer für offene Grenzen? – Herr Hagen wird schon ganz nervös! – Allgemeine Heiterkeit.)

Ich meine, dass der Denkmalschutz eine wesentliche Aufgabe ist, genauso wie natür­lich auch die Museen. Im Bericht wird angeführt, dass einzelne Museen ein Prozent oder 0,9 Prozent weniger Besucher hatten. Das mag ja eine sehr schöne Aufzählung sein, nur hilft sie nichts. Das Museum ist deswegen nicht weniger wert als im Jahr davor. Das sind zufällige Schwankungen. Natürlich kann jedes Museum – Kollege Konecny wird dann vielleicht auf das Technische Museum eingehen – noch besser werden, und die Museumsdirektoren stöhnen manchmal mehr, manchmal weniger. Es gibt natürlich auch problematische Dinge im Museumsbereich, wenn ich etwa auf die Albertina blicke, auf dieses schreckliche Dach, welches dort in marktschreierischer Ab­sicht angebracht worden ist: Das ist eine Kulturschande, und ich empfinde es eigentlich fast als eine Beleidigung für jemanden, der das Wort Denkmalschutz gerne in den Mund nimmt, dass dies dort passieren durfte. Wenn man Industriekomplexe errichten oder Werbung für eine Firma machen will, dann soll man das woanders machen. Da jetzt sogar der Stephansdom für Banken und Ähnliche herhalten muss, könnte man natürlich auch sagen: Warum nicht auch die Albertina? Ich halte das aber wirklich nicht für den Idealzustand und würde mir wünschen, dass dieser Himmel – oder was es dar­stellen soll – möglichst bald wieder wegkommt.

Ich freue mich, dass heute drei Herren der Orthodoxen Kultusgemeinde hierher ge­kommen sind, drei Rabbiner, denn Kultur hat auch mit Kultus etwas zu tun, und Österreich – auch das alte Österreich – hat sich stets um diese Glaubensrichtung verdient gemacht. Bis zum Jahr 1938 galt das orthodoxe Kultusgesetz, welches dieser Glaubensrichtung, die heute durch drei Rabbiner hier vertreten ist, gewidmet war. Nach dem Jahr 1945 kam eine andere Kultusgemeinde ans Ruder beziehungsweise in die Führungsfunktionen, und so haben die orthodoxen Juden keine eigene Gemeinde mehr. Das muss man sich etwa so vorstellen, als ob alle Christen in Österreich sich nur von den Katholiken vertreten lassen dürften. Zum Glück gibt es in diesem letzteren Fall verschiedene Glaubensrichtungen, die staatlich anerkannt sind.

Frau Bundesminister, ich bitte Sie namens meiner Freunde und aller, die ein offenes Herz und ein gutes Gewissen haben – vielleicht auch manchmal ein schlechtes Gewis-


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