Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 161

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Konsumenten, sondern in erster Linie der Absicherung der Produzierenden, indem sie nämlich einen Schutz vor Regressforderungen darstellen.

Wer Kosmetika produziert, muss nämlich, bevor er sie auf den Markt bringen kann, gewisse Testergebnisse nachweisen und ist damit dann für eventuell trotzdem auftre­tende Schäden, die es durchaus geben kann, nicht mehr haftbar. Dass das Produkt aber wirklich unbedenklich ist, lässt sich normalerweise erst nach einem längeren Gebrauch durch Menschen mit Sicherheit sagen.

Eine derartige Quälerei von Tieren, wie sie bei diesen Tests passiert, lässt sich jedenfalls nicht mit dem Profitstreben der Kosmetikindustrie legitimieren.

Dass das Inverkehrbringen von Kosmetika, die in Tierversuchen getestet wurden, nun wirksam verboten wird, ist eine gute Maßnahme, kann aber trotzdem nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass nur ein kleiner Teil der tatsächlich durchgeführten Tierversuche in der Kosmetikindustrie stattfindet. Das weitaus größere Problem stellt der medizinische Bereich dar. Bei jeder Diskussion über Tierversuche kommt früher oder später dieses Totschlagargument, dass man in der Forschung eben nicht ganz auf Tierversuche verzichten kann und diese notwendig sind – und damit fertig.

Es ist noch lange nicht so, dass wir vor der lückenlosen Abschaffung von Tierver­suchen stehen würden oder dass Tierversuche nur in Fällen durchgeführt würden, wo es keine andere Möglichkeit gibt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Suche nach Alternativen wird in viel zu geringem Ausmaß betrieben. Das Budget, das in Österreich zur Erforschung dieser Alternativmethoden zur Verfügung steht, ist relativ gering, obwohl die EU in einer Richtlinie ihre Mitgliedstaaten auffordert, eben diese Forschung zu verstärken.

Trotzdem gibt es bereits jetzt eine ganze Reihe von Methoden, die Tierversuche ersetzen könnten, auf die auch meine Vorrednerin schon hingewiesen hat. Diese reichen von Versuchen an Zellkulturen, an gebrüteten Hühnereiern, die zum Beispiel den Test über die Reizwirkung von Chemikalien oder kosmetischen Substanzen er­setzen könnten, Gewebsschnitten oder niedrigen Organismen über analytische Methoden bis hin zu Computersystemen, die vor allem im rein naturwissenschaftlichen Teil von Forschung eingesetzt werden können.

Dass oft aber die etablierte Methode des Tierversuches vorgezogen wird, dürfte auch an der mangelnden Forschung und viel zu geringen Förderung von Alternativen liegen.

Obwohl Tierversuche in der Forschung sehr beliebt sind, ist auch ihre Aussagekraft inzwischen durchaus umstritten, denn Menschen und Tiere sind so unterschiedlich, dass sich die Ergebnisse aus Tierversuchen keinesfalls ohne weiteres auch auf Menschen umlegen lassen. Das ist auch der Grund dafür, dass zum Beispiel ein Medikament, das an Tieren getestet wurde, bevor es auf den Markt kommt, noch am Menschen getestet werden muss.

Die weite Verbreitung von Tierversuchen beruht aber gerade auf der Annahme, dass die Reaktion des Tieres zumindest vergleichbar ist mit jener des Menschen. Das Krankheits- und Heilungsgeschehen bei Menschen ist allerdings sehr komplex. In den so genannten Tiermodellen werden zwar Systeme und Krankheitsbilder künstlich hergestellt und untersucht, aber sehr viele Faktoren, die bei der Krankheitsentstehung wichtig sind, können nicht nachgeahmt werden, wie zum Beispiel Ernährung, Stress, Umwelteinflüsse, psychische oder soziale Faktoren und vieles mehr.

Trotzdem werden diese Tests durchgeführt, die diese Faktoren nicht berücksichtigen, vor allem bei Krankheiten wie Krebs, Allergien oder Herz- und Kreislauferkrankungen, obwohl bekannt ist, wie sehr die äußeren Umstände genau in diesen Fällen den


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