Bundesrat Stenographisches Protokoll 712. Sitzung / Seite 140

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Eine Frage habe ich auch noch bezüglich Schwerarbeit. Ich habe schon vorher gesagt, Schwerarbeit wird wahrscheinlich hauptsächlich männlich gedacht. Das ist eine sehr einseitige Betrachtungsweise, denn Schwerarbeit ist keinesfalls rein männlich, wie es oft dargestellt wird. Es gibt auch viele Frauen, die Berufe ausüben, die massive körperliche Beeinträchtigungen mit sich bringen, und ich hoffe sehr, dass das auch bei der Schwerarbeiterregelung dann mit einbezogen wird.

Grundsätzlich ist zur Situation von Frauen zu sagen: Momentan beträgt die durch­schnittliche Pension von Frauen nur 44 Prozent der durchschnittlichen Pension von Männern. 400 000 Frauen in Österreich leben ohne eigenen Pensionsanspruch im Alter.

Ich habe schon erwähnt, wieso die pensionsrechtlichen Benachteiligungen entstehen, nämlich durch den hohen Anteil von atypischen Beschäftigungsverhältnissen und/oder Teilzeit und die damit verbundenen niedrigen Einkommen. Das heißt in Folge auch: Wenn ich ein niedriges Einkommen habe, werde ich mir massiv schwer tun, mir eine private Altersvorsorge leisten zu können. Woher soll zum Beispiel eine allein erziehende Mutter, die Teilzeit arbeitet, das Geld haben, um sich dann zu ihrer eventuellen staatlichen Pension zusätzlich noch eine teure private Pension leisten zu können?

Zum Abschluss noch eine kleine Medienlese. Ich habe in der „Presse“ vom 21. Juli zwei sehr interessante Äußerungen gelesen, die ich jetzt hier auch noch zitieren möchte. Einerseits von Lopatka, welcher der Meinung ist, Studierende beziehen während der Ausbildung länger staatliche Transferleistungen als Lehrlinge, und wenn sie dann zu arbeiten beginnen, verdienen sie mehr, sodass sie eine Eigenvorsorge abschließen können. – Ich frage mich, woher er das hat, denn dass Akademiker und Akademikerinnen automatisch mehr verdienen, das entspricht leider nicht mehr der Realität. Schauen Sie sich mal um! Was machen Jungakademiker, Jungakademikerin­nen? Sie suchen sich einen Job und sind erst einmal zu einem Großteil eine Weile arbeitslos. Sie finden gar keine Arbeit, und wenn sie dann eine Arbeit finden, ist es in vielen Fällen in einem Beruf, für den sie eigentlich überqualifiziert sind. Und auch Stellen, die ihrer Qualifikation entsprechen, sind nicht automatisch besser entlohnt als Nichtakademikerstellen. Das ist einfach eine Illusion. (Bundesrat Dr. Kühnel: Sie brauchen manchmal zu lang zum Studium!) – Zur Länge des Studiums werde ich in einer Minute etwas sagen, wenn Sie so lange Geduld haben.

Und weiters steht hier: Der FPÖ ist es überhaupt egal, ob Akademiker ein oder zwei Prozent ihrer Pension verlieren. Die verdienen eh genug! So Scheuch. – Gut, zur Höhe des Einkommens von Akademikerinnen und Akademikern habe ich ja gerade gesagt, dass das nicht mehr der Realität entspricht. Ich weiß nicht, vielleicht leben die Herren in einem Paralleluniversum. In meinem schaut das jedenfalls anders aus. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

Und zur Frage der Dauer des Studiums: Wenn 72 Prozent – 72 Prozent! – der Stu­dierenden neben ihrem Studium arbeiten müssen, weil sie sonst nicht in der Lage sind, sich die Ausbildung zu leisten, das Studium, die Studiengebühren und ihren Lebens­unterhalt zu bezahlen, dann dürfen Sie sich ... (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich rede jetzt von Studierenden, die während ihrer Ausbildung berufstätig sind. Das müssen sie nämlich sein. (Bundesrat Dr. Kühnel: Die wollen lang studieren, kurz arbeiten und dann 40 Jahre in Pension sein! – Bundesrat Gruber: Das sagt ein pensionierter Bundesheerler!) Hören Sie zu! Der Staat Österreich hat doch sehr wohl ein Interesse daran, dass es Studierende gibt, und wir hören immer wieder, die Akademiker­Innenquote müsse gesteigert werden. Das wird dann mit irgendwelchen Tricks versucht – egal. Jedenfalls wenn es dann ans Eingemachte geht, dann kommt heraus: Eigentlich sind alle Studierenden sowieso nur Sozialschmarotzer, die uns auf der


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