Bundesrat Stenographisches Protokoll 733. Sitzung / Seite 125

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Ich weiß schon, man kann Worte unterschiedlich interpretieren, aber ich glaube eigent­lich schon, dass freier Hochschulzugang in der normalen öffentlichen Wahrnehmung bedeutet, wenn ich etwas studieren will und die Matura bestanden habe, kann ich das auch studieren. Das war in Österreich so.

Das ist jetzt nicht mehr so, und insofern behaupte ich – und behaupten auch sehr viele Österreicherinnen und Österreicher, die vielleicht Medizin hätten studieren wollen und das nicht tun werden –: Ein freier Hochschulzugang ist das nicht mehr; es geht hier sehr wohl um Zugangsbeschränkungen, wie Sie es auch drehen und wenden.

Wir haben schon gehört, Österreich hat eine AkademikerInnenquote von 15 Prozent, der OECD-Durchschnitt liegt bei 24 Prozent, und jene Länder, die besonders gut sind, liegen bei über 30 Prozent. Es stimmt schon, dass es in anderen Ländern Berufsgrup­pen gibt, die akademisch sind, man kann aber jetzt nicht sagen, dann zählen wir jene in Österreich auch dazu, sondern diese müssen auch wirklich akademisch ausgebildet werden.

Das betrifft zum Beispiel nicht nur jene Personen, die an den Pädagogischen – jetzt neu – Hochschulen unterrichtet werden, das sähe ich eigentlich für alle Kinderbetreu­ungsberufe so. Auch Kindergärtnerinnen und Kindergärtner sollten durchaus eine aka­demische Ausbildung bekommen, denn das ist ein sehr verantwortungsvoller, wichtiger Job.

Ähnliches gilt für das Pflegepersonal. Es gibt sehr viele Berufsgruppen, die sehr wohl noch in eine Hochschulausbildung eingegliedert werden sollten, aber man kann jetzt nicht sagen, wir zählen diese Berufsgruppen einfach dazu, ohne dass es die entspre­chende Ausbildung gibt. Fakt ist, die AkademikerInnenquote in Österreich liegt bei 15 Prozent, und das ist im Durchschnitt wirklich erbärmlich niedrig. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

Angesichts dieser Tatsache sollte man meinen, wir unterhalten uns doch einmal zur Abwechslung darüber, wie man (Unruhe bei der ÖVP) – ich hoffe, ich störe die Herren nicht – diese Quote anheben könnte. Ich habe ein paar Vorschläge gemacht. Ich finde, die Frage sollte sein: Wie erhöhen wir diese Quote? Wie schaffen wir es, dass mehr junge Menschen in Österreich Abschlüsse an universitären Einrichtungen machen? – Stattdessen reden wir über Beschränkungen, auch wenn es Herr Kollege Baier viel­leicht anders sieht.

Und wir reden nicht nur über Beschränkungen für deutsche Studierende, die österrei­chischen Studierenden den Studienplatz wegnehmen, sondern es geht auch um Be­schränkungen, die österreichische Studierende treffen, Beispiel Medizin. Hier ist zwar von einer Anhebung der Zahl der Studienplätze gesprochen worden, aber wie das fi­nanziert wird, ist nicht geklärt.

Sie sagen, es gibt jetzt mehr Studienplätze – wer sie allerdings bezahlt, das steht in den Sternen. Wir reden auch nicht nur über Beschränkungen im Fach Medizin, son­dern auch in anderen Fächern. Auch das ist schon erwähnt worden.

Zur Medizin. Es ist tatsächlich eine vertrackte Situation, und ich glaube nicht, dass es jetzt sozusagen „auf die Schnelle“ eine gute Lösung für diese Situation gibt. Alles, was nun unternommen wird, kann nur zur Überbrückung dienen, um ein wenig Zeit zu ge­winnen, in der man sich eine ordentliche, vernünftige und sinnvolle Lösung überlegt.

Aber wenn jetzt eine Zwischenlösung beschlossen werden soll, ohne dass es Überle­gungen gibt, wie denn eine langfristige Lösung, eine tatsächliche Verbesserung der Situation ausschauen sollte, dann, so glaube ich, ist das nicht besonders ernst zu neh­men. Im Ausschuss ist immer wieder betont worden, das sei eine befristete Lösung.


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