Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 114

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Der Finanzausschuss stellt nach Beratung der Vorlage am 16. Dezember 2004 mit Stimmenmehrheit den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Danke für die Berichte.

Wir gehen in die Debatte ein.

Erster Redner ist Herr Bundesrat Kraml. Ich erteile ihm das Wort.

 


15.12

Bundesrat Johann Kraml (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine sehr verehr­ten Damen und Herren! Der Finanzausgleich regelt die Finanztransfers zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften des Staates, und es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass der Finanzausgleich immer auch ein Kompromiss ist – ein Kompromiss, bei dem es natürlich auch immer wieder Unzufriedene gibt: Bekommen die kleinen Gemeinden etwas mehr, dann sind es die Städte, die unzufrieden sind, oder es ist umgekehrt.

Meine Damen und Herren! Die SPÖ hat im Nationalrat dem Finanzausgleich zuge­stimmt. Im Bundesrat ist uns das – auf Grund des anderen Abstimmungsmodus – leider nicht möglich.

Der Herr Staatssekretär sieht den Finanzausgleich naturgemäß von der hell erleuch­teten Seite. (Bundesrat Bieringer: Von der richtigen Seite!) Ich meine, dass es bei diesem Finanzausgleich auch Schattenseiten gibt, und mit diesen Schattenseiten werde ich mich ein wenig befassen.

Im Nationalrat hat sich ein ÖVP-Abgeordneter dazu verstiegen, von der „Quadratur des Kreises“ zu sprechen. – Ich glaube, er hat dem Finanzminister etwas zu lange zugehört und hat sich da von der Rhetorik blenden lassen. (Heiterkeit des Bundesrates Konecny.)

Meine Damen und Herren! Konkret erhalten die Länder und Gemeinden durch den neuen Finanzausgleich während der kommenden vier Jahre Geld vom allgemeinen Steuerkuchen, und zwar jährlich um 212 Millionen € mehr; dazu kommen noch 100 Millionen aus dem gesamten staatlichen Steuertopf, und zusätzlich 12 Millionen € für die Finanzierung der Landeslehrer. Neben dem Mehr an Geld gibt es auch einen geänderten abgestuften Bevölkerungsschlüssel, der sich zugunsten der Gemeinden mit bis zu 10 000 Einwohnern auswirken wird. Damit wurde eine langjährige Forderung der Kleingemeinden berücksichtigt. – Ein ganz passables Paket, könnte man meinen.

Aber so, wie das bei der Bundesregierung immer der Fall ist, folgt dem Positiven natürlich sofort ein Belastungspaket. Unterm Strich werden die Gemeinden wieder einmal weniger herausbekommen, als sie zuvor erhalten haben. Es ist das die so genannte Pferdefußpolitik, und diese beherrscht die Regierung ja hervorragend. (Beifall bei der SPÖ.)

Und so ist es auch diesmal, meine Damen und Herren. Den ausverhandelten Leis­tungen des Bundes stehen die Mindereinnahmen der Gemeinden durch die kommen­den Etappen der Steuerreform gegenüber. Hier kommt es dann für die Gemeinden wieder zum berühmten Nullsummenspiel: Es ist nicht mehr Geld in der Gemeinde­kasse, als das immer der Fall war.

Meine Damen und Herren! Im Zuge des Finanzausgleiches war eine Zeit lang auch die Wohnbauförderung ein Diskussionsthema. Letztendlich hat man aber dann doch eingesehen, dass die Wohnbauförderungsmittel wichtige Konjunkturgeber sind, die in


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