Bundesrat Stenographisches Protokoll 732. Sitzung / Seite 28

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Ich würde Sie wirklich bitten, Herr Dr. Schnider, dass Sie ein bisschen von der Polemik abrücken und sich sachlich informieren (Ruf bei der ÖVP: So wie Sie!), wenn ich mir anschaue, dass im Vorjahr fast 8 000 Menschen mit einem akademischen Abschluss in Österreich arbeitslos waren. Fast 8 000 – und Sie haben von „so etwas“ gesprochen. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Schnider.) Das ist nicht „so etwas“, Herr Dr. Schni­der! Ich erinnere Sie hier wirklich an Ihre katholische Soziallehre, mit der Sie sich si­cherlich auseinander gesetzt haben. Das ist nicht „so etwas“, Herr Dr. Schnider, 8 000 arbeitslose Menschen mit einem akademischen Abschluss in unserem Land!

Ich habe das ein bisschen analysiert, und so ist es auch zu diesem Antrag gekommen. Immerhin kommen 44,1 Prozent dieser arbeitslosen Akademiker aus den Bereichen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, der Rechtswissenschaften und der Han­delswissenschaften. Das sind eigentlich sehr ambitionierte, und viele noch sehr junge Menschen, die sich dann oft etwas anderes suchen, und bisher war es eben so, dass sich viele in der Erwachsenenbildung betätigt haben. Ich halte das auch für eine gute Sache. Manche – und so bin ich zu diesem Thema gekommen – erwerben auch einen Gewerbeschein und sind dann in der Kommunikationsbranche, in der Beratungsbran­che und so weiter selbständig tätig.

Jetzt ist es so, dass wir in Anbetracht der Entwicklung am Arbeitsmarkt zu Recht sa­gen – das ist auch nicht gerade lustig, das ist auch nicht „so etwas“ –, es schaut ja so aus, dass wir uns eigentlich im Gegensatz zu den anderen EU-Ländern befinden. Immerhin 16 der 25 EU-Länder haben eine sinkende Arbeitslosenentwicklung, 16 von 25; bei uns ist sie gestiegen! (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Schnider.) Da sagt man natürlich, dass das Arbeitsmarktservice bei allen Weiterbildungsmaßnahmen einen gewissen Qualitätsstandard sichern muss. (Bundesrat Dr. Schnider: Warum in der Pädagogik?) Das halte ich auch für gut so, denn denjenigen, die dort etwas konsu­mieren, soll geholfen werden. Es geht um diese Sicherung des Qualitätsstandards im Arbeitsmarktbereich bei den Ausbildungsmaßnahmen, bei den Schulungen, die ja reichlich angeboten und auch in Anspruch genommen werden. Ich glaube, dass das wichtig ist; es gilt auch der Grundsatz des lebenslangen Lernens. Sie sehen, was hier geboten wird, sei es vom BFI, im Volkshochschulbereich, vom WIFI und so weiter. Dieser Qualitätsstandard kann nur erfüllt werden, wenn jene Akademiker, die dort leh­rend tätig sind, eben ein gewisses Mindestmaß an Zusatzqualifikationen in der Päda­gogik und in der Didaktik nachweisen können. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundes­rates Dr. Schnider.)

Wenn einfach das Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien vorgelesen wird – das kann sich jeder in jeder Buchhandlung anschauen –, wenn damit so gewachelt wird, wie es Herr Dr. Schnider getan hat, und gesagt wird: na ja, es gibt ja so viele Vorlesun­gen in Didaktik und Pädagogik, dann möchte ich schon daran erinnern, dass meines Wissens nicht alle Studierenden in Wien studieren und dass man zum Beispiel in Linz nur den wirtschaftspädagogischen Bereich zur Verfügung hat, der eine eher beschei­dene Ausstattung hat. Ich habe mich noch nicht darüber informiert, wie es in der katho­lischen Privatuniversität in Linz ausschaut (Bundesrat Dr. Schnider: Wird auch ange­boten, dort!), vielleicht – das wüssten Sie besser – gibt es dort Möglichkeiten. Aber das ist eher eine sehr kleine Universität, und wenn ich von 8 000 gesprochen habe, um die es hier geht, dann wissen wir ungefähr, in welche Richtung es geht.

Daher glaube ich, es ist im Angesicht der Entwicklung dieser Arbeitslosenzahlen not­wendig – und ich weiß, dass das nur ein ganz kleiner Mosaikstein sein kann –, dass wir diese Zusatzqualitäten einfordern. Ich ersuche Sie daher, diesem Antrag beizutreten und die Polemik bei einem so ernsten Thema hintanzuhalten. – Ich danke für Ihre Auf­merksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

10.10

 


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