Bundesrat Stenographisches Protokoll 709. Sitzung / Seite 33

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das eine Kette bis hin zur Pensionierung, weil all diese Maßnahmen sich natürlich auch in der Pension auswirken.

Geschätzte Damen und Herren! Ein weiterer wesentlicher Punkt ist nach wie vor die zwischen den Geschlechtern ungleich verteilte Versorgungsarbeit. Diese ungleiche Verantwortung für die Versorgungsaufgaben spiegelt sich natürlich in der Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt ganz deutlich wider. Die Frauen nehmen überwiegend reduzierte Arbeitszeiten in Anspruch, und schlechtere berufliche Positionen, berufliche Nachteile durch Berufsunterbrechungen sowie geringere Bewertung von weiblicher Arbeit führen im Endergebnis dazu, dass das Erwerbseinkommen von Frauen um ein Drittel niedriger ist als das der Männer.

Das natürlich wirkt sich letztendlich auch wieder – das ist ein ewiger Kreislauf – auf die Pensionen der Frauen aus.

Wir werden aber erst dann, sehr geschätzte Damen und Herren – und ich weiß, dass das einige nicht gerne hören –, andere Fakten in den Berichten vorfinden, aber auch in den Diskussionen hören, wenn wir anfangen, Frauen- und Familienpolitik zu trennen. Gerade in den letzten Jahren wurde das sehr oft vermischt. Es wurden Lobeshymnen gesungen, was denn nicht alles für Frau und Familie gemacht wurde. Ich sage Ihnen jedoch aus eigener Erfahrung: Alles, was für Familie gut ist, muss nicht unbedingt auch für Frau gut sein. Ganz im Gegenteil: Es gibt sehr wohl Maßnahmen, die familien­politisch gute Maßnahmen sind, aber in Wahrheit den Frauen schaden.

Ein Beispiel: das Kinderbetreuungsgeld. Natürlich hat das Kinderbetreuungsgeld auch positive Aspekte, aber – und das wurde in der Zwischenzeit durch eine OECD-Studie bestätigt – durch die lange Berufsunterbrechung – und Frauen werden durch das Kin­derbetreuungsgeld animiert, länger aus dem Erwerbsleben auszusteigen – sind Frauen letztendlich wieder benachteiligt. Lange Berufsunterbrechungen sind eben – und das kann man nicht wegdiskutieren, sonst wäre es eine verlogene Diskussion – die Haupt-ursache für die schlechte Situation der Frauen am Arbeitsmarkt. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Deshalb ist es ganz wichtig, Frauen die Möglichkeit zu geben, und zwar von Beginn an, sich beruflich entfalten zu können. Das beginnt – wie schon erwähnt – bei der Ausbil­dung. Wenn sich dann Frauen auch für Familie entscheiden – und viele tun das ja, und zwar sehr gerne –, müssen eben die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen wer­den.

Frauen ist nicht unbedingt damit geholfen, wenn man ihnen Geld für die Kinderbetreu­ung gibt und sie damit noch länger vom Arbeitsmarkt fern hält. Frauen ist dann gehol­fen, wenn man ihnen ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung stellt. Frauen ist dann geholfen, wenn ihnen ausreichend Ganztags-Kinderbetreuungsstellen zur Verfügung stehen. Frauen ist aber auch dann geholfen, und da müssen wir uns alle bei der Nase nehmen (Ruf bei der ÖVP: Ist auch den Kindern geholfen?) – o ja, auch den Kindern, weil das ja ein entsprechender Automatismus ist –, Frauen ist dann geholfen, wenn die Verantwortung für die Versorgungsarbeit wirklich gerecht zwischen den Geschlechtern geteilt wird.

Solange Frauen nach wie vor in einem enorm hohen Ausmaß diese Versorgungsarbeit übernehmen, werden sie nicht dieselben Chancen am Arbeitsmarkt haben wie die Männer! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Deshalb bin ich auch sehr dafür und eine Verfechterin dessen, dass auch die entspre­chenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit es auch den Männern mög­lich gemacht wird, ihren Anteil an der Versorgungsarbeit zu übernehmen. Dafür – das muss man fairerweise sagen – stimmen derzeit die Rahmenbedingungen oft auch


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