Bundesrat Stenographisches Protokoll 724. Sitzung / Seite 61

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Terrorismus und organisierte Kriminalität sind globale Phänomene. Die Möglichkeiten der Kommunikation und der Finanzströme sind kaum mehr an Grenzen gebunden. Die politischen Ursachen dafür haben gleichermaßen globale Züge angenommen: die Situation im Irak oder in Afghanistan oder der Konflikt zwischen Israel und Palästina, um nur einige zu nennen. Es sind aber auch globale soziale und wirtschaftliche Probleme, die junge Leute zum Werkzeug radikaler terroristischer Organisationen werden lassen.

Es ist nicht möglich, diesem Phänomen auf rein nationaler Ebene Herr zu werden. Das wissen auch die Bürger, und sie fordern zu ihrem Schutz zu Recht, dass sich Europa und die internationale Staatengemeinschaft koordinieren. Der Europäischen Union kommt dabei eine ganz wesentliche Aufgabe zu. Die Zusammenarbeit der zuständigen Innen- und Justizminister, die Koordination mit der Kommission und die Tätigkeit des vom Europäischen Rat im März 2004 eingerichteten EU-Koordinators für die Ter­rorismusbekämpfung Gijs de Vries sind wesentliche Elemente in diesem Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Ich hatte vor wenigen Tagen in Brüssel Gelegenheit, mit dem Koordinator für die Terrorismusbekämpfung Gijs de Vries zusammenzutreffen. Auch er ist der Ansicht, dass dem Bereich der Terrorismusbekämpfung während unserer Präsidentschaft eine ganz wesentliche Rolle zukommen wird. De Vries hat auch die Ansicht geteilt – und die Frau Innenministerin hat es bereits angesprochen –, dass es notwendig ist, den inter­religiösen Dialog vor allem mit dem Islam und den Dialog der Zivilisationen und Kulturen fortzusetzen, damit wir jene erreichen, die vielleicht potenziell den militanten Lockungen der moslemischen Fanatiker erliegen könnten.

Sehr verehrte Damen und Herren! Machen wir uns aber keine Illusionen, auf diese Weise werden wir den harten religiösen und ideologischen Kern derjenigen, die diese Verbrechen begehen, nicht erreichen können. Hier ist die Arbeit der Polizei, der Geheimdienste und der Justiz gefragt. Wenn es uns aber gelingt, die Rekrutierungs­basis der Terroristen auf diese Weise wenigstens zu begrenzen, dann ist uns schon ein großer Erfolg gelungen. Österreich hat in dieser Hinsicht eine gute, große Tradition. Wir werden diese Tradition mit einer weiteren Konferenz noch in diesem Jahr fort­setzen. (Vizepräsidentin Haselbach übernimmt den Vorsitz.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Innenministerin hat bereits zahlreiche Maß­nahmen genannt, die auf Ebene der Europäischen Union zur Bekämpfung des Terrorismus gesetzt werden. Ich möchte einige Bemerkungen aus dem Blickwinkel der Außenpolitik hinzufügen.

Ganz allgemein erscheint es mir wesentlich, dass der gesamte Bereich der Außen­beziehungen in diesem Zusammenhang von größter Bedeutung ist. Eine glaubwürdige gemeinsame Außenpolitik der Europäischen Union zur Lösung von Konflikten, die den Terrorismus begünstigen und nähren, trägt dazu bei, dass dem Terrorismus weltweit der Boden entzogen wird. Wir brauchen – und das sage ich aus großer persönlicher Überzeugung – in diesem Bereich mehr Europa, weil hier eine Gemeinsamkeit auch wirklich einen Mehrwert für unsere Bürger darstellt.

Eines der Ziele des Anti-Terrorismus-Aktionsplanes, der bereits erwähnt wurde, ist die internationale Zusammenarbeit. Dieses Ziel umfasst insbesondere auch die Zusam­menarbeit mit den Vereinten Nationen, etwa durch die Unterstützung der Einhaltung der insgesamt zwölf UNO-Konventionen, die es seit 1968 auf dem Gebiet der Terroris­musbekämpfung gibt. Österreich hat im Übrigen alle zwölf Konventionen ratifiziert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Präsidentin! Hoher Bundesrat! Wir wer­den uns den mannigfaltigen europäischen Aufgaben während unserer Präsidentschaft mit ganzer Kraft stellen. Ein ganz wesentlicher Bereich im Interesse der Sicherheit


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