Bundesrat Stenographisches Protokoll 730. Sitzung / Seite 103

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und administrativen Erfordernisse zu erstellenden Stundenplan, der ohne größere Än­derung vom dritten Schultag der ersten Woche durchgehend bis zum letzten Schultag des Schuljahres gilt, halte ich aber aus praktischer Sicht für nicht möglich, für nur theo­retisch durchführbar – aber die Praxis wird das bereits im kommenden Schuljahr zei­gen. Möglich wäre meiner Meinung nach ein provisorischer Stundenplan über einen Zeitraum von ein- bis eineinhalb Wochen.

Damit der Regelunterricht ab Mittwoch der ersten Schulwoche stattfinden kann, ist es erforderlich, dass die Werteinheiten- und Dienstpostenzuteilungen früher als jetzt erfol­gen. Da sehe ich in der nächsten Zukunft aber bereits Schwierigkeiten in der prakti­schen Umsetzung.

Eine zweite Klassifikationskonferenz sollte laut erstem Entwurf, wie wir wissen, in der vorletzten Schulwoche stattfinden. Dies hätte das Problem gebracht, dass die Fünfta­gefrist nicht eingehalten hätte werden können. Die jetzige Lösung ist sicherlich praxis­nah.

Die Unterstützung der Schulen und Lehrer betreffend Verwendung der Bildungsstan­dards steckt noch in den Kinderschuhen. Die diesbezügliche Kritik der Zukunftskom­mission ist berechtigt. Zusätzliche Informations- und Fortbildungsangebote sind daher dringend erforderlich. Es ist, glaube ich, falsch, wenn hier Feuerwehr gespielt wird, man muss auf Nachhaltigkeit setzen.

Das Land Burgenland – und ich verstehe mich natürlich auch als Vertreter des Landes hier in der Länderkammer – bezahlt gegenwärtig rund 4 Millionen € für die Pflichtschul­lehrer. Dies ist notwendig, um angesichts des Sparpakets des Bundes einen entspre­chenden Bildungsstandard im Land aufrechterhalten zu können. Es ist auch notwendig, Frau Minister, dass die Bundesregierung keine weitere Aushöhlung der Infrastruktur des ländlichen Raums vornimmt und ihren Finanzierungsverpflichtungen den Ländern, auch dem Bundesland Burgenland gegenüber zur Gänze nachkommt.

An den Lehrberuf werden, wie wir wissen, immer höhere Anforderungen gestellt. (Bun­desrat Dr. Kühnel: Das ist doch in Ordnung so, oder?) Lehrer sein bedeutet längst mehr, als nur reine Wissensvermittlung zu betreiben. Von Lehrerinnen und Lehrern wird nicht nur erwartet, dass sie den Schülern ein solides Basiswissen vermitteln, son­dern die moderne Gesellschaft erwartet von ihnen auch, Elternersatz, Erzieher, Mode­rator zu sein und teilweise auch Psychotherapeut zu sein. Um diesen Erwartungen annähernd gerecht werden zu können, ist es notwendig, dass auch die Rahmenbedin­gungen, die Arbeitsbedingungen passen. Individualisierung des Unterrichts, leistungs­differenzierter Unterricht und neue Lehr- und Lernformen sind in der heutigen Zeit not­wendiger denn je geworden. Eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 20, bei Schulen mit wenig gegliedertem Unterricht auf 18 ist für einen Unterricht nach Maßstä­ben der modernen Pädagogik unumgänglich. Dies auch deshalb, weil es durch eine steigende Anzahl verhaltenskreativer Schüler zu einer wachsenden psychischen und physischen Belastung des Lehrpersonals kommt.

Ich möchte nur anmerken, dass 78 Prozent der burgenländischen Volksschulen wenig gegliedert sind, das heißt, diese Schulen führen weniger als vier Klassen. Das Arbeiten mit 30 Schülern in bis zu vier Abteilungen ist natürlich nicht mehr zeitgemäß und nach Maßgabe der modernen Methodik auch nicht zumutbar. Eine entsprechende Forde­rung hat es im Land Burgenland gegeben. Eine Senkung der Klassenschülerhöchst­zahl, wie ich sie vorhin vertreten habe, wird auch vom Landeshauptmann und Landes­hauptmannstellvertreter des Burgenlandes unterstützt. Da Bildung Bundessache ist, möchte ich auch im Interesse der Schulpartnerschaft – Schüler, Eltern und Lehrer – die Bundesregierung und Sie, Frau Minister, auffordern, für die notwendigen Ressourcen zu sorgen, damit die Bildungsqualität im ländlichen Raum gesichert und weiterent-


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