Bundesrat Stenographisches Protokoll 720. Sitzung / Seite 85

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Wir wissen genau, dass mittlerweile ein Klassenvorstand ein Mediator in einer Ge­meinschaft ist, dass er ein Motivator ist, auch was Schulleistungen betrifft, dass er ein Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Erziehungsberechtigten ist und dass er letztlich auch immer mehr ein Koordinator werden wird.

Ich denke, je mehr wir von Lehrplänen wegkommen, die Ansammlung von Stoff sind, den es abzudienen gilt, je mehr wir in Richtung Lernpläne gehen, wo sich jeder indi­viduell selber seine Lernfelder bestimmt und auch dafür verantwortlich ist, umso mehr werden wir eine Person brauchen, die diese jungen Menschen auch entsprechend begleitet.

Wir haben derzeit eigentlich nur eine solche Person in der Klassengemeinschaft, und das ist der Klassenvorstand. Deshalb halte ich es für einen ganz wichtigen Schritt, dass man ihm wenigstens das gibt, was hier vorgeschlagen wird.

So möchte ich wirklich dazu gratulieren ... (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Das ist zu wenig!) – Na ja, man kann immer sagen, das und das ist zu wenig, aber ich glaube – und das ist mir wichtig, deshalb habe ich mich auch bei diesem Tagesordnungspunkt gemeldet, denn es ist immer viel einfacher, bei einem Tagesordnungspunkt zum Thema Bildung das eine oder andere groß zu skizzieren –, es hat alles immer auch mit Finanzen zu tun.

Ich finde, es gilt hier zu sagen: Das ist ein großer und wichtiger Schritt, der jahrelang nicht gesetzt worden ist. Wir werden alle gemeinsam weiterdenken, was auch die Inhalte betrifft, um dann aber immer wieder von Geld zu reden. Deshalb möchte ich das hier an die erste Stelle setzen: Es ist ein großer, wesentlicher und wichtiger Schritt, dass endlich einmal nicht nur der Blick darauf gelenkt wird, dass Lehrer etwas administrieren, sondern dass Lehrer auf den einzelnen Schüler schauen.

Wenn wir in dieser Bildungsreform von Differenzierungen reden – und gerade auch, so wie ich mir das denke, von stärkeren inneren Differenzierungen reden –, werden wir genau solche engagierte Lehrer brauchen. Und diese sollen auch mehr für ihre Leistung, für ihre Art, mit einzelnen Schülern umzugehen, bekommen und belohnt werden. Da halte ich dies für einen ersten wichtigen Schritt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

13.52


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Professor Ko­necny. – Bitte.

 


13.52.16

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Ich will mich nicht auf die Schulthematik einlassen, sondern ich möchte zu jenem Thema zurückkehren, das einige Redner auch schon angeschnitten haben und das uns wichtig ist. Und offensichtlich nicht nur uns, sondern dem ganzen Haus, sonst wäre es nicht erklärbar, dass wir einstimmig eine Änderung in der Bundesverfassung beantragt haben, die der Nationalrat bislang nicht in Verhandlung genommen hat, die uns vor genau dieser Art von Gesetzen beschützen soll.

Es gibt keinen sachlichen Grund – außer der Zeitersparnis von mehr oder weniger Minuten beim Abstimmungsvorgang im Nationalrat und hier im Bundesrat –, warum Materien nicht getrennt behandelt werden – die Beispiele liegen heute auf dem Tisch; die Beispiele aus der Vergangenheit waren um nichts weniger „breit gefächert“, um ein wertneutrales Vokabel anzuwenden –; dafür gibt es kein gemeinsames politisches Urteil.

Kollege Schennach hat sich mit Recht so geäußert. Mir, meinen Parteikolleginnen und Parteikollegen geht es genauso, hier abwägen zu müssen, ob man aus minus und plus


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