Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 104

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Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin der Ansicht, neben der rein technischen Abwicklung sollte man bei der Behandlung derartiger Berichte immer auch die Menschen betrachten, egal ob es Unselbständige oder Selbständige sind – in diesem Fall, wenn wir von kleinen und mittleren Unter­nehmen reden, sind es Selbständige –, die dahinter stehen, und wie sie in der Lage sind, ihre Schicksale und ihre Notlagen zu meistern. Wir sollten ihnen eigentlich jene Rahmenbedingungen geben, die sie in die Lage versetzen, die Schicksalsschläge und die schlimmen Situationen, in die sie unverschuldet geraten, auch entsprechend meis­tern zu können. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

14.29

 


Präsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Konrad. Ich erteile ihr das Wort.

 


14.30

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich komme jetzt zu einem anderen Punkt, der in der Diskussion noch nicht sehr ausführlich besprochen worden ist, nämlich zum Bericht betreffend Einkommen von Frauen und Männern in unselb­ständiger Beschäftigung vom Jahr 2000.

Meine Kollegin hat schon ein paar Punkte daraus angeführt, ich habe dann für mich so eine Art „best of“ zusammengestellt. Gleich vorneweg: Große Überraschungen waren da nicht dabei.

Die ersten drei wirklich auffälligen Punkte waren: Erstens: Gesetzliche Gleichstellung führte nicht zu wirtschaftlicher Gleichstellung. Zweitens: Die Einkommensdifferenz zwi­schen Frauen und Männern hat sich in den letzten 30 Jahren kaum verringert. Drittens: Schlechtere Berufschancen, Karenzzeiten und kürzere Wochenarbeitszeiten von Frauen bewirken, dass Frauen- und Männereinkommen auseinander klaffen.

Das sind alles Dinge, die sich in den letzten 30 Jahren nicht so verbessert haben, wie man es eigentlich hätte erwarten können. Insofern hat mich dieser Bericht sehr interes­siert. Ich glaube nämlich, das war eine sehr gelungene Analyse der Ursachen. Es ist auch im letzten Teil eine Reihe von Vorschlägen aufgeführt, wie man diesen Prob­lemen begegnen könnte.

Ich möchte jetzt nur einige Aspekte herausgreifen. Einerseits sind die Ausgangs­pos­itionen für Frauen und Mädchen im Berufsleben meistens schon schlechter als für Männer. Sie haben schon zu Beginn ihrer Berufstätigkeit niedrigere Löhne als Männer. Sie beginnen meistens in Berufen, in denen dann auch generell niedrigere Löhne bezahlt werden, als das bei klassischen Männerberufen der Fall ist. Diese ungünstige Ausgangsposition lässt sich in den meisten Fällen nicht mehr aufholen. Das heißt, wenn man einmal in dieser schlechten Ausgangsposition ist, dann ist die Wahr­scheinlichkeit, dass eine Frau später das gleiche Einkommen hat wie ein Mann, sehr gering.

Andererseits geht auch aus diesem Bericht hervor, dass es Frauen mit Universitäts-, Akademie- oder Fachhochschulabschluss sehr wohl gelingt, diese Einkommens­diffe­renz zu den Männern zu verkürzen. Das heißt, wenn es einem ernst damit ist, dass Frauen und Männer gleiche Einkommen erzielen sollten, dann wäre es doch sehr not­wendig, das vor allem in diesem Punkt weiter zu fördern. Inzwischen sind Frauen an der Universität schon in der Mehrzahl. Langsam beginnt es, dass sich das auch bei den Universitätsabschlüssen abzeichnet. Bisher war ja die Drop-out-Rate bei Frauen entscheidend höher als bei Männern; es haben zwar mehr Frauen studiert, aber weniger ihr Studium beendet.

 


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