Bundesrat Stenographisches Protokoll 725. Sitzung / Seite 37

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Wir haben heute – ich möchte das an einem Beispiel erläutern – eine Vorlage auf der Tagesordnung, gegen die wir inhaltlich in vielen Bereichen sind. Wir sind nicht der Meinung, dass die Anhebung der Pendlerpauschale und die Erhöhung des Kilometer­geldes in einem Ausmaß erfolgen, das die sozialen Auswirkungen der Benzinpreiser­höhung und der damit verbundenen Kostensteigerungen auch nur irgendwie abfedert. Trotzdem: Wir werden heute dieser Vorlage zustimmen und wir werden einer vergleich­baren Vorlage auch nach dem November zustimmen, denn zumindest die 2 Cent sol­len den Österreichern nicht noch zwei Monate lang vorenthalten werden. Das verstehe ich unter Verantwortungsbewusstsein. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Sozialbericht, der diesen Tagesordnungspunkt bildet – ich sage das noch ein-
mal –, ist ein Bericht über ein Scheitern, wenn man eine positive Absicht unterstellt, ein Bericht über eine erfolgreiche Operation, wenn ich mir die politischen Überlegungen, die im Bereich der Regierungsparteien immer wieder hochkommen, in Erinnerung rufe.

Ich sage sehr deutlich dazu: Das ist der Punkt, der uns fundamental scheidet. Niemand wird bezweifeln, dass in diesem Land Reformen und Veränderungen notwendig sind. Niemand – und wir werden das nicht tun – sollte sich als Parole auf die Fahnen schrei­ben, es darf sich nichts ändern, sonst könnte sich irgendjemand unwohl fühlen. Aber jeder muss wissen, dass jede gesetzliche Veränderung, jede organisatorische Verän­derung tief in das Leben von Menschen eingreift. Und es sollte am Vorblatt wohl jeder Gesetzesvorlage eine ernste Folgenüberprüfung jeder gesetzlichen Maßnahme auf­scheinen: Was tue ich damit den Menschen an? Ist der positive Effekt – Einsparung, Verwaltungsvereinfachung – wirklich ein so großer und starker, dass ich den Norm­unterworfenen, den Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern das antun kann? (Bundesrat Dr. Kühnel: Welche Kommission soll das tun, Herr Abgeordneter?)

Die Kommission ist permanent zusammengesetzt und besteht aus den österreichi­schen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) Wie ich schon sagte, die letzten beiden Zwischenberichte dieser Kommission lagen am vergangenen und vorvergangenen Sonntag vor, der nächste ist in zehn Tagen zu erwarten, und ich empfehle ihn insbesondere Ihnen, Kollege Kühnel, zur besonderen Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Wissen Sie, ich mische mich in Ihre Angelegenheiten ja ungern ein. (Ironische Heiter­keit bei der ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Herr Kollege, man sollte jedem die Fehler, für die er prädestiniert ist, begehen lassen, und daran möchte ich niemanden hindern. Sie sollten allerdings nicht auf dem Rücken der Österreicherin­nen und Österreicher ausgetragen werden.

Herr Kollege Kühnel! Sie haben es als Mandatar des 1. Bezirkes schriftlich, dass Ihr christdemokratisches Verhalten irgendwie in Zweifel zu ziehen ist. Ich weiß nicht, ob auch Sie einen günstigen Parkplatz haben. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Aber ich will mich nicht mit den Bezirksproblemen von Wien Innere Stadt auseinander setzen. (Beifall bei der SPÖ.)

Kehren wir zu Wesentlichem zurück und halten wir Folgendes fest: Wir werden diesem Bericht selbstverständlich nicht zustimmen – nicht, weil wir mit dem Inhalt nicht einver­standen sind, wie gesagt, bei aller Schönfärberei, er verrät vieles und er macht auf vie­les aufmerksam, aber wir können ihm natürlich nicht zustimmen, weil er der Ausdruck der so genannten Sozialpolitik dieser Bundesregierung ist. Diese lehnen wir ab, wir halten ihre Konsequenzen für wirklich bedenklich. Wer immer nach dem Herbst 2006 dieses Land zu regieren haben wird, hat gerade auf diesem Gebiet einen gewaltigen und auch kostspieligen Nachholbedarf, den diese Bundesregierung hinterlässt.

Dennoch, wir sagen mit klarer Deutlichkeit: Für diese Politik und für diesen fundamen­talen Unterschied zwischen unserer Politik und einer auch ein bisschen selbstverlieb-


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