Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 64

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Es ist ein Verbrechen, wenn Direktor Noever diesem Mann eine Ausstellung widmet, und ich hoffe, dass dieser Ausstellung von uns allen möglichst stark widersprochen wird und sie, wenn möglich, auch nicht weiter existieren kann. Frau Minister, bitte sprechen Sie ein Machtwort! Sagen auch Sie, dass diese Ausstellung eigentlich eine Schande für die Republik Österreich ist. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Bundesräte der Freiheitlichen und einige Besucher halten Tafeln in die Höhe, auf denen steht: „Keine Steuergelder für Kinderschänder!“)

12.33

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Professor Konecny. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


12.33

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Kollegin Schlaffer hat namens der Sozialdemokraten eine Reihe von grundsätzlichen Anmerkungen gemacht, die ich nur unterstreichen kann. Ich möchte mich daher primär mit zwei Themenkomplexen durchaus auch ein wenig im Detail beschäftigen, weil sie Ausdruck dessen sind – Frau Bundesminister, das kann ich Ihnen nicht ersparen –, dass die Tendenz, Probleme hinauszuverlagern und damit nichts mehr zu tun haben zu wollen, irgendwie der gemeinsame Nenner Ihrer Kulturpolitik, aber auch Ihrer Politik in den anderen Bereichen Ihres Ressorts ist. Die Universitäten sollen schauen, wo sie bleiben, die Museen sollen schauen, wo sie bleiben. Sie ziehen sich auf die Position zurück: Es gibt ja eine Grundfinanzierung, und damit müssen sie eben eine Politik machen!

Unter diesen Bedingungen muss dann, das verstehe ich, zum Teil sehr vordergrün­dig – es ist von populären Namen gesprochen worden – operiert werden, unter dem Druck der Notwendigkeit, hohe Besucherzahlen zu erreichen. Ausstellungen, die auch wichtig sind, aber vielleicht nicht im gleichen Umfang publikumswirksam, werden dage­gen verschoben oder sie finden nicht statt. Und gerade im Bereich der Bundeshaupt­stadt, Frau Bundesminister, ist der damit verbundene Konkurrenzkampf weder den einzelnen Instituten noch dem Gesamtangebot, das den Einheimischen und den vielen Gästen geboten wird, nützlich.

Wir haben auch gewisse Ungleichgewichte festzustellen. Das Kunsthistorische Muse­um mit seinen inzwischen entstandenen Annexen hat ein gewisses Übergewicht. Es gibt einen, wie ich meine, unnotwendigen Wettlauf zwischen dem Kunsthistorischen Museum und der Albertina, aber es zeigen sich auch andere Fehlentwicklungen, die dadurch verursacht wurden, dass vor der Ausgliederung gewisse Entscheidungen von Ihnen, vom Ressort, nicht getroffen worden sind und in einem konkreten Fall, den ich anschneiden möchte, dadurch, dass es eine über die Ressorts hinausgehende Koordi­nierung nicht gegeben hat.

Ich will hier – ich weiß schon, das ist nicht Ihr Bereich – nicht über das Heeres­geschichtliche Museum und seine Sinnhaftigkeit und die Ausstellungswürdigkeit der Gegenstände, die dort herumstehen, diskutieren. Das ist ein anderes Thema. Aber es hat sein Image, es ist auch ein bisschen ein Familienmuseum, sofern die Väter eine gewisse militaristische Ader haben – soll sein, das gibt es. Aber wenn Sie mir bitte erklären könnten, wer von denen, die in dieses Museum gehen wollen, es zu schätzen weiß, dass dort die besten Bilder von Egger-Lienz, die im Bundesbesitz sind, in einem Raum an der Wand hängen, dessen Hauptattraktion die blutbefleckte Uniform des Thronfolgers Franz-Ferdinand ist. Das ist kulturpolitischer Unsinn, einfach Unsinn!

Ich gebe zu, auf diesen Bildern von Egger-Lienz sind Soldaten zu sehen, aber diese Hängung bedeutet, dass sie nicht gesehen werden, denn man geht – abgesehen von Spezialisten, die schon wissen, dass diese Bilder dort hängen – als Normalbürger und


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