Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 54

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Was den diskreten Appell, den Kollege Kühnel hinsichtlich Überstunden ausge­sprochen hat (Bundesrat Mag. Himmer spricht mit Bundesrat Dr. Kühnel) – falls mir der Kollege, wer immer das ist, der mir die Rückseite zukehrt, den direkten Blickkontakt mit Kollegem Kühnel ermöglichen würde, würde ich das schätzen –, betrifft, möchte ich sagen, es ist lächerlich, bei Richtern und Staatsanwälten von Überstunden zu sprechen, Sie wissen, dass das nicht stimmt. Sie hätten ihn auch korrigieren können, Frau Bundesminister. Und wenn diese Menschen, die tatsächlich – da gebe ich Kollegem Kühnel in seiner Statusbeurteilung durchaus Recht – ein beträchtliches psychologisches Problem zu lösen haben, bevor sie sich für einen Streik und zu einer Streikteilnahme entscheiden, wenn diese in ihrer großen Mehrheit, Kollege Böhm, zu diesem Schritt schreiten, dann ist etwas passiert: Dann ist tatsächlich jenes Band der Loyalität vom Dienstgeber mutwillig zerrissen worden.

Ein Einsatz von Nicht-Präsenzdienern, wie ich jetzt gehört habe, also von Unter­offizieren des Bundesheeres, die dann die Außenwände der Gefängnisse bewachen oder kochen oder Fahrten erledigen, ist keine Lösung. Frau Bundesminister! Wenn Sie am Tage des Streiks den Streikenden gesagt haben, was sie eigentlich wollen, Sie hätten doch erfolgreich weitere Personalkürzungen verhindert, dann weiß ich nicht, ob das diese tatsächlich sehr befriedigt, denn sie streiken ja gegen einen für sie uner­träglichen Zustand. Und wenn man ihnen sagt, es wird wenigstens nicht ärger, dann glaube ich nicht, dass das sehr beruhigend ist.

Keine Frage: Wir haben diesen Staat darauf abzuklopfen, wo es versteckte Personal­reserven gibt, wo es Ausgaben gibt, die nicht so leicht zu rechtfertigen sind. Aber in den zentralen Bereichen, wo es nicht zuletzt auch um die Sicherheit der Bevölkerung geht, zu „sparen“ – unter sechs Anführungszeichen gesprochen –, Personal zu kürzen oder nicht ausreichend aufzustocken, heißt ganz konkret, den Menschen dieses Landes einen Nachteil zuzufügen und denen, die dort arbeiten, etwas zuzumuten, was unzumutbar ist.

Wenn Sie das vertreten können, Frau Bundesminister, dann verstehe ich Sie nicht; wenn Sie sich damit nicht durchsetzen können, dann verstehe ich den Finanzminister nicht – aber ich gebe zu, ich verstehe die ganze Regierung ja auch nicht. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

11.56

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte sehr, Frau Präsidentin Zwazl.

 


11.56

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Professor! Ich bin von Ihnen schon gewohnt, dass Sie sich immer auf die Wirt­schaft einschießen. Ich weiß nicht, woher Sie die Beispiele haben. Diffamieren Sie bitte nicht die Wirtschaft! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Bundesrat Ko­necny: Nein, wieso „einschießen“? Ich habe gerade gesagt, Sie werden dagegen auftreten! Warum treten Sie hier nicht dagegen auf? Frau Kollegin Zwazl! Bitte zuhören!) – Nein, Herr Professor, jetzt hören Sie mir einmal zu! Nein, Sie haben gesagt, in der Wirtschaft gibt es Mondpreise. – Nein, die gibt es eben nicht! Bei uns wird nicht unreell kalkuliert und dann etwas nachgelassen.

Sie haben auch das letzte Mal gesagt, dass Sie nur schwarze Schafe in der Wirtschaft kennen, und sind dann hinausgegangen! – Das sind lauter solche Unterstellungen, die ich mir im Namen der Wirtschaft, bitte, nicht sagen lasse. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

11.57

 


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