Bundesrat Stenographisches Protokoll 713. Sitzung / Seite 89

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die Landwirte und Bauern dramatisch, denn sie sind eine der wenigen Bevölke­rungsgruppen, die einen echten Einkommensrückgang zu gewärtigen haben. Dadurch stieg der Anteil der Förderungen – sie sind um gut 2 Prozent auf etwa 2,14 Milliarden € gestiegen. Etwas mehr als die Hälfte, das habe ich schon erwähnt, zahlt Brüssel, aber das, was Brüssel zahlt, auch das habe ich schon gesagt, wird zu einem großen Teil auch wieder von Österreich gezahlt. Es ist also der österreichische Steuerzahler, der das bezahlt, damit natürlich auch der Bauer selbst, der die Subventionen bekommt, sich also selbst subventioniert.

Besonders kräftige Einbußen erlitten im vergangenen Jahr die Milch- und die Schwei­nebauern. Durch die niedrigen Preise sank das Einkommen um mehr als 10 Prozent. Im Durchschnitt verdiente ein Vollerwerbsbauer brutto 17 000 €, das ist um fast die Hälfte weniger als das Durchschnittseinkommen eines anderen Arbeitnehmers. Das ist natürlich nur ein schwacher Trost, für manche bleibt nur die Nische Biobetrieb, aber auch diese Betriebe sind nicht gerade nur auf Rosen gebettet – ich komme beim nächsten Bericht darauf zurück.

Insgesamt schrumpft die Landwirtschaft ungebremst weiter. Die Zahl der landwirt­schaftlichen Betriebe, die Anträge auf Förderung stellen, ist um 2 Prozent auf 153 000 gesunken. Die Zahl der Arbeitskräfte ist um 1,4 Prozent auf 181 000 gesunken. Vor fünf Jahren waren noch fast 200 000 Österreicher in der Land- und Forstwirtschaft be­schäftigt. Die Frage ist: Wie lange wird dieses Absinken noch anhalten und bis auf wel­ches Niveau, Herr Bundesminister?

Persönlich braucht man die Landwirtschaft nicht unbedingt als Folklore zu betrachten, aber sie ist zweifelsohne eine der Einrichtungen Österreichs – neben Burgen, Schlös­sern und Kirchen –, die dazu beitragen, dass die Ausländer in großer Zahl im Rahmen des Fremdenverkehrs nach Österreich kommen. Wir müssen uns bemühen – das tun Sie, das tun wir, und trotzdem steht berechtigterweise die Frage im Raum: Wie lange und wie weit kann die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Personen noch sinken?

Ich möchte nicht zwei Philosophen heranziehen, die eine Lösung anbieten, ich er­wähne sie aber trotzdem. Ich weiß, dass die Situation unumkehrbar ist, aber vor 200 Jahren schrieb ein Johann Fichte „Der geschlossene Handelsstaat“, dessen Quint­essenz ist, das, was ein Land und seine Bevölkerung zum Verzehr und zum Gebrauch brauchen und erzeugen müssen, sollen sie auch selbst erzeugen. Das ist das eine.

Der andere lebt noch und ist ein Salzburger, Leopold Khor, der vor Jahren ein Buch geschrieben hat, dessen Titel in die Geschichte eingegangen ist, es heißt „Klein ist wunderbar“, „Small is wonderful“. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Nein, „Small is beautiful“!)

Ich denke, man sollte sich ein bisschen an diese beiden Philosophen hängen, zwar nicht nur im Sinne einer kleinstrukturierten Landwirtschaft, die wir haben, sondern im Sinne der Bevölkerung der Republik Österreich, welche auch in Zukunft landwirtschaft­liche Produkte aus eigener landwirtschaftlicher Erzeugung in guter Qualität konsumie­ren möchte. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der ÖVP.)

14.30

 


Vizepräsident Mag. Georg Pehm: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall. Die Debatte ist geschlossen.

Wird von der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist auch nicht der Fall.

Die Abstimmung über die gegenständlichen Berichte erfolgt getrennt.

 


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