Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 68

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Saliera. – Das ist ja keine Ausstellung! Aber man sieht, dass es durch diesen Druck eigentlich nur mehr darum geht, was marktfähig ist und was nicht.

Deshalb muss es erstens einmal eine Erhebung geben, welche Sammlungen wir über­haupt haben, in welchen Häusern welche Sammlungen sind, und auf Grund dieser Ergebnisse – ich sage einmal, die Francis-Bacon-Ausstellung war wahrscheinlich im falschen Haus, im falschen Museum – stellt sich dann die Frage: Wer setzt welche Schwerpunkte?

Ich bin durchaus Ihrer Meinung, denn jedes Mal, wenn ich in die Sammlung Leopold gehe, denke ich mir, da fehlen ein paar Werke von Albin Egger-Lienz. Man geht wirk­lich nicht ins Heeresgeschichtliche Museum, um die Bilder von Albin Egger-Lienz zu sehen. Ich sehe das übrigens anders. Ich bin ein begeisterter Besucher von militärhis­torischen Museen, weil sie sehr viel abbilden und auch zeigen, sowohl technologisch als auch vom Elend und Leid des Krieges. Insofern gehört es dazu. Damit habe ich kein Problem.

Museum ist – ich glaube, Peter Noever hat das gesagt – keine Kunsthalle. In diese Richtung – dass es eben nicht immer nur um steigende Zahlen, um Zunahme und um Wertschöpfung geht – muss es gehen. Hier bedarf es der Vorgaben der zuständigen Ministerin, und zwar auch deswegen – ich weiß, die Frau Bundesministerin wird mir jetzt widersprechen –, weil meinen Informationen zufolge – wo ich nachgefragt habe, habe ich das gehört – Forschung auf Grund der gesamten Umstellung und auf Grund des gesamten Drucks derzeit nicht das Hauptthema der österreichischen Museen ist.

Positiv, wirklich uneingeschränkt positiv, finde ich die gesamte Entwicklung rund um das Naturhistorische Museum. Da tut sich etwas, da wird museumsdidaktisch und museumspädagogisch etwas angeboten. Und wenn ein Vertreter des Ministeriums im Ausschuss gemeint hatte, der Wandel dieses Museums zeige sich schon daran, dass es einen Wickeltisch am Herrenklo gebe, was in einem Museum vor Jahren unvorstell­bar gewesen wäre – ich möchte das extra betonen –, so zeigt das einfach: Auch Muse­umshallen gehören durchflutet und von einem neuen Geist beseelt.

Ein Museum wird immer unter seinem Wert geschlagen, nämlich das Pathologisch-anatomische Museum. Es krankt auch auf der Zahlenebene. Es ist ein ganz, ganz wichtiges Museum, aber es stagniert, stagniert, stagniert. Hier würde ich mir zum Bei­spiel von Seiten des Bundesministeriums doch Hilfe erwarten.

Einen letzten Satz zu den Museen: Die Museen leben derzeit nach wie vor und zum überwiegenden Teil vom Erbe. Es muss eine Struktur gefunden werden – ob das jetzt eine Stiftung ist oder was immer, ich weiß es nicht –, die sich auch ganz massiv und gezielt um den Ankauf neuer, moderner Kunst oder um die Schließung von Sammlun­gen bemüht. Wir können nicht nur Erbe verwalten, wir müssen auch die Kunst unserer Zeit entsprechend sammeln.

Nun ein Punkt, weil das heute Thema bei Gudenus, Schneeburg und Konecny war: das Bundesdenkmalamt. Ich habe das auch schon in der Fragestunde anklingen lassen. Frau Ministerin, Sie haben zwar gesagt, dass auf verschiedenen Ebenen das Bewusstsein wächst, trotzdem sage ich, dass bei den Kommunen und Städten noch immer ein Mangel an Sensibilität herrscht, wie man damit umgeht. Außenleuchten vom „Baumax“ auf wirklich geschützten Barockensembles, „Hrachowina“-Fenster hineinge­brochen in denkmalgeschützte Renaissance-Häuser, abgeschlagener Putz bei ge­schützten barocken Pfarrhäusern in Oberösterreich – das tut weh. Wenn man dann nachfragt, wer hier der Auftraggeber ist, dann heißt es, die Gemeinde oder die Kirche.

Oder nehmen wir – was ich heute auch bereits angesprochen habe – die denkmalge­schützte Höhenstraße, die dort, wo sie ausbesserungsbedürftig ist, mit Asphalt ausge-


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