Bundesrat Stenographisches Protokoll 725. Sitzung / Seite 151

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Die Leiharbeit – ein Riesenproblem.

Abfallentsorger könnten in Österreich nach Recht des Herkunftslandes tätig werden und damit den hohen österreichischen Umweltstandard untergraben, und so weiter.

Das Herkunftslandprinzip würde den Standortwettbewerb weiter anheizen, und zwar mit einer Spirale dramatisch nach unten. Ich gebe Folgendes zu bedenken:

Mister Europa, Jacques Delors, hat, als er die Europäer für eine Zustimmung zu dem Binnenmarktprojekt gewinnen wollte, gesagt, vor einer Marktöffnung werden Rahmen­bedingungen und Mindeststandards in den einzelnen Sektoren zu harmonisieren sein. – Vor einer Marktöffnung!

Jacques Delors hat weiters gesagt, die europäischen Sozialpartner können dabei aktiv mitgestalten über einen sozialen Dialog. – Ist auch nicht erfüllt worden.

Zusammengefasst sei gesagt, hinter diesem harmlosen Wort „Richtlinie“ verbirgt sich ein Instrument, das gewaltige Auswirkungen auf das Zusammenleben, auf das Wirt­schaftsleben, auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben würde. Europas sozia­les Gefüge würde zertrümmert, kein Stein bliebe auf dem anderen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich dramatisiere nicht – das ist die Meinung der Experten!

Offensichtlich teilten die Landtage diese Sorge, denn sie forderten die Regierung auf, diese Richtlinie mit dem Herkunftslandprinzip zu Fall zu bringen. Der in diesem Zusam­menhang von der Österreichischen Volkspartei eingebrachte Antrag ist meines Erach­tens zu vage formuliert. Sie machen den den Markt betreffenden radikalen Intentionen von Minister Bartenstein die Mauer mit Ihren Formulierungen, dass Barrieren abgebaut werden sollen. – Was sind Barrieren? Barrieren sind immer auch Schutzmaßnahmen für inländische Märkte, egal ob Arbeitsmärkte oder Warenmärkte oder Dienstleistungs­märkte. (Bundesrat Dr. Kühnel: ... falsche Organisation!)

Sie würden dem Föderalismus einen Bärendienst erweisen, wenn Sie hier den zentra­len Vorgaben des Ministeriums folgen. Negieren Sie den Klubzwang auf Regierungs­seite, verhöhnen Sie nicht die von der Verfassung vorgesehene Aufgabe für den Bun­desrat! (Bundesrat Weiss: Also das ist schon ein starkes Stück, diese Formulierung, finden Sie nicht!) Ja, das ist ein starkes Stück, was da bevorsteht, was da geplant ist, was hier zur Debatte steht. Das ist ein starkes Stück (Zwischenruf des Bundesrates Schimböck), und das verlangt wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung.

Das ist ein Gesetzesgebilde, das von vielen Menschen noch nicht verstanden wird. Aber ich mache darauf aufmerksam, die Leute spüren sehr wohl, was das heißt. (Bun­desrat Mag. Himmer: Wenn Sie diejenigen überzeugen wollen ...!) Die französische Bevölkerung hat nicht zufällig die Europäische Verfassung abgelehnt. (Neuerlicher Zwi­schenruf des Bundesrates Mag. Himmer. – Bundesrat Hösele: Unterstellen Sie denen, was Präsident Weiss hier vorgetragen hat?)

Es gibt ja Entschließungsanträge der Landtage. Aus gutem Grund wird dort vor allem das Herkunftslandprinzip abgelehnt. (Bundesrat Hösele: Haben Sie zugehört? – Wei­tere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Minister Bartenstein braucht hier offensichtlich gar nicht zu erscheinen, was ich ebenso bedauere wie mein Kollege Schimböck angesichts dieser Thematik, die eine derartige Tragweite hat. Entweder verlässt er sich auf Sie (in Richtung ÖVP), dass Sie ohnehin seine Geschäfte erledigen, oder er nimmt den Bundesrat nicht ernst, ich weiß es nicht. Man kann das interpretieren in jede Richtung.

Ich erinnere Sie, Kollege Kneifel, Kollege Tiefnig, Kollege Wolfinger, Kollege Baier, Kol­lege Spiegelfeld-Schneeburg, ich erinnere euch: Es gibt zwei einstimmige Beschlüsse des Oberösterreichischen Landtages, der letzte von voriger Woche, und der Oberös-


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