Bundesrat Stenographisches Protokoll 710. Sitzung / Seite 137

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dungsmoment sozusagen bei 18 Prozent liegt – und irgendwann werden es dann 38 Prozent sein.

Als Wirtschaftstreibender frage ich mich schon: Wie schaut da der finanzielle Hinter­grund aus? Diese beiden Atommeiler in Temelín, von denen eben die Rede ist, haben ungefähr 100 Milliarden Kronen gekostet, und die beiden weiteren, die noch gebaut werden sollen, werden noch einmal 150 Milliarden Kronen kosten. Ich weiß nicht, wer das finanzieren soll!

Herr Bundesminister Pröll, da ist jetzt an Sie die wirklich dringliche Aufforderung gerichtet, für eine Klärung zu sorgen, ebenso für eine lückenlose Information sowie für eine gesunde Umwelt – und dass Sie sich ganz offensiv für eine Hintanhaltung all der Risken einsetzen!

Darum ersuche ich Sie, auch im Namen meiner Landsleute in Oberösterreich, Herr Bundesminister Pröll! – Ihnen, meine Damen und Herren, danke ich für Ihre Aufmerk­samkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

17.39

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundes­rat Gruber. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


17.39

Bundesrat Manfred Gruber (SPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister, ich hoffe und erwarte, dass Sie Verständnis haben für die Sorgen der Menschen in unserem Lande.

Ich erinnere mich noch genau an die Katastrophe von Tschernobyl von vor 18 Jahren, genau war es am 26. April 1986. Am 1. und 2. Mai 1986 sind wir im Bundesland Salz­burg bei Mai-Umzügen, aber auch bei Floriani-Feiern, im Freien gestanden – und das bei strömendem Regen. Am Abend haben wir dann im Fernsehen gesehen, was in Tschernobyl passiert ist; dazwischen waren immerhin vier bis fünf Tage vergangen.

Ich bin dann ein paar Tage später nach Ungarn, nach Budapest gefahren. (Bundesmi­nister Dipl.-Ing. Pröll: Eine interessante Frage!) – Ja, darum schneide ich es auch an. – Ich war dann am 8. oder 9. April in Budapest – damals noch hinter dem Eisernen Vorhang –, und in Budapest hat man damals von Tschernobyl noch gar nichts ge­wusst!

Wir wissen heute, dass es damals kein Informationssystem in dieser Form gegeben hat. Wir wissen auch, dass die Verursacher nicht informiert haben, weil sie davon aus­gegangen sind, dass es sich um einen kleinen Störfall handelt, den man in den Griff bekommt. Und wir alle – und vor allem jene, die mit der Technik ein bisschen besser vertraut sind – wissen, dass es sehr schwer ist, in einem Atomkraftwerk zu unterschei­den: Was ist ein kleiner Störfall? Was ist ein großer Störfall? Und wozu kann sich ein kleiner Störfall ausbreiten? – Und das dürfte damals in Tschernobyl geschehen sein. Man wollte es ursprünglich nicht zugeben, dass man technologisch hinter dem Westen steht, dass man die Osttechnologie nicht im Griff hat, und wollte das damals vertu­schen.

Die Konsequenzen daraus kennen wir alle. Ich darf Ihnen hier nur sagen, Herr Bun­desminister, da Sie ja auch für die Landwirtschaft zuständig sind: Im Gasteiner Tal, am hinteren Ende im Gasteiner Nassfeld – damit man es nicht mit dem Kärntner Nassfeld verwechselt – muss heute, nach 18 Jahren, die Milch noch mit einer anderen Milch verdünnt werden, also mit Milch aus einer anderen Region zusammengeschüttet wer­den, damit man diese Milch überhaupt verwenden kann! So lange dauert das! Ange­sichts dessen darf man sich auch nicht darüber wundern, dass die Menschen heute so


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