Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 173

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Jetzt haben wir noch genau – jetzt habe ich mir die Tage nicht ausgerechnet –, ich glaube, acht Tage Zeit bis Ende dieses Jahres, eine verfassungskonforme Lösung zu finden, und um das geht es heute. Das, was uns heute allerdings vorliegt, Kolleginnen und Kollegen, setzt den bisherigen Bestrebungen die Krone auf, denn der künftige Hauptverband, wie er jetzt vorgesehen ist, wird im Wesentlichen durch zwei Cha­rakteristika bestimmt.

Erstens: Dieser Hauptverband wird zu 100 Prozent in den Einflussbereich der ÖVP wandern, eingeschwärzt. (Bundesrätin Bachner: Na geh, so eine Überraschung! Das hätte ich nie vermutet!) Überraschenderweise! (Bundesrat Boden: Ist die FPÖ wieder umgefallen?) Das Dunkelblau kommt nicht mehr vor, ja. (Bundesrat Dr. Böhm: Wie war es denn bisher?)

Zweitens, Kolleginnen und Kollegen – und das ist noch viel weniger lustig –: In diesem Hauptverband werden die Vertreter von 300 000 Unternehmen die Vertreterinnen und Vertreter von 3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sprich von Arbeiterin­nen und Arbeitern und Angestellten, majorisieren können. Sehr geehrte Damen und Herren, das hat mit einer demokratischen Struktur überhaupt nichts mehr zu tun! (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der Grünen.)

Wenn schon in der Demokratie gilt: ein Mensch – eine Stimme, und ich glaube, Sie von der ÖVP haben das heute schon irgendwann im Laufe dieses langen Tages gesagt, wieso gilt es plötzlich im Hauptverband nicht mehr, warum zählt dort die Stimme eines Unternehmensvertreters zehn Mal so viel wie die Stimme eines Arbeitneh­mer­vertre­ters? Das sind Wahlrechte aus dem vorigen Jahrhundert, so haben Sie es sich früher gewünscht! Das ist außerdem verfassungsrechtlich zumindest bedenklich. (Bundesrat Gruber: Wird eh wieder aufgehoben!) – Ich hoffe, dass das wieder aufgehoben wird, denn eindeutig nachgewiesen ist, dass es dieser Regierung und somit den Parteien, die diese Regierung unterstützen, in der Gesundheitspolitik – wie in vielen anderen Bereichen auch – nur darum geht, Macht auszuüben. Gesundheitspolitik ist für Sie Machtpolitik! Dass wir das völlig ablehnen, das, glaube ich, können auch Sie verstehen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

18.59

 


Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Meine Damen und Herren! Ich frage mich, ob wir jetzt nicht doch die Sitzung unterbrechen sollen. (Zwischenrufe.) Wir verhandeln jetzt seit zehn Stunden. Der Herr Bundesminister hat gesagt, er kommt. Wir haben jetzt eine 10-minütige Rede hinter uns, bei der er nicht anwesend war. Ich würde bitten, dass die Fraktionsvorsitzenden jetzt ganz schnell die Köpfe zusammenstecken, um zu beraten, was wir tun sollen.

Ich unterbreche zu diesem Zweck kurz die Sitzung. (In diesem Moment betritt Bun­desminister Mag. Haupt den Sitzungssaal. – Beifall.) Sehen Sie, Herr Minister, so kommt man zu Applaus!

Wir setzen die Sitzung fort mit dem zweiten Redner zum 30. Tagesordnungspunkt. Es ist dies Herr Bundesrat Wolfinger. – Bitte.

 


19.01

Bundesrat Franz Wolfinger (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Liebe Frau Kollegin Neuwirth, ich lasse mich jetzt auf keine Farbenspiele ein. (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Schade! – Heiterkeit.) Ja, für Sie!

Einige Anmerkungen zum  3. Sozialversicherungs-Änderungsgesetz 2004. – Wie be­reits gehört, ist die Reform des Hauptverbandes durch ein Erkenntnis des Verfas­sungs­gerichtshofes aufgehoben worden. Diese Aufhebung wurde damit begründet,


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