Bundesrat Stenographisches Protokoll 733. Sitzung / Seite 97

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werden sollen, die 2 bis 3 Milliarden € kosten, dann stellt sich meiner Meinung nach über kurz oder lang die Frage einer kilometerabhängigen Pkw-Maut, denn wie sonst soll die ASFINAG weiter agieren. Wie soll die ASFINAG mit diesen Vorgaben auch noch einen Gewinn machen? (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Mag. Ku­kacka.) – Das steht jetzt nicht zur Debatte. Ich bin nur dafür, dass man offen und ehrlich über diese Dinge diskutiert und nicht falsche Angaben in Unterlagen präsentiert. Darauf gehe ich aber später noch ein; auch die Pkw-Maut kommt noch einmal.

Zu den fünf neuen Bundesstraßen. – Wie gesagt, es sind das 200 neue Autobahnkilo­meter – und damit sind wir dann EU-weit weiterhin führend bei den Autobahnkilome­tern pro Kopf – und Kosten von 2 bis 3 Milliarden €. Die politische Entscheidung, ob diese Straßen gebaut werden sollen oder nicht, fällt jetzt – nicht erst in Zukunft mit einer UVP und Ähnlichem, sondern jetzt –, und meiner Meinung nach sind die Grund­lagen für diese politische Entscheidung noch nicht bekannt. Ich werde das auch noch näher begründen.

In den Gesetzeserläuterungen steht zum Beispiel: „Auswirkungen auf die Beschäfti­gung und den Wirtschaftsstandort Österreich:

Durch den Bau neuer Bundesstraßen und aufgrund der verkehrssichereren Ausgestal­tung des Bundesstraßennetzes ist mit positiven Auswirkungen für den Wirtschafts­standort Österreich zu rechnen.“

Warum? Ich habe nachgefragt, warum denn da mit positiven Auswirkungen zu rechnen wäre; das steht nämlich nicht in den Erläuterungen, wie man auf so eine Idee kommt. Ich glaube, Herr Kollege Himmer war es, der dann gesagt hat, zumindest durch den Bau würden schon viele Arbeitsplätze entstehen. – Abgesehen davon, dass diese Ar­beitsplätze, die durch den Autobahnbau entstehen, nicht wirklich nachhaltig sind, habe ich Folgendes in Erinnerung: Ich habe in letzter Zeit einige Plakate der ÖVP zum The­ma „BAWAG“ gesehen, und da steht, dass die ÖVP mit 2,3 Milliarden € 200 000 Ar­beitsplätze schaffen würde. Die würde ich dann gerne auf der Baustelle wiederfinden! Also das kann es wohl nicht sein. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wenn bei der ÖVP 2,3 Milliarden € 200 000 Arbeitsplätze sind, dann müssten eigentlich 200 000 Leute auf diesen Autobahnbaustellen beschäftigt sein. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das, glaube ich, war nicht gemeint. Ich glaube nicht, dass das in den Gesetzeserläuterun­gen wirklich damit gemeint war.

Es gibt noch dieses – ich würde es so bezeichnen – Märchen von den positiven Aus­wirkungen von Fernverkehrsstraßen auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Diese Geschichte ist prinzipiell schon seit langem widerlegt. Wenn so eine Fernver­kehrsstraße für irgendjemanden positive Auswirkungen hat, dann bekanntlich für den Anfangspunkt und für den Endpunkt, sprich für die Großstädte, die am Anfang und am Ende dieser Straße liegen, und nicht für die Region dazwischen. Es gibt auch eine Stu­die der Vereinigung Schweizerische Verkehrsingenieure, die im Auftrag des Schweizer Bundesamtes für Straßen erstellt wurde. Die Conclusio dieser Studie ist, dass die For­scher vor einer pauschalen Gleichsetzung, bessere Verkehrserschließung ist gleich re­gionaler Entwicklungsimpuls, warnen. Ich würde diese Warnung auch in Österreich wirklich ernst nehmen.

Des Weiteren: Eine Verkehrserschließung ist nicht unbedingt nur auf der Straße zu erreichen, eine Verkehrserschließung wäre auch sinnvoll und wichtig auf der Schiene beziehungsweise im Bereich des öffentlichen Verkehrs.

Für mich ist vorhin erwähnter Satz, der in den Gesetzeserläuterungen steht, nämlich dass mit positiven Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich durch den Bau dieser Bundesstraßen zu rechnen sei, eine Vermutung, aber nicht mehr. Und mit die­ser Vermutung begründen Sie Investitionen in der Höhe von 2 bis 3 Milliarden €. – Es


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