das Liberale Forum dagegen polemisierte,
aber dessen parlamentarische Existenz ist ohnehin bereits Geschichte. (Bundesrat Ing. Einwallner: Es gibt würdige Nachfolger!)
Was hingegen den Bestandsschutz für ein differenziertes, also gegliedertes Schulwesen auf allen Ebenen, also auch in der Unterstufe, anlangt, treten wir eindeutig dafür ein. Offen spreche ich aus, weshalb wir dafür plädieren. Ich räume schon ein, dass das BZÖ darüber nicht glücklich war und dass vor allem die von ihm geprägte Schulpolitik in Kärnten zwar nicht gerade die undifferenzierte Gesamtschule, aber doch eine gemeinsame Schule für alle Sechs- bis Vierzehnjährigen favorisiert. Wir Freiheitlichen denken hier aber ganz anders. Nicht nur unser langjähriger Bildungsreferent, Professor Grillmayer, hat die Gesamtschule stets entschieden abgelehnt, Gleiches gilt für unser Partei- und unser Bildungsprogramm. Bis heute hält die FPÖ Wien und jetzt auch die Bundes-FPÖ daran fest. Das kommt vornehmlich in den klaren Stellungnahmen unserer Stadtschulratsvizepräsidentin Monika Mühlwert, unserer ehemaligen Bundesratskollegin, klar zum Ausdruck.
Gewiss ist die als politischer Kompromiss gefundene Formulierung – da gebe ich Vorrednern schon Recht – einer angemessenen Differenzierung des Sekundarschulwesens ein so genannter unbestimmter Rechtsbegriff. Das heißt, die so umschriebene normative Vorgabe ist konkretisierungsbedürftig. Das könnten und sollten aber gerade jene Kritiker akzeptieren – und da verstehe ich die Kollegen von der grünen Fraktion nicht ganz –, die für eine Ausweitung von Schulversuchen eintreten, die in die Richtung der gemeinsamen Schule oder gar der Gesamtschule gehen.
Umgekehrt wäre es aus meiner Sicht durchaus problematisch gewesen, hätte man es dem einfachen Gesetzgeber ohne weiteres freigestellt, je nach wechselnder Regierungskonstellation und parlamentarischer Mehrheit mit einem Federstrich die verpflichtende Gesamtschule einzuführen und – ich sage es fairerweise dazu – gegebenenfalls auch wieder abzuschaffen. Sollten sich entsprechende Schulversuche in der Praxis tatsächlich als erfolgreiches Modell bewähren, müsste man ernsthaft überdenken, inwieweit sie in das Regelschulsystem aufzunehmen sind.
Ich will da gar keine ideologischen
Barrieren aufrichten oder heilige politische Kühe pflegen, aber eines werden
mir alle Verfechter der Gesamtschule zugestehen müssen: Nicht nur als für die
dort erlangte Bildung höchst dankbarer Absolvent eines humanistischen
Gymnasiums, sondern weit mehr als langjähriger Universitätslehrer in einem
Fachbereich, der sowohl zutiefst sprachgebunden ist als auch historischer und
ethisch-philosophischer Perspektiven bedarf, weiß ich um den Wert der AHS.
Deren Qualität kann aber meines Erachtens nicht voll ausgeschöpft werden, wenn
sie sich auf die Oberstufe beschränkt. Eine vollwertige AHS-Unterstufe scheint
mir daher ebenso unentbehrlich zu sein. Will man auf den hohen Kulturwert des
altsprachlichen Zweiges des Gymnasiums nicht gänzlich verzichten – es mag
ein Minderheitenprogramm
sein –, so kann man sinnvoll mit dem Lateinunterricht wohl nicht erst in
der 5. oder einer noch höheren Schulklasse beginnen. Von Griechisch rede ich
erst gar nicht, um nicht als reines Fossil und reaktionäres Relikt zu gelten.
Nicht zuletzt in einem zusammenwachsenden Europa, hier als Sprach- und
Kulturraum verstanden, müsste Latein geradezu als Grundlage und als das
einigende Band gewürdigt werden. Hierin könnte man auch von der katholischen
Kirche in ihrer geschichtlich wohl kaum überbietbaren Tradition lernen, wie
immer man sonst zu ihr stehen mag.
Mit diesem Plädoyer für ein auf allen Ebenen und Stufen, äußerlich wie auch innerlich differenziertes, gegliedertes Schulwesen beschließe ich meine Darlegungen unserer bildungspolitischen Motive, diesem bahnbrechenden Gesetzesvorhaben aus voller Überzeugung zuzustimmen. – Ich danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
18.19
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite