Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 101

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14.24

Bundesrat Wolfgang Schimböck (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, man muss doch noch einmal auf diesen Punkt eingehen, den Kollege Ein­wall­ner angesprochen hat. Frau Bundesministerin! Sie haben zuerst davon ge­sprochen, dass es durchaus vertretbar ist, dass 35 Millionen € den Augenkranken, den Seh­schwachen entzogen werden, und haben gesagt, die Mindestrentner seien ausge­nommen.

Ich glaube, ich komme nicht ganz umhin, noch einmal klarzustellen, dass diese Maß­nahme für jene, die es sich nicht richten können, die kleine Einkommen haben, wirklich am einschneidendsten ist. Wenn Sie von den Mindestrentnern sprechen, dann meinen Sie jene, nehme ich an, die eine Ausgleichszulage beziehen, die also ein Bruttoein­kommen inklusive der Ausgleichszulage in der Höhe von 640 € haben.

Aber wie schaut es denn insgesamt aus bei den Senioren, die zu Recht so sehr be­troffen von dieser Ihrer Maßnahme sind? – Es gibt ja Gott sei Dank sehr wortreiche Stellungnahmen von den Seniorenorganisationen zu diesem Bereich, auch von Ihrer politischen Richtung, Frau Bundesministerin. Bedenken wir, dass die Durchschnitts­pension in Österreich 708 € bei den Arbeitern ausmacht, 1 178 € bei den Angestellten, 1 057 € bei den Eisenbahnern, 1 436 € beim Bergbau, 1 082 € bei den Angehörigen der gewerblichen Wirtschaft, 628 € bei den Bauern, die offensichtlich generell hier aus­genommen sind. Und dann gibt es bekanntlich noch eine achte Pensionsversicherung, der Sie im Sozialversicherungs-Organisationsrecht besondere Bedeutung einräumen: die Versicherungsanstalt des österreichischen Notariates. Hier liegt die Durchschnitts­pension bei 4 759 €.

Ich glaube, dass dieser Personenkreis wirklich unter dieser Gesundheitspolitik leidet. Sie haben vorhin einen schönen Satz gesagt: Nur ein Schelm gibt das aus oder verspricht das, was er nicht hat. Frau Bundesministerin! Da, glaube ich, werden auf diese Bundesregierung große Probleme zukommen, denn die Steuerpolitik, die Sie betreiben, wird für Steuerausfälle sorgen, die es dieser Republik schwer machen werden, ihren Verpflichtungen im Bereich der Pensionsvorsorge, der Gesundheits­vor­sorge nachzukommen.

Bedenken Sie, dass wir 2001 noch ein Körperschaftsteueraufkommen von 6,2 Milliar­den € hatten und dass das heuer – bei sehr vorsichtigen Schätzungen – nur mehr 3,6 Milliarden € ausmachen wird! Das ist Ihre Entlastungspolitik – aber für Konzerne und für jene, die es sich in der Bilanz im Sinne dieser Gruppenbesteuerung, die jetzt eingeführt wurde, richten können. (Bundesrat Bader: Die schaffen keine Arbeitsplätze, gell?) – Ja, die schaffen Arbeitsplätze, ganz richtig: in Moldawien, in Vietnam, wo immer! (Beifall bei der SPÖ.) Der Kollege, der diesen Zwischenruf gemacht hat, soll sich vielleicht einmal von einem Wirtschaftstreuhänder oder Steuerberater dieses Gruppenbesteuerungssystem ganz genau erklären lassen. Wenn Sie sich das ansehen, dann werden Sie erkennen, wo der Staat künftig Geld lukrieren wird. In­zwischen liegen wir ja im Körperschaftsteuerbereich bereits hinter der Slowakei. Ich habe allerdings noch keinen slowakischen Betrieb gesehen, der hier in Österreich investiert und Arbeitsplätze schafft. (Widerspruch bei der ÖVP. – Bundesrat Mag. Himmer: Fragen Sie den Androsch!)

Aber jetzt zu einer ganz wesentlichen Sache, zum Organisationsrecht. Sie haben hier eine Lanze dafür gebrochen, Frau Bundesministerin, dass hier alle eingebunden werden, dass hier Demokratie herrscht und vieles mehr. Schauen wir uns einmal an, was eigentlich herauskommt bei diesem Sozialversicherungs-Organisationsrecht, das Sie uns hier auf den Tisch legen! Es ist eigentlich nur auf Machterhalt ausgerichtet.


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