Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 122

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich halte mich bewusst nicht an diesen Grundsatz, betrachte das aber nicht als Attacke auf Ihre Gesundheit. (Heiterkeit bei der SPÖ, den Freiheitlichen und den Grünen.)

Ich komme also zum Ausgangspunkt zurück und nicht zum Schluss. Wir reden von einer Sicherheitssituation, in der die Menschen tatsächlich Angst haben und in der das keine eingebildete Angst ist, sondern eine objektiv begründete, in der es kaum jeman­den gibt, der nicht selbst zum Opfer, in welcher Form auch immer, einer kriminellen Handlung geworden ist oder doch in seinem engsten Umfeld jemanden kennt.

Wir wissen – und ich bin nicht so vermessen oder so polemisch, jetzt den Herrn Innenminister für Erscheinungen wie international operierende Banden verantwortlich zu machen, ob sie aus Osteuropa oder aus Lateinamerika zu uns kommen –, und das ist gar keine Frage, dass es sich hier um objektive Entwicklungen handelt. Nicht alles ist die objektive Entwicklung, aber manches. Aber wenn ich das weiß – und ich hoffe doch, dass der Herr Innenminister das weiß, sogar besser weiß als ich, das räume ich sofort ein, er sollte diese Daten und diese Tendenzen besser und genauer als ich kennen ... (Bundesrat Bader: Sie können versichert sein!)

Entschuldigen Sie, kennen Sie jemanden, der eine Polizze auf Ihre Behauptung anzunehmen bereit ist? (Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen. – Bundesrat Mag. Himmer: Ja, die Mehrheit!) Entschuldigen Sie: Und wie hoch ist die Versiche­rungsleistung für den, der Opfer dieser Sicherheitspolitik wird, in dieser Versicherung, die die Mehrheit übernimmt? – Oh, da hat es jetzt sogar dem Kollegen Himmer die Rede verschlagen (Zwischenrufe bei der ÖVP), was ich für durchaus typisch halte. Wenn es ans Eingemachte geht, dann sind auch die großen Zwischenrufer der ÖVP-Fraktion ein bisschen schmähstad.

Schauen Sie, der springende Punkt ist, diese Sicherheitssituation ... (Bundesrätin Roth-Halvax: Sie benehmen sich immer so, als ob Sie die absolute Wahrheit hätten! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Frau Kollegin, mir fallen auch ein paar Invek­tiven ein, die ich sehr bewusst nicht verwende. Wenn, dann versuchen Sie ein bisschen, statt des Bihänders die feineren Klingen zu nehmen. (Bundesrätin Roth-Halvax: Gerade Sie sagen das!) – Na, den Bihänder packe ich relativ selten aus. (Bundesrat Dr. Kühnel: ... die Nutzanwendung aus Ihrer Rede?)

Die Nutzanwendung ist, dass dieses Ressort – ich agitiere da ja für den Herrn Innen­minister – mehr Mittel braucht, dass Sicherheit Vorrang hat, dass ein wachsen­der Teil der Bevölkerung verlangt, dass sich dieser Vorrang nicht in Sonntagsreden, sondern in konkreten Budgetmitteln niederschlägt, und dass diese Budgetmittel dazu benützt werden sollten, die Personalstände zumindest wieder auf die Stände von 1999 aufzu­stocken, und objektiv muss man sagen: darüber hinaus.

Wenn ich mich – das hat ja auch etwas mit der Kriminalität zu tun – an die Diskussion mit der Frau Justizministerin von heute früh erinnere: Sicherheitspolitische Erfolge be­stehen nicht darin, dass man stolz sagt, ich habe eine vom Finanzminister geforderte Personalkürzung abgewehrt, und das ist – das sage ich ganz ehrlich dazu – nicht eine Sache des Ressortministers allein, der bei den Budgetverhandlungen bitten und betteln gehen muss, sondern da geht es um eine Vorrangbildung im gesamtgesellschaftlichen Interesse. Eine Budgetplanung, die darauf aufbaut, dass jeder ein bisschen bekommt und manche ein bisschen mehr bekommen, ist nicht die, die politisch vertretbar ist. Was wir brauchen, ist eine Schwerpunktbildung dort, wo die größten Probleme beste­hen. Dass im Sicherheitsbereich – neben zwei, drei anderen Bereichen – die größten Probleme bestehen, das sollte doch auch bei Ihnen absolut unbestritten sein. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Dr. Lichtenecker.)

Wir erwarten von Ihnen, dass Sie jenseits der Polemik über das nachdenken, was der Inhalt unserer Anfrage ist, so wie wir versprechen, sehr gründlich über das nach-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite