Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 115

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Sie sich aber keinen Applaus von mir! Das wäre nämlich fast pervers!) – Das habe ich zuerst gemeint. Da hat sich bei Ihnen jetzt die Freude in Grenzen gehalten.

Eines wird aber nicht zielführend sein – das möchte ich hier auch erwähnen –, nämlich dass man nur einseitig die Kontingente der Saisonniers zurückschraubt, was wir ja nicht tun – Gott sei Dank, Herr Minister –, sondern wir verteilen den Kuchen nur ab und zu an mehrere Münder, weil die Begehrlichkeit aus anderen Branchen natürlich auch sehr groß geworden ist, verständlicherweise, weil es eine Menge Branchen gibt, die auch keine Mitarbeiter mehr finden. Wenn wir diese dann kürzen, so werden wir das tun müssen, ohne auf der anderen Seite an diesem Rädchen zu drehen – wie immer wir das dann gemeinsam machen, aber es wird uns nichts anderes übrig bleiben, weil auch diejenigen Leute Recht haben, die uns Touristikern dann immer wieder die Statistiken vor die Nase halten – mit Recht, sage ich – und sagen: Schaut her, wir können nicht immer neue Saisonniers bringen, und auf der anderen Seite gehen viele Inländer und auch manche Ausländer stempeln. – Also da werden wir einen Weg finden müssen. Wie immer wir das auch machen, das werden wir tun müssen!

Ich möchte nicht ohne Selbstkritik noch Folgendes sagen: dass wir, glaube ich, nach einer Phase der großen Investitionen und nach dem notwendigen Streben nach Qualitätsverbesserung im Tourismus wieder zu dem zurückkehren müssen, womit der Tourismus einmal groß geworden ist, nämlich dazu, Gastgeber zu sein, und zwar ein Gastgeber mit Hirn und Herz. Das wird in der Zukunft wichtiger sein denn je.

Ein Thema darf ich noch kurz ansprechen, weil es bei uns in Tirol sehr wichtig ist, näm­lich die Partnerschaft von Tourismus und Landwirtschaft. Da möchte ich nur ein paar Dinge streifen, weil oftmals der Anschein erweckt wird, dass das zwei verschiedene Dinge sind. – Das glaube ich nicht, wenn ich nur die bestehende Situation hernehme und mir ansehe, wie viele Nebenerwerbslandwirte bei den Bergbahnen beschäftigt sind, auch in Randgebieten des Tourismus mit Bauernmärkten, mit Urlaub am Bauern­hof. All das sind wichtige Dinge, und ich glaube, dass wir gemeinsam diese Partner­schaft noch verstärken müssen.

Eine Bemerkung darf ich noch zur „Österreich Werbung“ machen, weil es momentan so aussieht, als würde die „Österreich Werbung“ nur mit den Pinguinen identifiziert. Das ist ja nicht so, da geschieht eine ganze Menge! Ich denke – und es ist ja auch so –, dass die „Österreich Werbung“ Botschafter für die Welt sein muss von Österreich, dem Tourismusland Nummer eins, in seiner ganzen Vielschichtigkeit: Berge zum An­fassen, Seen mit Trinkwasserqualität, Kunst und Kultur in den Städten und freundliche, offene Menschen, die einem hier als Tourist begegnen. Die „Österreich Werbung“ macht sehr viel, und die Pinguine sind nur Teil einer Werbekampagne.

Ich muss sagen, mir gefällt sie gut, und mir fällt dazu immer ein: Das ist so wie beim Fischen: Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler gefallen. – Und wenn das der Fall ist, dass wir da vieles in der Welt bewegen können, dann ist das eine gute Sache.

Auf eines müssen wir sehr aufpassen, liebe Freunde aus der grünen Ecke. (Die Bun­desrätinnen Dr. Lichtenecker und Kerschbaum: Freundinnen! – Bundesrätin Bach­ner: Es gibt jetzt nur noch weibliche hier im Saal!) Liebe Freundinnen aus der grünen Ecke! Bei aller Liebe: Wir müssen aufpassen, was auf der Straße und mit dem Verkehr passiert. Wenn wir auf der einen Seite jedes Jahr Millionen und Abermillionen in Wer­bebotschaften investieren – und dies zu Recht –, andererseits dann aber in den Medien fast nichts anderes mehr lesen als „Mega-Staus“, „Transithölle“, „Verkehrs­chaos“, „kein Fortkommen mehr“ und im Grunde sind die Hälfte der Leute schon gestorben und, und, und, dann werden wir ein zusätzliches Problem bekommen. Bei aller Liebe: Wir müssen schauen, dass wir das in den Griff bekommen!

 


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