Bundesrat Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Die Rolle der Frau in der Wirtschaft wird immer bedeutender; nicht zuletzt haben wir eine Präsidentin der Wirtschaftskammer unter uns.
Wie beurteilen Sie die Rolle der Frau in der österreichischen Wirtschaft im Vergleich mit der skandinavischen?
Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Herr Bundesminister, bitte.
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Sie wird immer bedeutender! Ohne jetzt die Rolle der Frau in anderen Arbeitsbereichen gering schätzen zu wollen, ganz im Gegenteil, aber die Statistik sagt – Frau Präsidentin Zwazl, ich hoffe, du kennst dieselbe Statistik –, dass ungefähr ein Drittel aller Unternehmer weiblich ist, Tendenz steigend. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass in der Selbständigkeit die Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und Haushalt zwar nicht wegfällt, man aber durch die Möglichkeit, sich die Zeit einzuteilen, ein wenig besser durchkommt als in klassischen Arbeitsverhältnissen.
Unternehmerinnen sind erfolgreich. Es gibt erfreulicherweise nicht nur viele, viele Unternehmerinnen, sondern auch Top-Unternehmerinnen, Top-Managerinnen. Das soll Vorbildfunktion haben, hat eine solche auch, macht Mut, ist erfreulich. Ich habe aber jetzt zu Skandinavien keine Vergleichszahlen, ich kann Ihnen nicht sagen: in Österreich x Prozent, in Skandinavien y Prozent.
Grundsätzlich kann man sagen, dass man sich von den Skandinaviern manches abschauen kann, unter anderem auch deren Erfolge in Forschung und Entwicklung, Stichwort Ericsson, Stichwort Nokia. Das kann man nicht von heute auf morgen kopieren, man kann aber vielleicht von heute auf übermorgen Ähnliches erwirken. Man weiß, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dort insgesamt um einiges besser funktioniert als bei uns und dass das sicherlich auch – keinesfalls der einzige – mit ein Grund dafür ist, dass dort die Bereitschaft der Frauen, auch Kinder in ihre Lebensplanung mit einzubeziehen, relativ größer ist als bei uns.
Bundesrat Johann Kraml (SPÖ, Oberösterreich): Herr Bundesminister! Die rosige Schilderung der wirtschaftlichen Lage ist eine Seite. Die andere Seite ist natürlich das eigene Haus, im Speziellen die stark ansteigende Zahl der Konkurse bei den Klein- und Mittelbetrieben. Signifikant dabei ist, dass mehr als 50 Prozent der Konkursanträge mangels Masse zurückgewiesen werden mussten.
Worauf, Herr Bundesminister, führen Sie diese Situation zurück?
Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Herr Bundesminister, bitte.
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Herr Bundesrat! Insolvenzstatistiken sind einer der vielen Parameter, um zu sehen, wie es mit der wirtschaftlichen Lage ausschaut. Wenn sich die Situation so darstellt wie jetzt, dann heißt das, dass es auf der einen Seite dem Großteil der Unternehmungen in Österreich recht gut, zum Teil auch sehr gut geht, einem bestimmten Teil aber weniger gut. Sie geben ein differenzierteres Bild in der Wirtschaft; man kann nicht alles über einen Kamm scheren.
Ich wäre im Übrigen glücklich darüber, würde das in so mancher Vertretungsfrage auch die Arbeitnehmervertretung so nachvollziehen und daraus den Schluss ziehen, dass man manche Entscheidung stärker auf die betriebliche Ebene verlagert, weil nämlich auf der Branchenebene ein „One size fits all“ – ein Strickmuster, und wir machen alle
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