Bundesrat Stenographisches Protokoll 730. Sitzung / Seite 106

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Da hier gesagt wurde, wir sollen Dienstposten frühzeitig zur Verfügung stellen: Wir ha­ben jetzt schon den Ländern zugesagt, wie viele Dienstposten sie bekommen werden. So etwas hat es unter anderen Unterrichtsministern überhaupt noch nie gegeben! Ich war selber Landesschulratspräsidentin, ich weiß das daher ganz genau. Im Herbst hat man oft noch nicht gewusst, wie viele Dienstposten man bekommt.

Wir haben jetzt, nachdem die Länder die Angaben gemacht haben, wie viele Kinder sie wo haben werden, bereits die Dienstposteneinteilung vorgenommen. So früh hat es das früher überhaupt noch nie gegeben!

Dankenswerterweise haben ja bereits Vorredner erwähnt, was an Qualitätsweiterent­wicklung in diesem Schulpaket enthalten ist! Aber ich sage Ihnen: Gerade aus einer solchen Diskussion kommen auch die Unterschiede heraus, und ich stehe zu diesen Unterschieden: Wir setzen auf Qualität – und nicht auf Organisationsveränderung! Das ist der Unterschied, und das müssen wir den Menschen in Österreich auch sagen.

Wir wollen in unseren guten Volksschulen, in unseren guten Hauptschulen, in unseren guten Gymnasien, in unseren guten Sonderschulen, in unseren guten Polytechnischen Schulen, in unseren guten weiterführenden Schulen die Qualität weiterentwickeln. Höchste Qualität in allen Bereichen – von denen, die sich schwerer tun, bis zur speziel­len Begabtenförderung – ,das ist unser Ziel! Wir meinen nicht, dass man lediglich durch eine Organisationsänderung die Qualität der Schule verbessert. Wir setzen dar­auf, die Kinder individuell zu fördern – und sie nicht in eine Gesamtschule zu stecken. (Bundesrat Preiner: Und was sagen Sie zu den Vorstellungen der VP-Bildungslandes­rätin der Steiermark?)

Wir setzen darauf, den Eltern die Freiheit zu geben, zu sagen: Wir brauchen eine Tagesbetreuung. Wir zwingen die Kinder nicht den ganzen Tag in die Schule hinein! – Das sind die Unterschiede, und diese Unterschiede muss man auch ganz klar auf den Tisch legen – und dann hat der Bürger/die Bürgerin die Wahl. (Bundesrat Preiner: Das steht im Widerspruch zu den Aussagen der Bildungslandesrätin der Steiermark!)

Wir wollen keine Oberstufe „neu“ im Gymnasium – aber wir haben neue Lehrpläne gemacht –, weil wir nicht die Zusammenlegung der gymnasialen Oberstufe mit den berufsbildenden Schulen wollen, sondern diese guten Schulen in Österreich erhalten möchten.

Da von einem Vorredner hier gesagt wurde, Schule sei eine „Ersatzinstitution“. – Ich sage Ihnen ganz klar: Schule ist nicht die Reparaturwerkstätte der Gesellschaft, son­dern Schule muss den jungen Menschen eine bestmögliche Ausbildung, eine gesamt­hafte Persönlichkeitsbildung ermöglichen. Wenn Sie sich zum Beispiel gerade in Wien die Mühe machen würden, sich die Hauptschulen anzuschauen – manche nennen sich ja jetzt „Mittelschule“, sind aber keine Gesamtschule –, was die für ihre Kinder ma­chen! – Ich sage Ihnen: Das ist wirklich bewundernswert! Viele Lehrer gehen sogar und schauen, dass ihre Schüler, die sich schwerer tun, einen Lehrplatz bekommen! Glau­ben Sie, man würde das in einer Gesamtschule – ich kenne einige Gesamtschulen – so individuell und so zielorientiert machen?!

Deswegen: Lassen wir unsere guten Hauptschulen leben, lassen wir unsere guten Gymnasien leben – und schaffen wir die besten Übertrittsmöglichkeiten! Eine hundert­prozentige Durchlässigkeit wird überall als äußerst positiv bewertet. 50 Prozent der Maturanten und Maturantinnen kommen über die Hauptschule zur Matura; die Haupt­schule ist eine gute Schule. Und mit der Berufsreifeprüfung wurde in Österreich die Möglichkeit geschaffen, dass jeder, der eine Lehre macht und sich weiterbilden möch­te, ein Studium absolvieren kann. Das ist einzigartig in ganz Europa!

 


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