Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 107

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

gesagt: Pflanzen lasse ich mich nicht!, und habe mit meiner Kammerorganisation, mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich, mit dem Leiter der sozialpolitischen Abteilung die Betriebshilfe für Unternehmer und Unternehmerinnen ins Leben gerufen. Und auf die bin ich stolz! Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie als Vertreter der Wirtschaft Ihren Leuten – gerade denen, von denen Sie immer sagen, um die ginge es Ihnen, die alleine in einem Geschäft stehen oder mit einem oder zwei Mitarbeitern, wenn denen das Wasser bis zum Hals steht oder wenn sie schwer krank sind oder die Unter­nehmerin ein Baby bekommt und nicht weiß, wie sie ihren Betrieb weiterführen soll – sagen: Da gibt es eine Hilfe, nimm sie dir!

Das erwarte ich mir, und ich bitte Sie wirklich, in diese Richtung zu agieren. Ich weiß, dass es genug Probleme gibt, die wir noch zu lösen haben, und das tun wir auch. Aber wir sollten nichts schlechtreden. Wir wissen auch, dass die Wirtschaft nicht aus einem Guss ist. Wir haben Großbetriebe, wir haben ganz kleine Betriebe, und wir müssen für jeden Unternehmer etwas tun, damit er mit seinem Betrieb am Leben bleiben und seinen Betrieb gut führen kann. Wir wissen alle: Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut!, denn es werden nun einmal die Arbeitsplätze von einer gut funk­tionierenden Wirtschaft geschaffen, egal, ob der Betrieb groß oder klein ist.

Ich weiß natürlich auch, dass in Österreich 80 Prozent der Betriebe nur bis zu zehn Mitarbeitern haben und dass diese Betriebe 65 Prozent der Arbeitskräfte stellen. Wir – wenn ich sage „wir“, meine ich die Politik – machen nicht nur für die Großen etwas, wie man das jetzt immer im Zusammenhang mit der KöSt-Senkung darzustellen versucht. Die KöSt-Senkung ist nun einmal für die großen Firmen, das ist ganz wichtig, denn ohne gut funktionierende Industrie geht es auch den Kleinen nicht gut.

Was haben wir für die Kleinen gemacht? – Wir haben den nicht entnommenen Gewinn steuerlich begünstigt; für die ganz Kleinen machen wir jetzt neue Pauschalierungs­verordnungen. Ich würde mir da viel mehr Engagement von den Wirtschaftsvertretern, ganz egal welcher Couleur, erwarten. Das ist etwas Wichtiges, und das erwarten sich unsere Mitglieder! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

Ein anderes Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist die Lehrlingsausbildung. Hier wird oft ein Bild gezeichnet, das mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt. Jeder junge Mensch, der keine Lehrstelle bekommt, ist einer zu viel. Ich glaube, das unterstreichen wir alle. (Demonstrativer Beifall der Bundesrätin Bachner.) Aber so, wie die Situation geschildert wird, ist sie bitte nicht! Auch damit verunsichern wir die Leute. Ich weiß, dass es junge Leute gibt, die eine Lehrstelle suchen, aber ich weiß auch, dass es in der gemeinsamen Lehrlingsbörse von AMS und Wirtschaftskammer Österreich 5 000 offene Lehrstellen gibt. Da frage ich mich: Wir kriegen wir es zustande, dass die jungen Leute, die eine Lehrstelle suchen, zu den Betrieben kommen, die einen Lehrplatz zur Verfügung stellen? Darauf, glaube ich, müssen wir uns konzentrieren und schauen, wie wir das schaffen.

Wir wissen auch ganz genau, dass bis zum Jahr 2007 die Zahl der 15-Jährigen um 100 000 steigen wird. Das ist ein Plus von 5 000. Aber danach sinkt die Zahl rapide ab. Das müssen wir doch in all unsere Überlegungen einbauen! Darum finde ich das Zeichnen dieses Horrorszenarios nicht in Ordnung.

Ich habe mir das jetzt angeschaut, weil wir zwei immer um die Zahlen rittern. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Zahlen haben, aber ich bin wirklich so kameradschaftlich, dass Sie jedes Zahlenmaterial von mir haben können, denn ich glaube, dass es wichtig ist, dass man korrekte Zahlen nennt.

Derzeit ist es so, dass der Anteil der Lehrlinge im ersten Lehrjahr 37,4 Prozent, ge­messen an der Wohnbevölkerung der 15-Jährigen, ausmacht, das sind 35 454. Die übrigen Jugendlichen absolvieren eine landwirtschaftliche oder sonstige Lehre oder


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite