Bundesrat Stenographisches Protokoll 730. Sitzung / Seite 86

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Im Burgenland stehen derzeit in 51 Gemeinden und Ortsteilen zweisprachige Ortsta­feln. In 47 Orten tragen sie deutsche und kroatische, in vier Orten deutsche und unga­rische Aufschriften. Zwar war es auch im jüngsten Bundesland – in unserem Bundes­land Burgenland – ein langer Prozess bis zur Umsetzung, aber dieser verlief konfliktfrei und erfolgte ohne Minderheitenfeststellung. Das Aufstellen der Ortstafeln vor fünfein­halb Jahren verlief problemlos. Die Premiere erfolgte bereits im Jahr 2000, als die erste zweisprachige Ortstafel enthüllt wurde.

Diesem historischen Akt waren natürlich auch Diskussionen vorausgegangen. Den Verordnungsentwurf zur Bestimmung der Gebietsteile mit topographischen Bezeich­nungen nicht nur in deutscher, sondern auch in kroatischer beziehungsweise ungari­scher Sprache schickte der damalige Bundeskanzler der SPÖ, Viktor Klima, zur Begut­achtung aus.

Ich persönlich freue mich, dass die Umsetzung in unserem Bundesland Burgenland über alle politischen Grenzen hinweg gelungen ist und dass diese Thematik im Burgen­land kein Konfliktpotential war und ist. Die zweisprachigen Ortstafeln sind ein Symbol für das friedliche Zusammenleben und dafür, dass die Menschen Verständnis füreinan­der haben. Die burgenländische Bevölkerung zeigt demokratisches Verständnis und ist dadurch sicher ein Vorbild für Europa.

Desto verwunderlicher ist für mich die Tatsache, dass im Bundesland Kärnten mit Lan­deshauptmann Haider die tragenden Säulen der Republik und des Rechtsstaates nicht respektiert werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt für mich lediglich zwei Dinge, auf die ich die Vorgangsweise, das Handeln oder das Denken des Landeshauptmanns aus Kärnten – wenn auch nur annähernd – ver­stehen kann. Erstens: Er tut das, um von den wirklichen Problemen der Menschen in unserem Land abzulenken. (Bundesrat Molzbichler: Wahltaktische Überlegungen!) Und zweitens: Er tut das, um mit grotesken Emotionen um zweisprachige Ortstafeln ausreichend Stimmen für ein Grundmandat der BZÖ über die Nationalratswahlen hin­aus zu sichern. (Bundesrat Molzbichler: Genau! So schaut’s aus!)

In dieser Causa ist aber vor allem der Herr Bundeskanzler gefordert, wie es unser Herr Bundespräsident Dr. Heinz Fischer in deutlichen Worten ausdrückte: Verfassungsge­richtshof-Erkenntnisse müssen respektiert und müssen vollzogen werden!

Meine sehr geschätzten Damen und Herren, ich freue mich, bei meiner heutigen Jung­fernrede hier im Bundesrat die Zustimmung der SPÖ für die Änderung des Volkszäh­lungsgesetzes ankündigen zu können, aber ich würde mich natürlich über die Zustim­mung aller Parteien und Mandatare freuen.

In einem modernen und demokratischen Rechtsstaat muss die Erhebung der Mutter­sprache und der Umgangssprache der Bevölkerung im Rahmen der regulären Volks­zählung stattfinden. (Beifall bei der SPÖ.)

16.54


Präsidentin Sissy Roth-Halvax: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Frau Bun­desrätin Blatnik. Ich erteile es ihr.

 


16.54.25

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Frau Präsidentin! Gospa president! Herr Staatssekretär! Gospod državni sekretar! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir reden so viel über das gemeinsame Europa, über das, was im gemeinsamen Europa wichtig ist, und wir wissen alle, dass im gemeinsamen Europa sehr viele Kulturen und sehr viele Sprachen aneinander kommen.

 


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