Bundesrat Stenographisches Protokoll 723. Sitzung / Seite 116

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Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag ihre Zustimmung ge­ben, um ein Handzeichen. – Das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist angenom­men.

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Wir gehen in die Debatte ein.

Erster Redner ist Herr Bundesrat Molzbichler. Ich erteile ihm das Wort.

 


15.28.26

Bundesrat Günther Molzbichler (SPÖ, Kärnten): Meine Damen und Herren! Frau Ministerin! Herr Präsident! Kollegin Fröhlich müsste eigentlich rot werden bei der Be­richterstattung über diesen Kulturbericht, da dieser nur so von Ungereimtheiten strotzt. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Darauf bin ich auch sehr stolz, Herr Kollege.

Meine Damen und Herren! Eine zeitliche Glanzleistung ist der Kulturbericht 2003 wahr­lich nicht. Im Frühjahr 2005 wurde der Kulturbericht 2003 präsentiert. Da fragt man sich schon, ob die Berichtlegung absichtlich hinausgezögert wurde – oder worauf man im Ministerium, Frau Ministerin, eigentlich gewartet hat.

Gibt es im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur beziehungsweise in dem selbst ernannten „Zukunftsministerium“ keine zeitliche Vorgabe für Berichte? – Ich fra­ge mich schon, welche Umstände für diese Verzögerung verantwortlich waren!

Meine Damen und Herren! Nun liegt uns endlich – seit ein paar Wochen – ein farben­froher Bericht vor, wie gesagt, allerdings mit Verzögerung; auf ein paar wichtige inhalt­liche Aspekte wurde jedoch wissentlich verzichtet.

Lassen Sie mich aber zunächst auf ein paar wichtige Punkte zu sprechen kommen, die vor allem für das Jahr 2003, auch mit Hinblick auf den Kulturbericht, von Bedeutung sind. Das ist zum einen die Vollrechtsfähigkeit der Museen und zum anderen der Dieb­stahl der Saliera.

Meine Damen und Herren! Wie wir alle wissen, wurden die Museen nach und nach bis Jänner 2003 in die Vollrechtsfähigkeit entlassen. Mittlerweile sind alle Museen selbst zuständig für Buchhaltung, Einnahmen, Ausgaben und so weiter und werden nun als „wissenschaftliche Anstalten öffentlichen Rechts“ geführt.

Grundsätzlich ist diese Entwicklung auf internationaler Ebene sicherlich positiv zu be­werten, jedoch kommt man auch hier wieder in ein Dilemma: Einerseits soll das Kunst- und Kulturinteresse der Österreicherinnen und Österreicher geweckt und gefördert werden, andererseits ist der Bund aber immer weniger dazu bereit, in dieses Interesse zu investieren. Einerseits soll diese Entwicklung museumsspezifische Schwerpunkte und Wege erleichtern, andererseits stehen die Museen vor vollendeten Tatsachen. Und Direktoren, die eigentlich keine Ökonomen sind, sollen nun schauen, woher sie Förderungen und zusätzliche finanzielle Mittel bekommen.

Meine Damen und Herren! Museen sind zu gewinnorientierten Wirtschaftsunternehmen mutiert, auf der Suche nach einem markttechnisch interessanten Eigenprofil mit spezifi­schen Zielgruppen, Sammlungen und Ausstellungen, Marktanalysen und Marketing­strategien – auf der Suche nach Großsponsoren, die in Österreich eher spärlich zu finden sind, da eher noch in Sportveranstaltungen investiert wird als in Museen.

Die Fragen, die ich mir in diesem Zusammenhang stelle, sind grundsätzlicher Natur: Wie muss sich etwa ein Museum verkaufen, damit es für große Unternehmen attraktiv wird? Kann es sein, dass in ein paar Jahren beispielsweise Kunst beziehungsweise


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