Bundesrat Stenographisches Protokoll 715. Sitzung / Seite 114

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Vizepräsident Jürgen Weiss: Wir gelangen zur Verhandlung über die Dringliche Anfrage der Bundesräte Eva Konrad, Professor Albrecht Konecny, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Da die Anfrage inzwischen allen Bundesräten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verle­sung durch die Schriftführung.

Ich erteile Frau Bundesrätin Konrad als erster Anfragestellerin zur Begründung der Anfrage das Wort. (Beifall bei den Grünen.)

 


16.01

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute Nachmittag hat im Ministe­rium ein Treffen von Ministerin Gehrer, Abgeordneter Brinek und sehr vielen Vertre­terinnen und Vertretern der Österreichischen Hochschülerschaft stattgefunden. Vor etwa eineinhalb Stunden kam dann eine Presseaussendung von Frau Abgeordneter Brinek mit dem Titel: „Heute weitere wichtige Station des Dialogs mit Studierenden-Vertreter/innen.“ – So viel zur Theorie.

Das, was wirklich stattgefunden hat, war nicht unbedingt eine Verhandlungsrunde, wie man sie sich zu einem derart wichtigen Thema wünschen und vorstellen sollte, son­dern Folgendes: Es saßen 40 Leute von diversen Hochschülerschaften zwei Stunden bei der Ministerin und durften erzählen, was sie sich vorstellen. – Ich glaube nicht, dass sehr viele Antworten gekommen sind, sondern ich nehme an, dass wieder auf die berüchtigte E-Mail-Adresse verwiesen wurde, von der ich Ihnen später noch erzählen werde.

Ich glaube auch nicht unbedingt, dass bei diesen so genannten Verhandlungen – wenn man sie so bezeichnen möchte – ein Durchbruch erzielt worden ist. Immerhin hat die Abgeordnete Brinek bereits im Vorfeld in einem Interview im „profil“ erzählt, die Architektur des Gesetzes stehe, die eine oder andere Veränderung sei vielleicht noch möglich, an den wichtigen Zügen werde aber sicher nichts mehr geändert werden.

Gut, es handelt sich um einen Initiativantrag. Es liegt immer noch in der Hand der Ministerin, eine Änderung vorzunehmen, einen Gesetzesantrag vorzulegen. Ich nehme an, sie hat auch einen gewissen Einfluss auf die Abgeordnete Brinek. – Noch ist es nicht zu spät!

Eines muss man allerdings schon sagen: Zu behaupten, die Architektur stehe und die wichtigsten Züge dieses Gesetzes seien so gut wie beschlossen, und dann eine Diskussionsrunde – eine Verhandlungsrunde sozusagen! – abzuhalten, zu der man Menschen aus ganz Österreich lädt, die im Prinzip völlig umsonst kommen, denn die Grundlagen stehen schon fest, das ist symptomatisch. – Das ist keine Diskussion! (Bundesrat Boden – auf Bundesministerin Gehrer zeigend, die mit Bundesminister Mag. Grasser spricht –: Wart ein bisschen, bis sie dir zuhört!) – Frau Ministerin! Soll ich warten? (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gehrer.) – Gut. (Ruf bei der SPÖ: Das interessiert sie nicht!)

Das ist keine Diskussion, das ist Diskussionsverweigerung, und diese ist leider das Markenzeichen der österreichischen Bildungspolitik der letzten Jahre. Das war so im Fall der Studiengebühren – da haben wir gehört, es werde keine Studiengebühren geben, und buchstäblich über Nacht wurden dann Studiengebühren eingeführt und beschlossen –; das war so beim Universitätsgesetz 2002, wo es unzählige Stellung­nahmen, unzählige Proteste von allen Gruppen der Universität gab, die im Prinzip alle keinen Einfluss hatten auf das, was letztendlich beschlossen wurde. – Diese Menschen müssen sich heute noch damit herumschlagen, dieses Gesetz nun umzusetzen und das Beste daraus zu machen, was beileibe nicht leicht für sie ist. – Und jetzt passiert


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