Bundesrat Stenographisches Protokoll 710. Sitzung / Seite 48

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doch zu den Freilandeiern greifen und nicht zu den bulgarischen Billigsteiern, die aus fürchterlichen Käfigen kommen. Ich glaube nicht, dass die billigen Eier aus Bulgarien bei uns in den Regalen im Supermarkt landen werden, sondern eher in irgendeinem Kuchen oder Fertigprodukt, wo der Konsument wahrscheinlich nicht erkennen kann, dass er da eine Ware kauft, in der ein bulgarisches Ei versteckt ist, das unter fürchterli­chen Bedingungen produziert wurde. Das ist immer wieder das Risiko des Konsumen­ten.

Es gibt keine vernünftige Kennzeichnung. Wir haben die Kennzeichnung „Made in Austria“, aber das heißt nicht, dass der Inhalt dieses Produktes wirklich „Made in Austria“ ist.

Ich denke, die Konsumenten sind durch die Debatten schon seit Jahren ziemlich ver­unsichert. Die Werbung zeigt uns nur glückliche Hühner und glückliche Kühe auf der Wiese. Wenn man in Magazine schaut oder sich bei Tierschutzorganisationen infor­miert, sieht man, dass es nicht nur glückliche Hühner gibt, sondern sehr wohl auch andere. Es gibt auch in Österreich Hühner, die in sehr großen Anlagen gehalten wer­den – diese Hühnerhaltung wird jetzt zum Glück abgeschafft.

Eine weitere Regelung, die nicht durchführbar sein wird, ohne dass die öffentliche Hand finanzielle Mittel in die Hand nimmt, ist die artgerechte Haltung von Zirkustieren und Zootieren. Das Bundes-Tierschutzgesetz sieht vor, dass die Behörde dafür zu­ständig ist, dass Tiere, die im Zoo oder Zirkus nicht artgerecht gehalten werden, von der Behörde übernommen und untergebracht werden und dass der Besitzer dafür zu bezahlen hat. Das ist bei einer Katze oder einem Hund recht gut und schön und ein­fach, schwieriger wird es jedoch zum Beispiel bei einem Zirkuslöwen, einem Elefanten oder einer Schlange. Ich denke, jeder Bezirkshauptmann wird ein Problem damit ha­ben, wenn er sich den Elefanten ins Vorzimmer stellen soll. Das wird auch keine artge­rechte Haltung sein.

Deshalb mein Appell – und dieser Appell wird von einem Großteil der Tierschutzorga­nisationen in Österreich vorgebracht –: Wir brauchen dringend eine Auffangstation für diese Tiere. Und das geht einfach nicht ohne öffentliche Unterstützung. Solch eine Auf­fangstation wird sich nicht von selbst rechnen, das wird kein Privater und auch keine Tierschutzorganisation machen können.

Von der derzeitigen Aufregung um den Safaripark Gänserndorf haben Sie wahrschein­lich gehört. Ich möchte das nur kurz zusammenfassen: In den vergangenen Jahren hat sich der Safaripark Gänserndorf in etwa in eine derartige Auffangstation entwickelt. Es sind immer wieder beschlagnahmte Tiere auch von Tierschutzorganisationen dort un­tergebracht worden. Der Safaripark ist vor kurzem in Konkurs gegangen. Die Tiere sind noch immer dort, aber schön langsam geht man daran, die Tiere abzuverkaufen. – Leider, der Masseverwalter muss das machen, denn er ist nur seinen Gläubigern ge­genüber verantwortlich, dass möglichst viel Geld ins Haus kommt. Er hat an und für sich keine Berechtigung, auf irgendwelche Tierschutznormen zu achten. Deshalb wer­den die Tiere des Safariparks Gänserndorf, die irgendwann einmal zur Obhut über­nommen wurden, jetzt wieder verkauft, an Zoos, Zirkusse und auch an Privatpersonen. Davon sind auch die Baxter-Affen betroffen.

Nur kurz Folgendes dazu: Durch die verspätete Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens wurden diese Affen damals noch nach Österreich importiert, dadurch war das noch möglich. Es wurden Tierversuche vorgenommen. Später wurde Immuno von Baxter übernommen, Baxter stellte die Tierversuche ein und brachte die Affen im Safaripark Gänserndorf unter. Dort gab es für die Affen ein Reso­zialisierungsprojekt, und diese sind, obwohl sie erst seit zirka zwei Jahren dort sind,


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