Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 98

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genannt werden, wo durchaus seitens des Bundes, seitens des Ministeriums Unter­stüt­zung gewährt werden kann.

Generell ist, denke ich, in diesem Bereich auch zu überlegen: Was heißt denn inno­vative Standortpolitik? Aber darauf werde ich heute bei einem späteren Tagesord­nungs­punkt noch eingehen.

Zum letzten Bericht, der aus Ihrem Hause kommt, zum Bericht in Bezug auf die Ein­kommen von Frauen und Männern in unselbständiger Beschäftigung. Die Studie finde ich sehr gelungen, die Ergebnisse weniger toll und belebend, aber es zeigt etwas, was längst allen bekannt ist, nämlich dass die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen nach wie vor sehr groß ist und sich in den letzten 30 Jahren – und jetzt betone ich noch einmal: in den letzten 30 Jahren – kaum verringert hat. Das heißt nichts anderes, als dass es da großen Handlungsbedarf gibt.

Ich nenne noch ein paar Fakten dazu. Zum Beispiel hat sich zwischen 1977 und 1997 der Einkommensabstand um 3 Prozent vergrößert. Die einkommensstärksten Frauen verdienen um 30 Prozent weniger als die einkommensstärksten Männer. Die einkom­mens­schwächsten Frauen verdienen sogar um 42 Prozent weniger als die einkom­mensschwächsten Männer. Sie sehen hier also unglaublich große Differenzen.

Was hat dies zur Folge? – In der Studie ist definiert, dass es auch EU-Ziel ist, dass Frauen wirtschaftlich unabhängig sein sollen. Letztendlich ist die Folge dieser zuneh­menden Einkommensschere die Armutsfalle, die Armutsgefährdung, von der inzwi­schen in Österreich 13 Prozent aller Frauen betroffen sind. Von Armut betroffen sind 5 Prozent – ein Wert, der höher liegt als bei den Männern. Das ist eine wenig erfreu­liche Geschichte.

Aber wo sind die Ursachen zu finden? – Einerseits im Berufseinstieg. Es handelt sich teilweise um Branchen, in denen Frauen, Mädchen anfangen, ihre Ausbildung zu machen, die schlecht bezahlt sind. Es finden sich wenige Mädchen in technischen Berufen. Der Berufsverlauf ist eindeutig so gekennzeichnet, dass Frauen im Aufstieg beziehungsweise in der Weiterbildung benachteiligt sind, und zwar eindeutig benach­teiligt sind. Ein interessantes Ergebnis ist, dass sich die Karenzzeiten auf den Einkom­mensverlauf schwerwiegender auswirken als Arbeitslosigkeit. Zudem führen die Ka­renzzeiten in der Regel zu Teilzeitbeschäftigungen, die wiederum geringer bezahlt sind, das heißt geringer bezahlt in dem Sinn, dass der Stundenlohn im Teilzeitbe­reich – gleiche Qualifikation, gleicher Status – geringer ist als bei Vollzeitbeschäftigung. Das belegt die Studie.

Wenn Sie es noch einmal genauer anschauen – da komme ich noch einmal auf das Kinderbetreuungsgeld zu sprechen, weil das gestern auch im Ausschuss Thema war, von wegen welche Auswirkungen es gibt –, dann sehen Sie, dass die Wifo-Studie belegt, dass das in dem Sinn negative Auswirkungen auf das Einkommensdifferential hat, dass es zunimmt, und keinerlei faire Aufteilung der Betreuungsarbeit zwischen den Eltern erfolgt. Ich meine, da müsste es bei den Ministerien eigentlich zu klingeln be­ginnen, dass Adaptionen erforderlich wären beziehungsweise andere Maßnahmen ge­setzt werden müssten.

Eine Frage möchte ich ganz kurz anschließen. Am Ende des Berichtes sind einige Szenarien angeführt, wie man zu einer Reduktion der Einkommensdifferentiale kom­men könnte. Es finden sich darin einige sehr interessante, konstruktive Vorschläge, bei denen es eben um gleiche Chancen für Frauen im Berufsleben geht. Was heißt im Konkreten Karriereförderung in den Betrieben? Was heißt Vereinbarkeit von Job und Familie – Familie definiert aber als Frauen und Männer? Was wird in diesem Kontext im Ministerium sozusagen vorangetrieben – nicht nur in Ihrem, sondern auch in an-


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