Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 66

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wenn der Herr Landeshauptmann naturgemäß nicht mehr da ist, er müsste mir Recht geben – es geht natürlich einmal mehr zu Lasten der Länder und Gemeinden aus, denn wer springt ein für das, was vom Bund draußen nicht gefördert wird, wer hält denn als Landespolitiker, als Bürgermeister den Druck der Bevölkerung aus, dass da etwas vor sich hin verfällt? Da greift man halt in die Kasse, und ohne dass ein Gesetz beschlossen wurde, ohne dass ein Konsultationsmechanismus angerufen werden kann, müssen die Länder und Gemeinden im Interesse ihres Denkmalbestandes zu­sätzliche Mittel aufwenden.

Das zweite Element ist, dass die Strukturen des Denkmalschutzes in einer Art und Weise erodieren, die sehr im Widerspruch zu dem stehen, was Sie hier gesagt haben. Ja natürlich, Denkmalpflege ist Handarbeit im höchsten und qualifiziertesten Sinn des Wortes. Jeder, der in diesem Bereich tätig ist, weiß, dass viel zu wenige qualifizierte Handwerker zur Verfügung stehen – dass sie teuer sind, hat etwas damit zu tun, dass es eben Handarbeit ist und dass mehr Ausbildung dahinter steht –, und man kann über weite Strecken nur weinend durch Österreich gehen und sehen, was von Pfuschern auf der Planungs- wie auf der Ausführungsseite an Verunstaltungen an Denkmälern statt­gefunden hat. (Beifall bei der SPÖ, den Freiheitlichen und den Grünen.)

Es ist nicht so, dass der Betonputz für historische Bauwerke schon völlig überwunden ist im Denken von Planern, es ist aber auch nicht so, dass wir eine große Anzahl von Maurern hätten, die mit Ziegelsteinen noch ordentlich umgehen können, weil das nicht das heutige technologische Erfordernis der Bauindustrie ist. Ich weiß schon, es gibt in Mauerbach ausgezeichnete Kurse, deren Finanzierung immer schwieriger wird. Und Sie wissen so gut wie ich, dass das Bundesdenkmalamt jedes Jahr verzweifelt seinen Amtsmaurer verteidigt, der da eine ganz zentrale Funktion hat. Aber wir brauchen – die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer wäre in diesem Bereich durchaus ange­sagt – verstärkte Ausbildung von Fachleuten, klare Zertifizierung derer, die hier qualifi­zierte Arbeit leisten können, und wir brauchen nicht zuletzt für beides mehr Mittel, für die konkrete Förderung von Projekten – wobei ich schon verstehe, dass sichtbare und Prestigeprojekte einen gewissen Vorrang haben –, aber insbesondere auch für die Strukturerhaltung der Denkmalpflege, für die wissenschaftliche Aufarbeitung und für diesen ganzen Bereich der Infrastruktur.

Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, dass man sich auch darüber Gedanken machen muss, was denn da als schützenswert angesehen wird. Niemand wird daran zweifeln, dass die Klöster, die Sie als Zielobjekte dieser besonderen Förderung ange­führt haben, ganz zentral zu unserem kulturellen Erbe gehören, niemand wird daran zweifeln, dass die Burgen und die Schlösser, wovon es in diesem Land fast uner­schwinglich viele gibt, dazu gehören, aber natürlich hat sich das weiterentwickelt. Die Geschichte stückelt sich sozusagen in jeder Generation um eine Generation an, doch wir hinken weit hintennach und wir haben gewaltige Verluste an Substanz dort erlitten, wo es um die klassischen Industriebauten geht, um die Gründerzeitfabriken, die einen besonderen kulturellen Wert darstellen. Wir stehen vor der Aufgabe, den Beginn des modernen Wohnbaus in Österreich denkmalpflegerisch zu unterstützen.

Frau Bundesministerin! Ich würde mir von der verantwortlichen Ressortchefin erwarten, diese Frage nicht nur mit dem Finanzminister zu diskutieren – das ist notwendig, aber das muss am Ende geschehen –, sondern auch eine öffentliche Diskussion zu erzwin­gen, denn so lange der Kollege Spiegelfeld, der Kollege Gudenus und ich einen Block im zuständigen Ausschuss bilden, wird sich auch bei aller Wertschätzung von uns dreien nicht sehr viel ändern. Es ist die Öffentlichkeit, die für dieses Anliegen gewon­nen werden muss. Und ich sage sehr ehrlich, wir waren vor 20 Jahren – Europäisches Jahr des Denkmalschutzes, große Kampagnen des Europarates – in der Gewinnung


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