Bundesrat Stenographisches Protokoll 723. Sitzung / Seite 119

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

richt 2003 sprechen, aber ich glaube, ich muss doch mit ein paar Worten auf die Aus­führungen meines Kollegen Molzbichler eingehen.

Man kann sich von einem Kulturbericht immer viel mehr wünschen, als da ist. Das ist ein legaler Wunsch. Aber ihn deshalb gleich als skandalös zu bezeichnen, halte ich für übertrieben. Übertriebene Worte halte ich in diesem Haus für nicht angebracht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich glaube, dass gerade im Jahr 2003 mit der Vollrechtsfähigkeit unserer Museen wirk­lich ein so genannter 1 000-Gulden-Schuss gelungen ist. Es ist nicht angebracht, einen international anerkannten Museumsfachmann hier billig zu beschimpfen und mit einer Fülle von Schmutz zuzudecken. Ich glaube, das hat Herr Direktor Seipel nicht verdient und es ist eher wieder einmal Eifersucht im Spiel, weil die Dinge eben so gut funktio­nieren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte aber sehr wohl auch auf ein Kapitel eingehen, nämlich den Denkmalschutz und die Bedeutung des Denkmalschutzes für unsere Kulturlandschaft. Bei Denkmal­schutz geht es sicher nicht um die paar hundert Schlösser in diesem Land, sondern um ungefähr 60 000 bedeutende Gebäude, die über das ganze Land verteilt sind. Dabei geht es um Stadtzentren, Ortszentren, Bauernhöfe, eine Fülle von Bürgerhäusern, Kir­chen, sakralen Kunstwerken, eigentlich um unsere gemeinsame Identität als Kulturvolk in der Mitte Europas. Wenn man das abtut und von ein paar Schlössern spricht, dann richtet sich das von selbst, wie ich meine.

Es gibt hier ein Kapitel über Förderung des Denkmalschutzes. Es fällt mir leicht zu dan­ken, weil die Mittel vom Jahr 2003 auf das Jahr 2004 stark angestiegen sind. (Bundes­rat Molzbichler: Für wen? – Seipel: Das 2,5-Fache!) Es waren allerdings im Jahr 2003 nicht riesige Summen. Festzuhalten bleibt aber, dass jeder Förder-Euro in diesem Bereich ungefähr 10 € privates Kapital mobilisiert. Das ist dann doch wieder eine be­achtliche Summe, die es möglich macht, diese Denkmale zu erhalten.

Es geht in diesem Bereich aber um eine viel größere Summe. Es gibt eine Studie der Europäischen Union, des Handwerks und der KMUs, die die Gesamtsumme, die im Jahr in Österreich in Denkmale fließt, mit ungefähr 1 Milliarde € beziffert, wodurch – das ist, glaube ich, der Punkt, der hier sehr entscheidend ist – zirka 30 000 hochwer­tige Arbeitsplätze im ganzen Lande gesichert werden.

Ich glaube, dieser Aspekt, dass gerade bei der Denkmalpflege und überhaupt bei der Althaussanierung eben ein sehr viel größerer Anteil Arbeit hineinfließt, ist doch beschäftigungspolitisch ein sehr wichtiger Punkt. Es handelt sich hier um eine klare Dif­ferenzierung: im Neubau ungefähr 60 bis 62 Prozent Lohnkosten, im Altbau und in der Denkmalpflege 75 bis 78 Prozent der Kosten. Daran sieht man schon den beschäf­tigungspolitischen Effekt dieser Tätigkeit. Dazu ist auch zu sagen, dass dies sehr hoch­wertige Tätigkeiten von gut ausgebildeten Handwerkern sind.

Gerade wenn man in der letzten Zeit durch die Wiener Innenstadt geht und sieht, wie viele Gebäude auch im Bundesbesitz sehr sorgfältig und ordentlich restauriert worden sind, dann kann man, so meine ich, sowohl die arbeitsmarktpolitische Bedeutung als auch die Bedeutung für unseren Tourismus und unser Kulturgut im Allgemeinen nur positiv beurteilen.

Dies ist nur ein kleiner Aspekt des Kulturberichtes 2003. Er ist nicht so dünn, wie er hier dargestellt wurde. Es ist, glaube ich, ein guter Bericht. Natürlich kann man sich im­mer wünschen, dass er früher erscheint. Mir ist lieber, es ist ein guter Bericht. Unsere Fraktion wird ihn mit Freude und Dank annehmen. Ich danke an dieser Stelle auch all den Beamten, die an diesem Kulturbericht mitgewirkt haben. Ein guter Bericht, der


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite