Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 105

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Ich glaube, das ist ein Prozess, der beschleunigt werden müsste. Das heißt, es reicht jetzt nicht, sich zurückzulehnen und zu warten, bis diese Frauen in 20 Jahren quasi die Statistik bereinigt haben, sondern da braucht es auf jeden Fall noch weitere Anstrengungen.

Interessant war für mich auch, dass der Einkommensunterschied bei Führungskräften besonders hoch ist. Also: Auch wenn es eine Frau geschafft hat, diese „gläserne Decke“ zu durchbrechen und sich hochzuarbeiten, dann hat sie immer noch um ein Drittel weniger Einkommen als ein Mann in derselben Position. Das betrifft nicht nur Hilfskräfte, bei denen es auch einen sehr deutlichen Unterschied gibt, sondern das trifft auch auf diese Führungspositionen zu.

Interessanterweise ist aber in den letzten 20 Jahren der Frauenanteil beim so genannten hoch qualifizierten Personal deutlich gestiegen. Das müsste doch eigentlich auch eine Auswirkung auf die Statistik haben. Wenn man jetzt sagt, es sind nur statistische Gründe, weil eben so viele Frauen in Teilzeit oder in generell schlechter bezahlten Berufen sind, ausschlaggebend dafür, dass diese 30 Prozent herauskom­men, dann stimmt das nicht. Der Frauenanteil beim hoch qualifizierten Personal ist gestiegen. Das müsste sich dann auch statistisch abzeichnen.

Ein weiterer Punkt ist, dass es Personen, die eine Teilzeitbeschäftigung anstreben, kaum gelingt, gut bezahlte Führungspositionen einzunehmen. Das ist jetzt keine große Überraschung, hängt aber stark zusammen mit der Diskussion, die wir vorhin beim Karenzgeld geführt haben, nämlich in Bezug auf die Vereinbarkeit. Wenn eine Frau neben ihrer Familie arbeiten oder Karriere machen möchte, ist das schwierig, wenn es keine ausreichende Kinderbetreuung gibt und sie deshalb nur Teilzeit arbeiten kann. Aus diesem Bericht geht klar hervor, dass Teilzeitbeschäftigung dann eben auch dazu führt, dass sie kaum in einer Führungsposition landen wird. Solange die Voraus­set­zungen so sind, ist einfach keine Vereinbarkeit gegeben.

Ein weiterer Punkt aus dem Bericht ist, dass Frauen ihren Arbeitsplatz so wählen, dass sie ihre Versorgungspflicht noch wahrnehmen können. Jetzt war für mich dieser Begriff „Versorgungspflicht“ schon interessant, weil ich ihn im Bericht im Zusammenhang mit Männern so nicht gelesen habe. Ich hatte dann an Hand dieses Punktes eine inter­essante Diskussion mit meinem Sitznachbarn, Kollegem Aspöck; er ist jetzt leider nicht im Saal. Er hat mir erklärt, früher hätte es ein sehr gut funktionierendes Sozialsystem gegeben. Da haben die Frauen die Kinder betreut – das heißt, das musste der Staat nicht zusätzlich finanzieren –, und als Gegenleistung sind dann die alten Frauen, solange sie eben noch gelebt haben, von der Familie gepflegt worden. – Das ist also seine Vorstellung von einem Sozialsystem.

Ich denke, wenn man das so sieht, würde das doch in weiterer Folge heißen, die Frau ist dafür da, dass sie quasi den Erhalt der Gattung Mensch sicherstellt und schaut, dass die Kinder aufgezogen werden, dass die Kinder – die Männer – dann eine erfolgreiche Zukunft haben und die weiblichen Nachkommen sich weiterhin dem Erhalt der Gattung widmen. (Bundesrat Mag. Gudenus demonstrativ Beifall spendend –: Ist ja vernünftig!) – Also, meine Vorstellung ist das nicht!

Vielleicht gibt es ja mehr Menschen, die so eine Einstellung haben. (Bundesrat Schen­nach: Kollege Gudenus hat sich auch schon sehr positiv dazu geäußert!) Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum sich die Dinge nicht so schnell ändern, wie es eigentlich zu erwarten wäre.

Ich denke, nach diesem Gesellschaftsmodell, das offenbar dem Kollegen Aspöck sehr gut gefallen würde, wäre Bildung ja auch wieder etwas, was für Frauen nicht unbedingt nötig wäre, denn sie sind ja vor allem dazu da, Kinder zu bekommen und aufzuziehen. Das ist wieder dieser interessante Rückschluss, dass Frauen aus hohen Bildungs-


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