Bundesrat Stenographisches Protokoll 711. Sitzung / Seite 51

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11.15

Bundesrat Reinhard Todt (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staats­sekretär! Wir haben zur Kenntnis genommen, dass die FPÖ ihr Regierungsteam umge­bildet hat. Neue Gesichter in der Regierung sollten von der Krise in der FPÖ ablenken. In diese Krise ist die FPÖ gekommen, weil sie bei der Europawahl von den Wählerin­nen und Wählern die Antwort auf ihre Politik bekommen hat. Mit neuen Gesichtern wird sich die FPÖ-Krise nicht bereinigen lassen.

Die Politik für die Österreicherinnen und Österreicher bleibt die alte. Sie von der FPÖ werden gemeinsam mit Ihrem Regierungspartner ÖVP weiterhin eine Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung machen.

Sie verschleppen die Pensionsharmonisierung, Sie machen eine klare Klientelpolitik zugunsten der Unternehmer. Das wird auch durch diese Steuerreform sehr deutlich gemacht. Sie schicken einen Bus durch das Land, um Ihre Steuerreform zu verkaufen, doch alle teuren PR-Maßnahmen können nicht verbergen, dass vor allem die ÖVP-Klientel von der Steuerreform profitieren wird. Kleinverdiener und Pensionisten schauen durch die Finger. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es ist so!

Mindestens 300 000 € an Steuergeldern wird die PR-Aktion in eigener Sache, die Sie jetzt durchführen, kosten. Dabei wird mit dem Infobus ein Gesetz beworben, das schon längst beschlossen ist. Diese Road-Show ist wohl eine einzigartige Aktion in der öster­reichischen Politik.

Die Regierung drückt wahrscheinlich ihr schlechtes Gewissen, denn diese Steuerre­form ist vor allem ein großer Wurf für große Unternehmen geworden; für Arbeitnehme­rInnen und PensionistInnen ist diese Reform nur eine Liste an Enttäuschungen. (Bun­desrätin Giesinger: Das stimmt nicht!)

2,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher schauen bei dieser Steuerreform durch die Finger. Ich sage Ihnen das so genau, weil Herr Bieringer die Sachpolitik und diese Dinge sehr gelobt hat. Daher muss man auch eine Antwort geben, die das Ganze von der anderen Seite her betrachtet.

Insgesamt machen die Entlastungen, die ab 1. Jänner 2005 kommen, 2,5 Milliarden € aus. Von diesen 2,5 Milliarden € kommen 1,3 Milliarden € der Wirtschaft zugute und nur 1,18 Milliarden € den rund 5,2 Millionen ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen – das ist Schieflage genug –, und es schauen weitere 2,2 Millionen Arbeitnehmer völlig durch die Finger. Sie verdienen nämlich so wenig, dass sie schon bisher keine Steuern zahlten. (Bundesrat Dr. Böhm: Eben!) – So ist es einfach! (Zwischenruf des Bundesra­tes Mag. Himmer.) Sie machen eine Steuerreform zugunsten der großen Unterneh­men in diesem Land. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Konrad.)

Noch ein Thema, weil Kollege Bieringer das angesprochen hat: Arbeitsmarktpolitik. Bei der Arbeitsmarktpolitik scheint es mir so zu sein, dass Sie meinen, das gehe Sie nichts an. Wir haben die höchste Arbeitslosigkeit in der Geschichte der Zweiten Republik, und das haben Sie zu verantworten. (Bundesrat Weilharter: Das stimmt auch nicht!)

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist weiter hoch. Ich sage Ihnen: Im Mai 2004 waren in Österreich 215 495 Menschen arbeitslos gemeldet. (Bundesrat Dr. Böhm: Wie viele sind beschäftigt? – Bundesrat Weilharter: Falsche Zahl!)

Ich wiederhole gerne die Zahl: Im Mai 2004 waren in Österreich 215 495 Menschen arbeitslos gemeldet. Weitere 42 612 Arbeitslose befanden sich in Schulungen des Ar­beitsmarktservice. Somit waren es in Österreich 258 107 Menschen, die in dieser Zeit arbeitslos waren. Das sind die Fakten!

Zur Jugendarbeitslosigkeit, weil Herr Kollege Bieringer das auch angesprochen hat. Wir haben in Österreich eine sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit. Im Mai waren in Öster-


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