müssen wir sehen. Wir müssen die Financiers des Terrorismus austrocknen. Dazu bedarf es mehr Möglichkeiten, als wir sie bisher haben.
Zweitens: Ich halte überhaupt nichts von
der Ideenwelt eines Samuel
Huntington mit seinem Buch „The Clash of Civilizations“, der nun einige verfallen sind. Das scheint mittlerweile irgendwo
die Grundlage zu sein, dass die Ost-West-Konfrontation in eine
christlich-islamische Konfrontation mutiert sei. – Das ist Schwachsinn!
Das ist nicht der Fall!
Tatsache
ist, dass wir islamische Gesellschaften in Europa, in den USA, wo auch immer
haben und dass es kein Gegensatz der christlichen oder der islamischen Welt
zueinander ist. Aber Tatsache ist, dass es Traumatisierungen gibt,
Traumatisierungen in der islamischen Welt durch ein Grundübel, und auch wir
haben es erst durch die Bildung der Europäischen Union geschafft, dieses
Grundübel, nämlich den Nationalismus, endlich zu besiegen. Aber als ich heute
dem Landeshauptmann von Kärnten zugehört habe, habe ich mir gedacht, wir sind
schon wieder in den Nationalismus zurückgefallen. – Das heißt, gerade
diese Wurzeln des Nationalismus bilden diesen Nährboden.
Es ist
wichtig für uns, gerade dort, wo wir multi-ethnische Kleinode haben, nach wie
vor eine ganz aktive Politik zu betreiben, zum Beispiel was Bosnien, aber auch
was den Kosovo betrifft. Da kann Europa zeigen, wie integrationsfähig es ist,
und da schaffen wir es, genau dieses Gedankenbild eines amerikanischen
Pseudowissenschaftlers, wie es Huntington ist, Lügen zu strafen.
Für mich
ist es umso bitterer, dass diese gesamte Diskussion um den Beitritt der Türkei
auf dieser Ebene geführt wird – ohne zu sehen, welche historische Chance
ein Beitritt der Türkei in der Überwindung dieser unsäglichen Diskussion wäre,
dass es einen Gegensatz zwischen der christlichen und der islamischen Religion
gebe. – Keine anderen Religionen stehen einander näher als diese beiden
Religionen. Sie haben zum Teil sogar dieselben Heiligen, und sie fußen zum Teil
auf denselben Mythen, wenn man das einmal so sagen will, auf denselben
Interpretationen. Gerade deshalb scheint mir ein viel weniger aufgeregter, ein
viel weniger ängstlicher Umgang mit der Bewerbung der Türkei ganz, ganz
wichtig.
Das
dient der Austrocknung des Terrorismus, das dient dazu, endlich die Financiers
des Terrorismus nach vorne zu holen. Die Milliarden von Dollar, die zur
Finanzierung des Terrorismus notwendig sind, liegen auf unseren Banken, liegen
im internationalen Finanzgeschäft. Da gilt es, aktiv anzusetzen.
Lieber
Herr Kollege Kühnel, es geht nicht darum – so schrecklich jegliches
Attentat ist –, denn das Hauptziel all dieser Attentate ist die liberale
und offene Gesellschaftsordnung. (Bundesrat Dr. Kühnel:
Das habe ich gesagt!) Genau die Reaktion, die wir setzen, die
immer wieder in diesen Forderungen im Kampf gegen Terrorismus zum Ausdruck
kommt, bewirkt, dass wir eigentlich die Ziele des Terrorismus erfüllen, indem
wir unsere liberale Gesellschaftsordnung und unsere Bürgerrechte einschränken,
einschränken, einschränken – und das mit dem Hinweis: Wir bekämpfen den
Terrorismus! Genau da schafft der Terrorismus systematisch jene Veränderung
einer Gesellschaft, die er sich letztlich zum Ziel gesetzt hat.
Lieber Kollege Kühnel, ich würde Sie einfach bitten, verwenden Sie für Staaten, die sich in der UNO befinden, nicht die Definition der Amerikaner, die einige als „Schurken-Staaten“ bezeichnen. Das ist Reagan und Bush. Ich glaube, wir haben es nicht notwendig, von „Schurken-Staaten“ zu sprechen. Das ist amerikanische Kriegsrhetorik und Cowboy-Mentalität. Ich kenne keine „Schurken-Staaten“, sondern Staaten, in denen sich Menschen bemühen, demokratische Ordnungen zu erstellen, in denen es innere Diskussionen gibt, in denen es innere Spannungen gibt, aber ich kenne keinen
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