Bundesrat Stenographisches Protokoll 709. Sitzung / Seite 111

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Bei der Steuerreform beziehungsweise beim Thema Steuergerechtigkeit kann man, glaube ich, auch wiederum mit diversen Personen diskutieren, und jeder Einzelne wird diese Thematik sehr stark durch seine Brille sehen und entsprechende Vorschläge und Argumente bringen, warum die Gruppe, der er angehört und die er vertritt, besonders berücksichtigt werden muss.

Es geht in diesem Zusammenhang zunächst um die Gruppe der kleinen Einkommens­empfänger, hinsichtlich welcher wohl, wie ich glaube, Konsens besteht, dass auf die sozial Schwächsten in der Gesellschaft immer Rücksicht genommen werden muss; das ist einfach sozial wichtig und gerecht. Weiters gibt es die mittleren Einkommens­bezieher: Diese Gruppe kann man sehr breit anlegen, und dort spielt sich eigentlich für die Masse die Musik ab. Entweder man tut dort etwas oder man tut dort nichts. In die­sem Bereich kann man aber sozusagen Mengen bewegen. Schließlich haben wir Spit­zenverdiener, und auch bei den Spitzenverdienern gibt es durchaus sportliche Argu­mente, warum man sagt, dass man hier mit Steueranreizen agieren sollte. Wenn man sagt, hiebei handle es sich um Leistungsorientierung und man wolle die Spitzenkräfte da haben, dann meine ich: Das sind auch vernünftige Argumente! Das ist natürlich ein­deutig kein sozialpolitisches Thema, aber auch über Leistungsanreize innerhalb einer Volkswirtschaft ist genauso fair zu diskutieren!

Daher ist, glaube ich, klar, dass am Beginn jeder Steuerreform-Diskussion jede Gruppe eine Vielzahl von interessanten Ideen hat, von welcher Seite man das Pferd aufzäu­men könnte. Eine ähnliche Debatte läuft gegenwärtig auch in unserem Verfassungs-Konvent.

Nach Abwägung mehrerer Für und Wider ist jetzt bei dieser Steuerreform eben der An­satz gewählt worden, Schwerpunkte bei jenen zu setzen, die sozial besonders bedürf­tig sind, nämlich – und das ist auch schon intensiv diskutiert worden – bei der Frage der Körperschaftssteuer.

Dazu wollte ich noch einige Worte verlieren. – Ich meine: Natürlich eignet sich das Thema der Senkung der Körperschaftssteuer ideal für jede Polemik. So wird beispiels­weise zurzeit plakatiert: Die Konzerne sind nicht so wichtig, sondern die Menschen! – Ich sagen dazu: Selbstverständlich! Ich sage: No na net! Ein Konzern ist niemals wich­tiger ist als die Menschen, selbst wenn Letztere in einem Konzern arbeiten! Man ver­sucht jetzt aber sozusagen, die Sinnhaftigkeit und die Nutznießer dieser Reform zu anonymisieren und zu sagen, das seien irgendwelche grauslichen Konzerne.

Ich denke, dass es zweifelsohne möglicherweise auch grausliche Elemente in Konzer­nen gibt, wir leben jedoch in einer globalisierten Welt, in der die Frage des Körper­schaftsteuersatzes einfach ein wesentliches Wettbewerbskriterium ist.

Wir haben einen Steuersatz von 34 Prozent gehabt. Natürlich hätte man an Masse für viele andere Ansätze mehr behalten können, wenn man gesagt hätte, man macht statt 34 Prozent 32 Prozent oder 31 Prozent. Dann hätten wir immer noch zu den Unterneh­men hingehen und sagen können: Wir haben etwas für euch getan! Man hat aber am Ende des Tages beziehungsweise in der ganzen Diskussion erkannt, dass die Evaluie­rungen und die Fragestellungen bei den Industrieunternehmen viel wesentlicher waren, was die Diskrepanz betrifft. Da ist es nicht um zwei oder drei Prozent gegangen, son­dern es hat viele gegeben, die gesagt haben: Bei der Körperschaftssteuer muss etwas geschehen, sonst kann eine Schwerpunktsetzung in Österreich nicht mehr sinnvoll ver­treten werden! Dabei geht es sicherlich nicht um zwei, drei Prozent. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn man zusätzlich zu diesem Schwerpunkt noch eine Vielzahl von anderen Schwerpunkten hätte setzen können, diesmal gab es aber eben eine Fokus­sierung in diese Richtung.

 


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