Bundesrat Stenographisches Protokoll 723. Sitzung / Seite 56

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

eigentlich viel schlechter ausschaue als die dort, das ist wirklich eine Verunehrung dieser Gedenkstätte!

Ich kann mich eigentlich nur dem Kollegen Schennach anschließen und sagen, dass ich hoffe, dass Sie, Herr Professor, wenigstens den Mut finden, heute hier bekannt zu geben, dass Herr Oberst in Ruhe Gudenus nicht mehr Ihrer Fraktion, Ihrem Klub ange­hört. Ich hoffe, Sie haben diesen Mut! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Weil Kollege Kneifel vorhin das Bundesheer kurz angesprochen hat: Ich ziehe hier wirklich meinen Hut vor General in Ruhe Trauttenberg, der am Montag, glaube ich, im „profil“ zitiert wurde bezüglich eines offenen Briefes an Gudenus. Ich habe mir diesen offenen Brief besorgt – das war nämlich ein Leserbrief, der in der Zeitung „Die Presse“ abgedruckt war – und muss sagen, ich glaube – und damit möchte ich dann auch schon meine Ausführungen schließen –, viel klarer kann man das nicht zum Ausdruck bringen.

Trauttenberg schreibt:

„Offener Brief an John Gudenus“.

„Ich höre, dass Du das Thema Gaskammern debattieren, prüfen möchtest.“

Im weiteren Brief lädt er ihn zu einem Besuch in der Gedenkstätte Hartheim ein. Ober­österreich hat ja leider mit St. Georgen an der Gusen einen Ort – Gottfried, du bist in diesem Bezirk zu Hause, ich glaube, du weißt das –, wo es schlimm zugegangen ist. Man hat sich dort wirklich bemüht – es ist auch, was die dortige Bevölkerung betrifft, geboten, das hier einmal auszusprechen –, das wirklich auch aufzuarbeiten, Schriften herauszubringen, Veranstaltungen durchzuführen, Schulklassen zu informieren und so weiter.

Trauttenberg meint in diesem offenen Brief weiter: „Ich könnte Dir die ehemalige Gas­kammer im Schloss zeigen“ – im Schloss Hartheim –, „wo sogar noch die letzten Reste der Gasleitung zu erkennen sind, wir könnten gemeinsam die Vernehmungsprotokolle der österreichischen Behörden von Betriebspersonal nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes lesen.

Wir könnten im Gedenkraum die mittlerweile 24.000 erfassten Namen der ca. 30.000 Opfer lesen, solche von Behinderten jeden Alters, von Kriegsinvaliden, von arbeits­unfähigen Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen. Wir könnten uns aber auch über das Gemütsleben von Gauleiter Eigruber unterhalten, der zumindest einmal mit anderen NS-Parteibonzen durch ein Guckloch in der Tür der Gaskammer den Todeskampf der Opfer beobachtete.“

Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

11.46


Präsident Mag. Georg Pehm: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Konrad. – Bitte, Frau Bundesrätin.

 


11.46.21

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist zweifellos Anlassgesetz­gebung, über die wir heute hier diskutieren. Das ist an und für sich etwas, was politisch nicht gerade gerne gemacht wird, aber es gibt eben Anlässe, die einem keine andere Wahl lassen. Einen solchen Anlass haben wir heute zu diskutieren, und zwar nicht rein juristisch, wie Herr Kollege Böhm dies probiert hat, sondern vor allem politisch.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite