Bundesrat Stenographisches Protokoll 730. Sitzung / Seite 91

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eine Anekdote: Als die Secession im Bau war – und für Nicht-Wiener sei dazugesagt: da gibt es außen einen Fries –, stand dort ein typischer Wiener davor und maulte: Eulen soll’n des sei? Sei Lebtag san des kane Eulen net! Worauf ein dem Sezessionis­mus wohler gesinnter Bürger vorbeiging und polemisch fragte: Und woher wissen Sie, dass das Eulen sein sollen? Antwortete jener: Na, das sicht ma do! (Allgemeine Heiter­keit.)

So ähnlich ist das mit den Kärntner Slowenen. Jeder Kärntner weiß, wo die Slowenen daheim sind – mit oder ohne Zählung –, aber wenn es ernst wird, sagt jeder: Bitte, wir haben keine Ahnung, wo sie sind, man muss sie doch zählen, möglichst mit einem Namensschilderl oder mit einem Anstecker, damit sie als solche beim Schnellfahren kenntlich sind, damit man keinen Slowenen überfahrt.

Bitte, das ist doch das reine Theater! Es gibt das klar definierte, jedem Kärntner be­kannte zweisprachige Gebiet. Überall dort stellt eine gutwillige Mehrheit Tafeln auf. Das ist doch selbstverständlich!

Es gibt in Westungarn deutschsprachige Ortstafeln. Die Ungarn haben die noch nie ge­zählt. Dort gibt es eine Volksgruppenvertretung, wo deutsche und andere Volksgrup­pen, wo jeder, der sich berufen fühlt, die Funktionäre wählen kann. (Bundesrat Ing. Kampl: Fahren Sie nach Gottschee!) – Entschuldigen Sie, Herr Kollege, ich habe von Ungarn gesprochen. In meiner düsteren Erinnerung liegt Gottschee nicht in Un­garn. (Bundesrat Ing. Kampl: Ich rede von Slowenien!) – Ja, aber ich habe von Ungarn geredet. Darf ich von dem reden, worüber ich reden will, oder gibt es eine Verpflich­tung, über das zu reden, worüber Sie reden wollen? (Heiterkeit bei der SPÖ.)

Es wurde mit Recht darauf hingewiesen, dass die größere, italienische Minderheit in Slowenien einen Virilsitz im Parlament hat, und zwar völlig unabhängig von ihrer Zahl. Jeder weiß, dass es diese Minderheit gibt. Durch Deklaration wird man zum Wähler für diesen Virilsitz – und das ist es auch schon. Es gibt eben auch andere Zugänge zu die­sem Thema. Mein Zugang – zugegebenermaßen – ist, dass die Mehrheit besser fährt, wenn sie großzügig, entgegenkommend und weltoffen ist.

Die ständige Berufung auf das Jahr 1918 ist zunehmend, auch für die jungen Kärntne­rinnen und Kärntner – und ich weiß das aus vielen persönlichen Gesprächen –, nur noch skurril.

Die Beschwörung nicht existenter Atlanten, aus denen wieder einmal Gebietsforderun­gen des EU-Mitgliedstaates Slowenien gegen Kärnten abgeleitet werden, ist nur mehr absurd. Ich glaube, es tut dem Land Kärnten – nicht mir, nicht den Wienern, nicht den restlichen Österreichern, sondern dem Land Kärnten – sehr, sehr gut, und zwar nicht nur für seine Außendarstellung, von der zu Recht die Rede war, sondern auch für die eigene Seelengesundheit, dieses Thema einmal anders zu behandeln, nämlich nicht mit dem Aufzählen: 77 Ortstafeln sind es schon, 128 haben wir angeboten, und dann gibt es ein paar Extremisten, die verlangen 150, sondern indem man aufeinander zu­geht, und zwar nicht mit dem Messer. (Bundesrat Ing. Kampl: Was tun wir?)

Herr Kollege Kampl, der Kärntner Landeshauptmann hat in die österreichische poli­tische Debatte einen Stil eingeführt, für den es davor – das räume ich ein – kein Vorbild gegeben hat. Nicht der amtierende, aber der vorige Präsident des Verfassungsge­richtshofs, der bekanntlich Adamovich hieß – er heißt immer noch so, aber er ist nicht mehr Präsident –, wurde von ihm mit dem netten Sager bedacht, dass man bei diesem Herrn zuerst einmal nachschauen muss, ob er überhaupt eine gültige Aufenthaltsbewil­ligung habe. (Bundesrat Mag. Himmer: Na, na!)

Herr Kollege, das, was der Parteivorsitzende der SPÖ gesagt hat, ist nicht mein Sprechstil, das gebe ich zu, aber ich hole ihn jetzt ein. Herr Kollege Kampl, ich werde


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