Bundesrat Stenographisches Protokoll 729. Sitzung / Seite 60

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Wahr ist, dass im dicht verbauten Gebiet besondere Bedingungen herrschen, einfach auf Grund der Verkehrsdichte. Wahr ist, dass die Länder die ganz spezifischen Bedin­gungen und natürlich die örtlichen Verhältnisse am besten kennend auch im Bereich der Bundesstraßen Maßnahmen beschließen konnten und können, aber dass sie nun, weil sie ja offenbar verantwortungslos, unfähig oder sonst irgendwas sind, den Ober­lehrer Verkehrsminister brauchen, der nach drei Monaten sagt: Danke, setzen, Nicht genügend!, und die Maßnahme wieder aufheben kann.

Das ist mit Sicherheit keine gute föderalistische Lösung, und jenseits der Sachargu­mente war aus den Bundesländern selbstverständlich auch zu hören, dass sie diese Umgangsweise nicht besonders schätzen. Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass es natürlich ein besonderes Kuriosum ist, solche Beschränkungen – aber das Problem wird sich ja bald lösen – von einem Verkehrsminister kontrollieren zu lassen, der überhaupt über die Straßen zu brettern beabsichtigt, individuell mit Blaulicht und kollektiv zumindest auf Versuchsstrecken in Kärnten und, wenn es geht, auf vielen, vielen Autobahnabschnitten mit 160 Stundenkilometern.

Da gebe ich schon zu, dass da wirklich eine geistige Verschiedenheit besteht zwischen den Vertretern des Umweltschutzes und den Ländern und dem Herrn Vizekanzler, aber wie gesagt ich halte das für ein abwartbares Problem. Was ich nicht für ein abwartba­res Problem halte, ist die Tatsache, dass diese Zensorenhaltung gegenüber den Bun­desländern einer bundesstaatlichen Rechtsordnung einfach nicht angemessen ist.

Es wird also ganz offensichtlich, meine Damen und Herren von der ÖVP und den Sie unterstützenden Bundesräten, ein Einspruch werden, und es wird langsam Zeit, Kol­lege Bieringer, dass du dich daran gewöhnst, dass diese Möglichkeit des Bundesrates nicht nur im theoretischen Unterricht für Besuchergruppen vorkommt, sondern auch in der alltäglichen Praxis unseres Hauses. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Bun­desrat Bieringer: Verzögerungstaktik ist das und sonst gar nichts!) Kollege Bieringer, ich bin sofort dabei, gemeinsam mit dir einen weiteren entsprechenden Verfassungsän­derungsantrag an den Nationalrat zu richten, dass wir in bestimmten Fällen nicht ver­zögern, sondern tatsächlich ablehnen können. Also bitte, wenn das ein entsprechender Vorschlag war. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Bieringer: Vor zwei Jahren habt ihr das noch anders gesehen! Wieso?) Es gibt ja viele Fälle, wo ich mit dem Verzögern gar nicht zufrieden bin, sondern mir sehr wünschen würde, eine Enderledigung im Bun­desrat beschließen zu können. Aber der Kollege Bieringer hat offenbar einen neuen Tagesordnungspunkt „Allfälliges“ bei jeder Bundesratssitzung erfunden, daher hat er auch heute wieder seine Aufregung über die Blockadepolitik – ach, wie böse! – der SPÖ, der jedes Mittel recht ist, absondern müssen.

Nun, damit können wir naturgemäß leben, ich finde es allerdings merkwürdig, dass der Vertreter einer Partei, die den wahrhaft mörderischen Slogan „Speed kills“ in die Politik eingeführt hat, mit der Langsamkeit, die wir jetzt einführen, ein so großes Problem hat. Die killt nämlich nicht, aber sie regt etwas an, was wir uns von dieser Regierung ohne­hin wünschen würden: nachzudenken, bevor man handelt, und, Kollege Bieringer, nachzudenken, bevor man redet. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

12.00


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker.

 


12.00.00

Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Was wir hier vorliegen haben, ist ein Gesetzentwurf, der auf Grund seiner Tragweite und seiner absoluten Problematik


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