Diese wird nach
Aussagen unserer estnischen Freunde im Mai oder Juni abgeschlossen sein, also
noch während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft. Gleiches gilt für
Finnland. Ich glaube, dass das bemerkenswerte Anzeichen sind.
Ich sage nicht,
dass damit eine Lösung möglich sein wird – einige von uns sind Juristen
und wissen, wie komplex die völkerrechtliche Situation ist –, aber
trotzdem bin ich zuversichtlich, denn wir reden wieder über dieses Projekt
„Verfassungsvertrag“. Es geht nämlich auch um den Verfassungs-Prozess –
nicht nur um einen Text und sein juristisches Schicksal. Und gerade deswegen
ist mir der Hinweis auf das europäische Lebensmodell so wichtig – weil da
auch wieder ein Weg führt zu den Grundsätzen und zu den Werten, die wir
gemeinsam haben und die keiner – auch nicht in dieser laufenden
Diskussion – in Wirklichkeit in Frage gestellt hat.
Das ist für mich
ein bemerkenswertes Teilergebnis, das ich während dieser Nachdenkpause auch
einmal anmerken möchte. Leider wird es auch gerne schlecht gemacht. Ich meine:
Wenn wir nicht dauernd schlecht über Europa reden und über die Möglichkeiten,
die wir haben, und über das, was wir erreicht haben, dann werden wir schon
dadurch einen Beitrag dazu leisten, dass eine Klimaverbesserung und damit auch
eine Erhöhung des Schwunges in das europäische Projekt kommt.
Mehrere Redner
haben das Thema „EU-Beitritt der Türkei“ angesprochen, unter anderen auch Sie,
Herr Bundesrat Schennach, und ich darf Ihnen sagen: Ich bin mit Ihnen nicht
einer Meinung, wenn Sie sagen, dass aus dem Außenpolitischen Bericht 2004
ganz klar hervorginge, dass die Türkei von Österreich nichts zu erwarten habe.
So haben Sie es formuliert. – Meiner Meinung nach ist das unzutreffend! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte zu
diesem Punkt ganz ausdrücklich festhalten: Ich möchte nicht, dass mein Beitrag
zur Entscheidung des 3. Oktober missverstanden und uminterpretiert wird.
Ich habe mich immer für eine enge und dynamische Partnerschaft mit der Türkei
eingesetzt; die Beitrittsverhandlungen haben begonnen; die strategische
Entscheidung wurde getroffen.
Ich hätte mir mehr
Differenzierungsmöglichkeit, das konkrete Ansprechen einer Alternativ-Variante
vorstellen können – eine Vorstellung, die übrigens mittlerweile von breiten
Kreisen geteilt wird und wo in der langfristigen Perspektive ganz bewusst auch
ein Beitritt der Türkei nicht ausgeschlossen wird. Das habe ich immer gesagt.
Die Geschichte hat
entschieden: Die Beitrittsverhandlungen laufen, aber wir sehen – und Sie
haben ja einige der Beispiele erwähnt, die uns Sorge machen – im Alltag,
was hier an Transformationsarbeit ansteht, und zu dieser Transformationsarbeit
leisten wir als Europäische Union unseren Beitrag. Aber wir dürfen unsere Augen
nicht verschließen vor den Verschärfungen in den verschiedenen gesetzlichen
Bestimmungen, etwa im Anti-Terrorbereich oder auch im Bereich der häuslichen
Gewalt. Das sind Themen, die uns beschäftigen, die wir im politischen Dialog
mit unseren türkischen Partnern sehr direkt und sehr offen vorbringen, denn nur
so können wir zu einer positiven Veränderung im Sinne dessen, was wir uns
unter einer „europäischen Türkei“ vorstellen, beitragen.
Nun möchte ich auch
hineingehen in das Thema „Europäische Union und der Islam“, das hier ebenfalls
angesprochen wurde.
Mein Anliegen war und ist es – ich möchte es gerne hier wiederholen –, innerhalb der Europäischen Union ganz hartnäckig für zwei Aspekte zu werben: nämlich einerseits die Hand auszustrecken in die islamische Welt hinaus zu unseren Partnern, um klarzustellen, was unser Beitrag ist, was unsere Vorstellungen sind, und um da zu einer
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