Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 135

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Bundespräsident dieser Republik. Daher wollte ich Ihnen den Ratschlag geben, auch in der eigenen Geschichte immer wieder einmal einen kleinen Recheck vorzunehmen, was die Kritik an Justiz und Rechtsstaat in diesem Land betrifft.

Ein weiterer Punkt aus der Debatte, auf den ich eingehen möchte: Es kam vom Kollegen Kritzinger der Zwischenruf, dass unter Broda die gefängnislose Gesellschaft als Leitbild propagiert und Hafturlaub eingeführt wurde. Sie haben etwas Interessantes gesagt: Erstens ist es nicht wahr, und zweitens herrschte damals eine andere Situation. Ich finde es intellektuell spannend, wenn man eine Situation beschreibt, die erstens nicht der Wahrheit entspricht, aber zweitens anders war. Das finde ich intellektuell interessant, was ein Ereignis betrifft! (Bundesrat Konecny: Kritzinger hat gesagt, Broda hat die Gefängnisse geöffnet! Das ist nicht wahr!)

Ich glaube, dass wir alle hier wissen, wie das Innenministerium in den Jahren, bevor es von Minister Strasser übernommen wurde, geführt worden ist. (Bundesrat Konecny: Gut! Gut ist es geführt worden!) Wir wissen, dass es bei weitem kein Ruhmesblatt war, wie dieses Ministerium übergeben wurde, wo Kabeln herausgerissen waren, wo Daten gelöscht wurden. Es war beileibe kein Ruhmesblatt, wie dieses Ministerium übergeben wurde.

Gegenwärtig ist es so, dass die aktuelle Statistik – es ist bereits vorher darauf ein­gegangen worden; man weiß nicht immer, worauf Sie sich beziehen – eine rückläufige Tendenz bei den angezeigten Fällen aufweist. Und Sie wissen wahrscheinlich genau­so, dass in der Datenerfassung früher, als viele Daten auch händisch erfasst wurden, das in Teilbereichen dazu geführt hat, dass Aufklärungsquoten bis zu 120 Prozent existent waren, einfach deshalb, weil die Daten vorne und hinten nicht zusammen­gepasst haben. (Bundesrat Konecny: Also wenn 120 Prozent aufgeklärt werden, dann nehme ich einen kleinen Irrtum gerne in Kauf!)

Ich möchte für die Ist-Situation festhalten, dass es sehr erfreulich ist, dass insbe­sondere in Wien in den letzten neun Monaten die Kriminalität zurückgegangen ist. Es ist auch bereits erwähnt worden, dass, wenn wir das Ganze ein bisschen benchmar­ken, immer noch feststeht, dass eine aus dem Jahr 2004 vorliegende IMD-Studie Österreich als das sicherste Land der Welt ausweist. Wenn man das im Blicklicht jener Ausführungen sieht, die von den Kollegen von der Sozialdemokratie zuvor getätigt worden sind, glaubt man, man lebt hier in einem Land, das eigentlich im unteren Teil dieser Skala liegen müsste.

Halten wir auch fest, dass es in den letzten Jahren zu einer Reihe von Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung gekommen ist, dass sehr viele umfassende Reformen, zum Beispiel der Bundespolizeidirektion Wien, durchgeführt worden sind, dass der Sicher­heitsmonitor eingeführt worden ist, dass eine monatliche Kriminalstatistik erstellt wird, dass die internationale Kooperation im Polizeibereich ausgebaut worden ist und dass gerade auch deswegen, weil es, wie das gebracht worden ist, immer wieder einzelne Krisengebiete in Österreich gibt, weil sich die Kriminalität lokal eben nicht festmachen lässt, auch eine 150-Mann-Einsatzgruppe zur Bekämpfung von Massendelikten instal­liert worden ist, die flexibel in ganz Österreich einsetzbar ist. Und der nächste Schritt ist eben die Zusammenführung der Wachkörper.

Es ist unbestritten, dass Polizeiarbeit auch mit dem notwendigen Personalstand in Zusammenhang gebracht werden muss und dass man für das Personal auch das notwendige Budget vorsehen muss. Umso enttäuschender ist es, dass die Sozial­demokratie dem Sicherheitspaket, das plus 36 Millionen € für die Sicherheit gebracht hat, nicht die Zustimmung geben konnte.

Um die Kriminalität zu bekämpfen, sind drei Voraussetzungen notwendig. Man braucht Budget, man braucht Personal, man braucht aber auch eine Modernisierung der


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